Weimar. Mit „Der höllische Heinz“ wird der „Tatort“ in Weimar zum Western. Tschirner und Ulmen bekommen frischen Schwung im wilden Osten.

Der Indianerhäuptling heißt Wolfgang Weber und liegt tot im Fluss: Es riecht nach Lynch­justiz, ein paar Bleichgesichter trachteten ihm offenbar nach dem Leben. Und der frisch geteerte Kommissar bemüht sich um die Ermittlungen.

Nein, „der höllische Heinz“ wird gewiss kein Standard-„Tatort“, aber das ist der aus Weimar ohnehin nie. Und diesmal läuft er auch nicht auf dem heiligen Sonntagabend-Sendeplatz, sondern Neujahr. Da darf man sich vielleicht noch ein bisschen Extra-Raum für künstlerische Freiheiten genehmigen.

Murmel Clausen und Andreas Pflüger schreiben die skurrilen Krimi-Komödien mit schrulligem Personal aus der Goethe-Stadt seit 2013. Und Nora Tschirner und Christian Ulmen wickeln als Ermittler-Duo die Pointen zwischen höherem Blödsinn, sprachlichen Perlen und übelsten Kalauern in aller Regel lässiger ab als ihre Münsteraner Kollegen Prahl und Liefers.

Cowboyhut-Fanatiker in der Westernstadt

Daran ändert sich auch diesmal nichts, im Gegenteil, nach zwei etwas müderen Folgen bekommt das Team frischen Schwung im wilden Osten. Der befindet sich genauer gesagt in „El Doroda“, das schon im Namen Hollywood und neue Bundesländer so unwiderstehlich miteinander verknüpft. Eine Westernstadt, die viel mehr ist als ein Freizeitpark: Eine Handvoll Cowboyhut-Fanatiker haben sich hier häuslich niedergelassen.

Das gibt Regisseur Dustin Loose reichlich Gelegenheit, mit den Genre-Klischees herumzuspielen; er tut es eher liebevoll als spöttisch. Ohne bedeutungsschwangere Zeitlupen, zerfurchte, Bildschirm füllende Gesichter und unheilvolle Musikuntermalung läuft da nichts.

Der angenervte Dorf-Verwalter Heinz Knapps (wunderbar: Peter Kurth, „Babylon Berlin“) darf für einen Moment aussehen wie John Wayne, der Bestatter nimmt stets Schultermaß mit dem Band, wenn zwei sich gegenüberstehen, und Kommissar Lessing (Ulmen) führt eine Ohrfeigen-Nummer auf, wie sie einst für Terence Hill in „Mein Name ist Nobody“ erfunden wurde: All das macht Spaß, wenn man nicht gerade einen todernsten Krimi erwartet.

Kommissarin Kira Dorn ermittelt undercover

Lessings Frau und Kollegin Kira Dorn (Tschirner) heuert als cooles Cowgirl in der Kulissenstadt an und ermittelt undercover. Denn, auch das haben alle Weimarer „Tatorte“ gemein, ein kleiner schmutziger Krimi bildet bei allem Humor ja doch immer die Basis. Dieser ist im Vergleich zu den üblicherweise verschachtelten Geschichten sehr geradlinig und einfach erzählt.

Der Dorfchef, den sie nun tot aus dem Fluss ziehen, hatte geplant, „El Doroda“ mit seltenen Erden im Untergrund für viel Geld an eine Baulöwin zu verhökern. Marie Lou-Sellem spielt sie hinreißend als menschenverachtendes Super-Luder, ihr dämlicher Junior (Martin Baden) müht sich derweil einigermaßen erfolglos, mit seiner Bande den Ort zu terrorisieren.

Ganz gleich – man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, dass Dorn und Lessing in der letzten Einstellung davonreiten müssen. So gehört sich das schließlich im Western.

Fazit: So tickt der wilde Osten – köstlich!

1. Januar, 20.15 Uhr in der ARD