Berlin. Apu ist der indische Supermarkt-Chef bei den „Simpsons“. Kritiker sehen rassistische Stereotype. Verschwindet Apu nun aus der Show?

Der Kunde ist bei ihm immer nur dann König, wenn es wirklich sein muss. Apu Nahasapeemapetilon betreibt in der amerikanischen Kult-Serie „Die Simpsons“ den Kwik-E-Mart, eine Art Tankstellenshop ohne Tankstelle. Dort hat er keine Skrupel, Haltbarkeitsdaten zu fälschen oder Gebrauchtes zu verscherbeln. Standard-Spruch: „Beehren Sie uns bald wieder.“

Apu mit seiner Frau Manjula und den gemeinsamen Kinder – acht an der Zahl.
Apu mit seiner Frau Manjula und den gemeinsamen Kinder – acht an der Zahl. © Cinema Publishers Collection | imago

Nun könnte man Apu als Comic-Figur abtun, aber die Simpsons haben seit 30 Jahren eine besondere Strahlkraft, gelten in ihren besten Momenten als Gesellschaftssatire erster Güte. Entsprechend müssen sie sich auch mit Kritik auseinandersetzen, wenn sie dabei Grenzen überschreiten. Seit Jahren wird der Charakter heftig kritisiert. Apu sei vor allem eins: ein hochgradig rassistischer Stereotyp.

Der US-Comedian Han Kondabolu fasste die immer wieder – auch seinerseits – auftauchende Kritik 2017 in einer einstündigen Dokumentation zusammen: In „The Problem with Apu“ diskutiert er ausführlich, warum ein offensichtlich betrügerischer Inder, der mit einem heftigen Akzent spricht und dessen Stimme dann auch noch von einem Weißen – Hank Azaria – kommt, kein gutes Licht auf eine vermeintlich aufgeklärte Show wie die Simpsons werfe.

Umgang mit Kontroverse mehr als unglücklich

Auf die umfangreiche Kritik reagierten die Simpsons-Macher mit einer Szene, in der Tochter Lisa Simpson im Bett liegt und mit ihrer Mutter Marge spricht – darüber, dass etwas „was Dekaden zuvor mit Beifall bedacht wurde und keinen störte, plötzlich als politisch inkorrekt betrachtet wird“. Auf dem Nachttisch steht dabei ein Bild von Apu. Wohlgemerkt erhielt Hank Azaria für seine Stimm-Performance als Apu drei Emmys, immerhin wichtigster Fernsehpreis der USA.

Die Szene mit Lisa und Marge aus der Folge „No Good Read Goes Unpunished“ („Niemand kommt ungestraft davon“), löste erst recht eine Kritikwelle vor allem in sozialen und Internet-Medien aus. Kondabolu zeigte sich zutiefst bestürzt, dass ein so fundamentales Problem mit „politisch inkorrekt“ abgestempelt wurde. Simpsons-Erfinder Matt Groening machte das nicht besser, als er „USA Today“ zu Protokoll gab: „Ich glaube, heutzutage haben wir eine Kultur, in der die Menschen einfach gern so tun, als wären sie beleidigt.“

„Sie lassen ihn einfach fallen“ – oder doch nicht?

Möglicherweise ist dann doch bei den Machern er Show angekommen, dass sie nicht unbedingt im Interesse der Kult-Show handeln. Der indischstämmige TV- und Kinoproduzent Adi Shankar möchte erfahren haben, dass Apu einfach aus der Serie verschwinde – aus drei Quellen, wie er dem Magazin „IndieWire“ berichtete. „Es wird kein großes Thema werden oder so, sie lassen ihn einfach fallen, um weitere Kontroversen zu vermeiden“, sagte er.

Was wiederum zu einem Tweet von Simpsons-Legende Al Jean führte: „Adi Shankar ist kein Produzent der Simpsons. Ich wünsche ihm nur das Beste, aber er spricht nicht für unsere Serie.“

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Das heizt nun neue Spekulationen an: Wird Apu doch weiter in der Show bleiben – und eine Storyline bekommen, die den Simpsons-Autoren ein bisschen Restwürde verschafft? Der britische „Guardian“ sah sich bereits bemüßigt, fünf Varianten herauszuarbeiten, wie es mit ihm weitergehen könnte – inklusive einer steilen Karriere mit einem neuen, indischen Sprecher. Vielleicht bleibt auch einfach alles, wie es ist. Ein gutes Licht würde es wohl nicht auf die Simpsons werfen. (ses)