Berlin. Ist die Entscheidung der Tafel in Essen rassistisch oder verständlich? Dieser Frage ging am Donnerstagabend auch Maybrit Illner nach.

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erfährt dieser Tage bundesweite Aufmerksamkeit, weil zumindest vorerst nur noch Deutsche zur Neuanmeldung zugelassen sind. Der Vorsitzende des Vereins, Jörg Sartor, argumentiert mit zu vielen Asylbewerbern. Diese würden sich aggressiv vordrängeln und so angestammte Kunden, etwa Rentner , vertreiben.

Die Entscheidung hat zu einer

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geführt. Ist sie rassistisch? Oder verständlich? Am Donnerstagabend widmete sich auch Maybrit Illner der Thematik. „Streit um die Tafeln – wenn die Hilfe nicht für alle reicht“, lautete der Titel der Sendung.

War die Entscheidung richtig oder falsch?

Bei der Bewertung der Entscheidung der Essener waren sich die Gäste schnell einig. „Die Kategorie deutscher Pass oder nicht halte ich am Ende auch nicht für richtig“, sagte auch der Chef der Jungen Union, Paul Ziemiak. Zuvor hatte die Vorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, darauf hingewiesen, dass andere Tafeln die Konflikte anders – etwa mit Losen oder Zeitkontingenten – geregelt hätten.

Deutliche Kritik an Sartor kam auch von Friederike Sittler. „Es gibt Tafel-Grundsätze, einer davon ist, dass jeder Hilfe bekommt, der Hilfe benötigt“, sagte die Journalistin, die in Berlin die Tafeln mit den Kirchen und dem RBB zusammengebracht hat. „Es gibt keine Bedürftigen erster oder zweiter Klasse, das kann man nicht nach Nation entscheiden.“

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    Eine seltsame Hoffnung

    Nun hätte man in der Diskussion auch die Frage stellen können, ob es nicht der eigentliche Skandal ist, dass Menschen in Deutschland – egal welcher Herkunft – überhaupt auf die Tafeln angewiesen sind. Paul Ziemiak machte genau das Gegenteil: „Ich hoffe, dass es mehr Tafeln geben wird“, sagte der JU-Chef zur allgemeinen Überraschung. Das bedeute nämlich nicht etwa mehr Armut, sondern dass die Lebensmittel effizienter vom Einzelhandel weitergereicht würden.

    Die Hoffnung kam nicht sonderlich gut an. Auch wurde er sachlich widerlegt: „Es kann nicht endlos viele Tafeln geben, weil die Supermärkte nicht endlos viele Lebensmittel über haben“, sagte Tafel-Helferin Sittler.

    Überlastete Kommunen

    Nachdem das geklärt war wies Bernhard Matheis daraufhin, dass die Diskussion um die Tafeln nur ein Symptom sei. Am Ende sei das Problem, dass gerade strukturschwache Städte und Gemeinden besonders viele Flüchtlinge aufnehmen müssten, sagte der Oberbürgermeister von Pirmasens – jener Stadt in Rheinland-Pfalz, die derzeit wegen Überlastung keine Asylbewerber mehr akzeptiert.

    In diesem Zusammenhang kritisierte der CDU-Politiker, dass sich die Landes- und Bundespolitik nicht um die lokalen Probleme kümmern würden. „Wenn wir bei 15 Kindergartenkindern acht verschiedene Sprachen haben, ist das trotz Willen und Einsatz nicht leistbar“, sagte Matheis. „Wir fühlen uns alleingelassen.“

    Arme gegen Arme

    Auch wenn die Gastgeberin gerne in erster Linie über Flüchtlinge diskutieren wollte, zwischendurch kam sie doch durch, die eigentliche Problematik: „Der Konflikt ist nicht Flüchtlinge gegen Alte, sondern reich gegen arm“, sagte die SPD-Politikerin Leni Breymaier.

    Zugleich kritisierte Breymaier, dass die Diskussion genau daran kranke. Statt die großen Unterschiede zwischen arm und reich anzugehen, würden wie im Fall der Essener Tafel allzu oft Arme gegen Arme ausgespielt werden.

    Das Fazit

    Maybrit Illner war mit ihrer Diskussion zum Thema Essener Tafel reichlich spät dran. Umso mehr hätte man sich neue Facetten gewünscht. Das lieferte die Runde aber kaum: Stattdessen wurden überwiegend bekannte Standpunkte ausgetauscht. Dabei hätte es gut getan, mal vom typischen Ansatz über die Flüchtlinge wegzukommen und die tieferen Fragen zu stellen. Warum etwa gibt es in einem Land mit hervorragenden volkswirtschaftlichen Kennzahlen allein in der Hauptstadt 50.000 Menschen, die regelmäßig zur Tafel gehen müssen?

    Ein solcher potenzieller Weiterdreh wurde von der Runde nicht geleistet, was in erster Linie an den monothematischen Fragen der Gastgeberin lag. Die Problematik brachte zwischendurch die Journalistin Sittler auf den Punkt: „Man kann nich einfach sagen: Bisschen mehr Hartz IV und schmeißt Flüchtlinge wieder raus – das ist echt zu billig.“

    Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek.