Berlin. Im Kölner „Tatort“ spielte eine Firma eine Rolle, die Hotels für die WM in Katar baut. Um Sozialkritik ging es aber nicht – zum Glück.

Es dauert nur wenige Szenen, bis der „Tatort“ wieder bei seiner Spezialität ankommt: einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema. Diesmal ist es die Lage auf den Baustellen für die Fußball-WM in Katar. Lars Baumann, verantwortlich für den Bau eines Hotelkomplexes, weigert sich zurückzufliegen. Doch das hat zur Abwechslung mal keinen sozialkritischen, sondern einen rein persönlichen Grund: Seine Frau ist verschwunden.

Einfach nur ein Krimi

Dass Baumanns Arbeitgeber in Katar ein Hotel hochzieht, bleibt in diesem „Tatort“ Nebensache. Und das ist auch gut so. Denn die Zuschauer sahen so endlich mal wieder einen Krimi, der sich aufs Wesentliche konzentrierte – die Suche nach dem Mörder. Einfach, aber spannend.

Die Täter-Wahl

Man muss „Täter“ sagen und nicht „Mörder“. Denn es gibt zwar eine Tote, ob das Mord war oder ein Unfall, bleibt aber unklar. Und die Taten Nummer zwei und drei sind zwar unmoralisch, aber keine Morde – trotzdem ist ihre Aufklärung das eigentlich Spannende an diesem „Tatort“.

Zu verantworten hat sie Architekt Hans Könecke, Chef von Lars Baumann. Dass er Dreck am Stecken hat, ist schnell klar – Julian Weigend spielt den unsympathisch-selbstgefälligen Firmenboss perfekt. Dass er seine Assistentin Susanne Baumann zum Sex mit potenziellen Kunden verdonnert, ist ein ebenso kreativer wie skrupelloser Ansatz, um seine Firma vor der Pleite zu bewahren. Und dass er sie dann auch noch in seiner Villa vor ihrem Mann versteckt, um sie für sich zu haben, ist die Wendung, auf die man insgeheim gehofft hatte.

Vermisste und Tote beschäftigen Kölner „Tatort“-Ermittler

Im neuen Kölner „Tatort“ versuchen die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) den Mord an der Empfangsdame Marion Faust aufzuklären. Kann die Geschäftsführerin des Hotels (Alexandra von Schwerin) bei der Suche nach dem Mörder ihrer Angestellten helfen?
Im neuen Kölner „Tatort“ versuchen die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) den Mord an der Empfangsdame Marion Faust aufzuklären. Kann die Geschäftsführerin des Hotels (Alexandra von Schwerin) bei der Suche nach dem Mörder ihrer Angestellten helfen? © WDR | Martin Valentin Menke
Schenk und Ballauf befragen Lars Baumann (Hanno Koffler). Er soll mit der Verstorbenen eine heftigen Streit gehabt haben – kurz bevor sie von ihrem Balkon stürzte.
Schenk und Ballauf befragen Lars Baumann (Hanno Koffler). Er soll mit der Verstorbenen eine heftigen Streit gehabt haben – kurz bevor sie von ihrem Balkon stürzte. © WDR | Martin Valentin Menke
Baumann soll im Präsidium aussagen. Das Mordopfer hat mehrere besorgte Nachrichten auf seinen Anrufbeantworter hinterlassen, wollte aber nicht ihn, sondern seine Frau sprechen. Wo die steckt, weiß der Bauleiter und Ex-Soldat angeblich nicht.
Baumann soll im Präsidium aussagen. Das Mordopfer hat mehrere besorgte Nachrichten auf seinen Anrufbeantworter hinterlassen, wollte aber nicht ihn, sondern seine Frau sprechen. Wo die steckt, weiß der Bauleiter und Ex-Soldat angeblich nicht. © WDR | Martin Valentin Menke
Baumann entwischt den Kommissaren mit einem Sprung aus dem Auto.
Baumann entwischt den Kommissaren mit einem Sprung aus dem Auto. © WDR | Martin Valentin Menke
Er bittet seine Schwägerin Daniela Mertens (Jana Pallaske) um Hilfe.
Er bittet seine Schwägerin Daniela Mertens (Jana Pallaske) um Hilfe. © WDR | Martin Valentin Menke
Ballauf und Schenk erfahren von Tobias Reisser (Patrick Abozen), was er bei seinen Recherchen herausgefunden hat.
Ballauf und Schenk erfahren von Tobias Reisser (Patrick Abozen), was er bei seinen Recherchen herausgefunden hat. © WDR | Martin Valentin Menke
Eine neue Spur? Die Kommissare ermitteln in dem Hotel, in dem sich die Ermordete und die verschwundene Susanne Baumann kennenlernten.
Eine neue Spur? Die Kommissare ermitteln in dem Hotel, in dem sich die Ermordete und die verschwundene Susanne Baumann kennenlernten. © WDR | Martin Valentin Menke
Baumann hofft, dass sein Chef Könecke (Julian Weigand) ihm einen Hinweis darauf geben kann, wohin seine Frau verschwunden ist.
Baumann hofft, dass sein Chef Könecke (Julian Weigand) ihm einen Hinweis darauf geben kann, wohin seine Frau verschwunden ist. © WDR | Martin Valentin Menke
Was verheimlicht Architekt Könecke?
Was verheimlicht Architekt Könecke? © WDR | Martin Valentin Menke
Arbeiten an einem Bauprojekt in Katar: die Architekten Terstegen (Moritz Heidelbach, hinten) und Kastner (Moritz Vierboom).
Arbeiten an einem Bauprojekt in Katar: die Architekten Terstegen (Moritz Heidelbach, hinten) und Kastner (Moritz Vierboom). © WDR | Martin Valentin Menke
Vera Lussem (Anke Retzlaff) war eine Kollegin der ermordeten Marion Faust. Schenk will herausfinden, was sie über die verschwundene Susanne Baumann weiß.
Vera Lussem (Anke Retzlaff) war eine Kollegin der ermordeten Marion Faust. Schenk will herausfinden, was sie über die verschwundene Susanne Baumann weiß. © WDR | Martin Valentin Menke
Terstegen und Kastner mit dem Unternehmer Peter Waltherscheid (Max Hopp). Er ist ein wichtiger Auftraggeber für das Büro.
Terstegen und Kastner mit dem Unternehmer Peter Waltherscheid (Max Hopp). Er ist ein wichtiger Auftraggeber für das Büro. © WDR | Martin Valentin Menke
Nachtdienst: Ballauf und Schenk beschatten Daniela Mertens.
Nachtdienst: Ballauf und Schenk beschatten Daniela Mertens. © WDR | Martin Valentin Menke
Die Aufnahmen einer Überwachungskamera aus dem Hotel liefern den Ermittlern wichtige Hinweise.
Die Aufnahmen einer Überwachungskamera aus dem Hotel liefern den Ermittlern wichtige Hinweise. © WDR | Martin Valentin Menke
Waltherscheidt will sein Geheimnis hüten – um jeden Preis.
Waltherscheidt will sein Geheimnis hüten – um jeden Preis. © WDR | Martin Valentin Menke
Auf den Abschluss des Falls erst mal eine Pommes! Ballauf und Schenk feiern ihren Ermittlungserfolg stilecht.
Auf den Abschluss des Falls erst mal eine Pommes! Ballauf und Schenk feiern ihren Ermittlungserfolg stilecht. © WDR | Martin Valentin Menke
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Die sonderbarste Beziehung

Baumann bittet auf der Suche nach seiner Frau seine Schwägerin Daniela Mertens um Hilfe. Die ist nicht nur Susannes Schwester, sondern auch seine Ex-Partnerin, die er für ihre Schwester sitzen ließ. Im wahren Leben würde das Familien zerstören, im „Tatort“ kann Baumann jedoch weiter auf Daniela zählen.

Die absurdeste Szene

Auf dem Weg zum Verhör im Präsidium schmeißt sich Baumann während der Fahrt aus dem Auto. Weil Schenk den Wagen verriegelt hat, muss er zuvor allerdings erst die Scheibe einschlagen – und schafft das ganz problemlos mit dem Ellbogen.

Die Bau-Wortspiele

Gab es die Buchstaben B, A und U eigentlich im Sonderangebot oder warum heißt der Bauleiter auch noch Baumann und versteckt sich in einem Bauwagen? Auch die in diesem Fall doppeldeutige Redewendung „Nicht meine Baustelle“ bringen die Drehbuchschreiber gleich zweimal unter.

Einmal als Köneckes Assistent sich weigert, Baumann zu beantworten, welche Probleme das Architektenbüro hat („Ist nicht deine Baustelle“), das andere Mal, als Ballauf und Schenk in der Abschlussszene darüber sinnieren, ob der Tod der Rezeptionistin Marion Faust nun Mord oder ein Unfall war („Das soll der Richter entscheiden, nicht mehr unsere Baustelle“).

Einmal hätte der Witz auch gereicht.

Schlechtester Spruch

Auf Videoaufnahmen sehen die Ermittler, wie Könecke und seine Schergen einen mit einer Decke umwickelten Körper in ein Auto hieven. Unten guckt ein Paar roter High-Heels hinaus. Nun ist klar, wer hinter Susanne Baumanns Verschwinden steckt. Nur hätte Schenk das auch weniger platt formulieren können: „Ja, und so wird ein Schuh draus.“

Wer genau hinhört, weiß, was passiert ist

Während der Szene, in der die Ermittler Mertens beschatten, läuft im Hintergrund Zuccheros „Senza Una Donna“. In dem Lied geht es um einen Mann, der von seiner Frau betrogen wird. Ein versteckter Hinweis auf Susanne Baumanns „Nebenjob“?

Cameo-Auftritt

Regisseur Kaspar Heidelbach stand diesmal nicht nur hinter der Kamera. Als Zeuge Kleefisch hat er einen Gastauftritt. Während die Ermittler die Leiche untersuchen, fragt Schenk ihn, ob er die Tote entdeckt habe. Einer von Heidelbachs drei großen Sätzen: „Nee, eher Hilde.“ Seine Bulldogge.