Berlin. In diesem Schwarzwald-„Tatort“ war alles düster und schwer. Was bleibt von dem Krimi hängen? Das waren die Höhe- und Tiefpunkte.

Die beiden Ermittler schleppten sich in dieser 1075. „Tatort“-Episode übermüdet durch ein nebenverhangenes und düsteres Freiburg, Ermittlungen gingen ins Leere, hinter den biederen Fassaden der Figuren verbargen sich perverse Obsessionen und Geisteskrankheiten: In diesem Schwarzwald-„Tatort“ war alles schwer und düster.

Regisseur Stefan Schaller und Drehbuchautor Lars Hubrich gelang ein hochkomplexer und atmosphärischer Krimi, dessen Dramaturgie sich allerdings an einigen Stellen verheddert. Was dürfte vom „Tatort: Damian“ in Erinnerung bleiben? Die Höhe- und Tiefpunkte.

Der Überraschungs-Moment

War die unbekannte Ermittler-Konstellation. Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) musste dieses Mal ohne ihren Kollegen Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) auskommen, weil der Schauspieler erkrankt war bzw. die Figur einen Skiunfall samt komplizierten Beinbruch erlitt.

Für die Folge war diese Notlösung ein Glücksfall. Vertretungs-Kommissar Luka Weber (Carlo Ljubek) stolperte an der Seite der Kollegen mit tiefen Augenringen von Spur zu Spur, überreizt und übermüdet – das passte zur bleiernen Atmosphäre der Episode.

Die wichtigste Nebenrolle

Spielt eine kleine Schachtel im Format einer EC-Karte. Die Koffeinbonbons, die Tobler und Berg von dem ersten Zeugen bekommen, retteten die mit chronischem Schlafdefizit ermittelnden Kommissare über den Tag.

Die beiden gönnten sich ein kleines Nickerchen auf einer Sitzbank im Kommissariat – Bonbon. Die beiden stiegen völlig übermüdet ins Auto – Bonbon. Der „Tatort“ setzte solche stimmigen Details immer wieder ein, ohne diese Kniffs zu überreizen bis sie nervten. Sehr schön.

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    Das dümmste Klischee

    Als Supervisorin sollte die Kollegin Meike Richter (Nora Waldstätten) aus der polizeilichen Beratergruppe bei den Ermittlungen nach dem Rechten schauen. Und die überambitionierte, junge Brillenträgerin mit strengem Dutt agierte dabei mehr wie ein Roboter denn ein Kollege aus Fleisch und Blut.

    Sie kritzelte jeden Ermittlungs-Wasserstand der Kommissare eifrig und mit großen Augen in ihren Notizblock. Der Zuschauer wunderte sich, als sie mal eine Orange schälte und aß, dass sie überhaupt isst. Akute Klischee-Gefahr. Gut, dass die Figur nur in wenigen Szenen auftauchte.

    Der stärkste Schauspieler

    Zum Glück war hingegen diese Figur oft zu sehen: Der den Titel vorgebende Damian Rombach (Thomas Prenn). Thomas Prenn spielte den psychisch kranken Jura-Studenten Damian mit einer derart intensiven Zerrissenheit und inneren Verzweiflung, dass man sich die Augen reibt – denn es war die erste große Rolle des Jungschauspielers.

    Die Überforderung, die auch die Kommissare in dieser Folge betrifft, bringt sein Schauspiel auf den Punkt: Die Klausuren im Studium, die Erwartungen der Eltern und der soziale Druck durch die Kommilitonen münden schließlich in seiner Schizophrenie.

    Die größte Schwäche

    Blieb das teilweise verwirrende Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen, das den Zuschauer zunehmend verwirren konnte. Dass die Episode am Ende mit der Vorstellung der übereifrigen Kollegin Meike Richter endete und damit den Bogen zum Anfang schlug, verlangte dem Publikum einiges ab.

    Zum Ende hin wirkten viele Szenen deshalb vage und nicht besonders schlüssig. Der „Tatort“ übertrug damit – ob gewollt oder nicht – eines seiner Motive auf den Zuschauer: Die Überforderung des Publikums.