Berlin. Die „Polizeiruf 110“-Folge „Starke Schultern“ spielt in Magdeburg. Doch davon merkt man kaum etwas. Immerhin: Ein Charakter punktet.

In der neuen Magdeburger

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-Folge „Starke Schultern“ ermitteln die Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) nach einem Brandanschlag auf einen reichen Bauunternehmer. Die Regie führte die krimierfahrene Maris Pfeiffer (

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, „Ein starkes Team“).

• Das größte Klischee

Achtung, Klischee-Alarm: Ein Psychologe soll die Kommunikation im Team verbessern. Den Knarz zwischen den ungleichen Ermittlern Brasch und Köhler dürfte auch der letzte Zuschauer verstehen, wenn sich ihr Chef, Kriminalrat Uwe Lemp, verzweifelt an den ins Haus geholten Psychologen wendet. „Brasch und Köhler reden nicht miteinander, jeder macht sein Ding“, nörgelt Lemp.

Plattitüden, Phrasen, platte Sprüche: „Wir müssen lernen zu kommunizieren!“, fordert Kriminalrat Lemp. Das klingt dann doch schwer nach plumper Ratgeber-Literatur fürs mittlere Management.

• Magdeburg – war da was?

Der Negativpreis dieses „Polizeirufs“ geht an die Stadt Magdeburg. Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt verkommt in diesem Krimi zur austauschbaren Statistin. Während einige „Tatorte“ (Münster!) gekonnt das Profil der Stadt herausschälen, bleibt Magdeburg merkwürdig farblos.

Eine Szene auf dem Magdeburger Dom ist da schon das höchste der Gefühle. Das Luxushaus des Bauunternehmers, die verrauchte Kneipe, in der Kommissarin Brasch sich den „Wodka ins Gesicht“ schüttet, wie sie sagt – das könnte genau so gut in Düsseldorf, Essen, Hamburg spielen. Magdeburg – war da was?

„Polizeiruf“: Wer legte den Brand?

Im „Polizeiruf“ aus Magdeburg ermitteln die Kommissare in der Baubranche. Sie suchen den Verantwortlichen für eine Brandstiftung. Der Bauunternehmer René Ottmann (Thomas Loibl) schaut auf sein qualmendes Haus. Er ist nur knapp dem Tod entgangen.
Im „Polizeiruf“ aus Magdeburg ermitteln die Kommissare in der Baubranche. Sie suchen den Verantwortlichen für eine Brandstiftung. Der Bauunternehmer René Ottmann (Thomas Loibl) schaut auf sein qualmendes Haus. Er ist nur knapp dem Tod entgangen. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Die Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) stehen vor dem Rätsel, wer den Brand gelegt hat. Der reiche Unternehmer Ottmann hat viele Feinde.
Die Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) stehen vor dem Rätsel, wer den Brand gelegt hat. Der reiche Unternehmer Ottmann hat viele Feinde. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Ermittlerin Brasch nimmt schnell die Familie von Ottmann ins Visier. Seine Schwägerin Susann Dietrich führt gemeinsam mit ihrem Mann ein Juweliergeschäft.
Ermittlerin Brasch nimmt schnell die Familie von Ottmann ins Visier. Seine Schwägerin Susann Dietrich führt gemeinsam mit ihrem Mann ein Juweliergeschäft. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Der Polizeipsychologe Niklas Wilke (Steven Scharf) befragt Brasch – auch in ihrer Stammkneipe. Schließlich treffen sich auch ihre Lippen.
Der Polizeipsychologe Niklas Wilke (Steven Scharf) befragt Brasch – auch in ihrer Stammkneipe. Schließlich treffen sich auch ihre Lippen. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Der Psychologe soll den Teamgeist zwischen Brasch und Köhler wiederbeleben. Doch beide gehen getrennt ihre eigenen Wege.
Der Psychologe soll den Teamgeist zwischen Brasch und Köhler wiederbeleben. Doch beide gehen getrennt ihre eigenen Wege. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Ermittler Köhler wird von einem ersten Verdächtigen überwältigt, Brasch findet ihn – aber ohne seine Waffe. Die wurden von dem Flüchtigen gestohlen.
Ermittler Köhler wird von einem ersten Verdächtigen überwältigt, Brasch findet ihn – aber ohne seine Waffe. Die wurden von dem Flüchtigen gestohlen. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Beide Ermittler sind neben dem Fall auch viel mit sich selbst beschäftigt. Köhler zum Beispiel kümmert sich um seinen 15. Hochzeitstag. Ihn plagen aber auch Selbstzweifel, weil ihm seine Waffe gestohlen wurde und der Täter auf der Flucht ist.
Beide Ermittler sind neben dem Fall auch viel mit sich selbst beschäftigt. Köhler zum Beispiel kümmert sich um seinen 15. Hochzeitstag. Ihn plagen aber auch Selbstzweifel, weil ihm seine Waffe gestohlen wurde und der Täter auf der Flucht ist. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Seltene Momente der Kommunikation: Die beiden Ermittlern sagen sich zwar eine Menge, doch reden sie dabei nicht wirklich miteinander.
Seltene Momente der Kommunikation: Die beiden Ermittlern sagen sich zwar eine Menge, doch reden sie dabei nicht wirklich miteinander. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Nachdem sie ihrem Chef Lempe versprochen hat, ihn zu einem wichtigen Termin ins Krankenhaus zu begleiten, sitzt Brasch verzweifelt am Ufer. Der Grund: Sie hat den Termin vergessen.
Nachdem sie ihrem Chef Lempe versprochen hat, ihn zu einem wichtigen Termin ins Krankenhaus zu begleiten, sitzt Brasch verzweifelt am Ufer. Der Grund: Sie hat den Termin vergessen. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
Später ermitteln die Kommissare in der Familie Dietrich. Hier befragt Brasch Carsten (Bruno Alexander), den Neffen des Bauunternehmers Ottmann. Umso tiefer sie in das Familienleben eindringt, desto größere menschliche Abgründe öffnen sich.
Später ermitteln die Kommissare in der Familie Dietrich. Hier befragt Brasch Carsten (Bruno Alexander), den Neffen des Bauunternehmers Ottmann. Umso tiefer sie in das Familienleben eindringt, desto größere menschliche Abgründe öffnen sich. © MDR/filmpool fiction | Conny Klein
1/10

• Der gesellschaftspolitische Anspruch

Den gab es nicht. Kurz überkommt den Zuschauer das Gefühl, dass es vielleicht um Schwarzarbeit auf dem Bau gehen könnte, als sich die Ermittler bei den Mitarbeitern des Bauunternehmens umhören. Doch das spielt später keine Rolle mehr.

Stattdessen drehen sich die Figuren nur um sich selbst. Der „Polizeiruf“ nimmt sich kein gesellschaftliches Problem vor, sondern die Probleme der Charaktere. Das gelingt ihm dafür aber ganz ausgezeichnet.

• Die stärkste Figur

Ohne Frage: Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen). Sie marschiert durch diesen Krimi wie eine skrupellose Söldnerin und nimmt sich, was sie will. Ketterauchend kippt sie sich ein paar Wodka an der Bar hinter die Binde, knutscht erst mit einem wildfremden Mann, später auch noch mit dem Polizeipsychologen.

Gerade im Kontrast zum blassen Kommissar Dirk Köhler (Matthias Matschke), der weich und weinerlich durch die Handlung stolpert, gewinnt Michelsens Frauenfigur an Profil. Starke Leistung.

(les)