Berlin. Im „Tatort“ wurde eine Bankiersgattin entführt und ermordet. Nicht die einzige Parallele zwischen dem „Fall Holdt“ und dem Fall Bögerl.
Am 12. Mai 2010 wird Maria Bögerl aus ihrem Haus in Schnaitheim bei Heidenheim entführt. Wenig später melden sich die Täter telefonisch bei ihrem Ehemann Thomas, fordern 300.000 Euro Lösegeld. Bögers Mann ist wie Frank Holdt im
Bankdirektor. Es ist nicht die einzige Parallele zwischen dem „Fall Holdt“ und dem
.
Dass der aufmerksame Zuschauer des ARD-Krimis um Kommissarin Charlotte Lindholm (
Das ist „Tatort“-Star Maria Furtwängler
) an den Fall Bögerl erinnert wird, ist beabsichtigt. „Die Entführung gab den Anstoß für die Handlung“, sagt Produzentin Kerstin Ramcke. Wir zeigen, wann der „Tatort“ dem echten Fall verdächtig nahe kommt – und wann nicht.
Das Lösegeld
Wie im Fall Bögerl fordern die Entführer vom Bankdirektor Holdt 300.000 Euro, die er anders als im echten Fall in gebrauchten Scheinen übergeben soll. Bei der Entführung der Bankiersgattin aus Heidenheim hatten die Täter die Order gemacht, die Scheine in einer komplizierten Stückelung zu übergeben.
Das führte dazu, dass Bögerls Mann, Sparkassendirektor, es nicht schafft, die Scheine rechtzeitig an der A7 zu übergeben. Das Geld wurde nicht abgeholt. Der Kontakt zu den Entführern riss ab, von Bögerl fehlte jede Spur. Im „Tatort“ versucht Holdt zunächst noch ohne Hilfe der Polizei, das Geld zu beschaffen. Auch er kommt zu spät zum Übergabeort, weil er einen Zug verpasst – allerdings nehmen die Entführer den Kontakt zu ihm wieder auf.
Der Fundort
Doch die Hoffnung darauf, dass die Frau noch lebend gefunden wird, ist vergebens: Im weiteren Verlauf des Films ist zu sehen, wie ihre Leiche im Wald gefunden wird. Auch Maria Bögerl wurde tot am Rande eines Waldstücks gefunden.
Der Appell der Familie an die Entführer
Im „Tatort“ wendet sich die Familie von Julia Holdt in Absprache mit der Polizei mit einem Video an die Öffentlichkeit und fleht um Freilassung. Auch hier fühlt man sich als Zuschauer an den Fall Bögerl erinnert, deren Familie sich kurz nach ihrem Verschwinden in der Sendung „Aktenzeichen XY“ mit einem Appell an die Entführer richtete. „Bitte geben Sie uns unsere geliebte Mama, meine Frau, wohlbehalten zurück“, sagte Bögerls Mann Thomas damals.
Viele Zuschauer kritisierten den Auftritt der Familie Bögerl. Sie fanden die Trauer unecht, gespielt. Heute halten Experten die Entscheidung der Polizei und der Familie für unglücklich, weil dadurch Gerüchte aufkamen, die Bögerls könnten etwas mit dem Verschwinden zu tun haben. Und das – wie im „Tatort“ – nicht zum letzten Mal.
Die damalige „Aktenzeichen XY“-Aufzeichnung kann man hier noch einmal sehen:
Kurz nach dem Aufruf gehen bei der Polizei zahlreiche Hinweise ein. Doch keine der Spuren führt wie erhofft zum Täter. Im Gegenteil: Als die Polizei 2012 erneut über
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die Öffentlichkeit erneut um Mithilfe bat, führte ein Mann die Ermittler mit falschen Hinweisen in die Irre, bekam dafür sogar Tausende Euro Belohnung. Er wurde später zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Suizid des Ehemanns
Zu diesem Zeitpunkt war der Ehemann von Bögerl bereits seit knapp einem Jahr tot. Im Juli 2011 erhängte er sich – genauso wie Holdt im „Tatort“, dort allerdings in einer Gefängniszelle. Er gerät wegen eines Anrufs bei den Entführern einen Tag vor ihrem Verschwinden ins Visier von Kommissarin Lindholm, die daraufhin den Druck auf Holdt immens erhöht und dabei sogar handgreiflich wird.
Wenig später wird er tot in seiner Zelle gefunden. Und es kommt heraus, dass der Anruf bei den Entführern durch falsche Uhrzeitdaten der Telefonanlage auf einen Tag vor der Tat registriert wurde. Auch hier kommt der „Tatort“ dem Mordfall Bögerl nahe: Die Ermittler gingen wegen eines ähnlichen Fehlers zeitweilig davon aus, dass die Familie vor der Tat mit den Entführern Kontakte hatte. Das nährte Gerüchte, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnten.
Der „Tatort“-Fall bleibt ungelöst – wie auch der Fall Bögerl
Keinesfalls wirkt der „Tatort“ aber wie eine plumpe Rekonstruktion des Mordfalls Bögerl. Das liegt einerseits daran, dass Autor Jan Braren das Scheitern der anfänglich zusammengeschlagenen und deshalb traumatisierten Kommissarin Lindholm in den Mittelpunkt des durchaus mitreißenden Krimis rückt. Und andererseits daran, dass viele Details, wie der Ort oder die Zusammenstellung der Charaktere nichts mit dem Originalfall gemein haben. Auch die vielen DNA-Tests, die eine prägende Rolle im Fall Bögerl spielen, kommen nicht vor.
Mit dem offenen Ende schafft Braren allerdings eine weitere Parallele. Wie es im Abspann heißt, fehle von den Tätern jede Spur – wie auch im Mordfall Bögerl. Hier nahm die Polizei im April 2017, fast sieben Jahre nach dem Mord, zwar einen Verdächtigen fest.
. Einer der bekanntesten Kriminalfälle Deutschlands bleibt so wohl für immer ein Rätsel.