Berlin. Im „Tatort“ wurde eine Bankiersgattin entführt und ermordet. Nicht die einzige Parallele zwischen dem „Fall Holdt“ und dem Fall Bögerl.

Am 12. Mai 2010 wird Maria Bögerl aus ihrem Haus in Schnaitheim bei Heidenheim entführt. Wenig später melden sich die Täter telefonisch bei ihrem Ehemann Thomas, fordern 300.000 Euro Lösegeld. Bögers Mann ist wie Frank Holdt im

Bankdirektor. Es ist nicht die einzige Parallele zwischen dem „Fall Holdt“ und dem

.

Dass der aufmerksame Zuschauer des ARD-Krimis um Kommissarin Charlotte Lindholm (

Das ist „Tatort“-Star Maria Furtwängler

Promovierte Ärztin, Schauspielerin und politisch aktiv. Maria Furtwängler ist ein Multitalent. Bilder des „Tatort“-Stars.
Promovierte Ärztin, Schauspielerin und politisch aktiv. Maria Furtwängler ist ein Multitalent. Bilder des „Tatort“-Stars. © dpa | Malte Christians
In die Münchner Künstlerfamilie Furtwängler hineingeboren spielt sie als Sechsjährige im Fernsehfilm „Zum Abschied Chrysanthemen“ ihres Onkels Florian Furtwängler mit.
In die Münchner Künstlerfamilie Furtwängler hineingeboren spielt sie als Sechsjährige im Fernsehfilm „Zum Abschied Chrysanthemen“ ihres Onkels Florian Furtwängler mit. © dpa | Rainer Jensen
Sie ist Großnichte und zugleich Stiefenkelin des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886-1954), der als einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts gilt.
Sie ist Großnichte und zugleich Stiefenkelin des Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1886-1954), der als einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts gilt. © imago | United Archieves International
Während des Medizinstudiums dreht sie mit Maria Schell (r.) und Siegfried Rauch „Eine glückliche Familie“, kommt so endgültig zur Schauspielerei, hängt den weißen Kittel an den Nagel.
Während des Medizinstudiums dreht sie mit Maria Schell (r.) und Siegfried Rauch „Eine glückliche Familie“, kommt so endgültig zur Schauspielerei, hängt den weißen Kittel an den Nagel. © imago | teutopress
Bei immer mehr Angeboten arbeitete sie irgendwann nur noch nebenbei als Ärztin. „Und da bin ich dann doch zu verantwortungsbewusst, als etwas halbherzig zu tun“, so Furtwängler. Außerdem habe sie Angst gehabt, „irgendwann vom Multitalent zur Multi-Dilettantin zu mutieren“.
Bei immer mehr Angeboten arbeitete sie irgendwann nur noch nebenbei als Ärztin. „Und da bin ich dann doch zu verantwortungsbewusst, als etwas halbherzig zu tun“, so Furtwängler. Außerdem habe sie Angst gehabt, „irgendwann vom Multitalent zur Multi-Dilettantin zu mutieren“. © dpa | Peter Steffen
Doch sie steht nicht nur vor der Kamera, sondern ist auch sozial aktiv. Sie engagiert sich für die Hilfsorganisation German Doctors (hier zu sehen mit Norbert Lammert, Dr. Elisabeth Kauder und Dr. Harald Kischlat bei der Pressekonferenz zum 30-jährigen Jubiläum von German Doctors e.V. (ehemals Ärzte für die Dritte Welt) in Berlin, wirbt um Spendengelder und untersucht auch selbst Hilfsbedürftige.
Doch sie steht nicht nur vor der Kamera, sondern ist auch sozial aktiv. Sie engagiert sich für die Hilfsorganisation German Doctors (hier zu sehen mit Norbert Lammert, Dr. Elisabeth Kauder und Dr. Harald Kischlat bei der Pressekonferenz zum 30-jährigen Jubiläum von German Doctors e.V. (ehemals Ärzte für die Dritte Welt) in Berlin, wirbt um Spendengelder und untersucht auch selbst Hilfsbedürftige. © imago stock&people | Future Image
Mit dem Verein und ihrer Tochter Lisa gründet sie das Projekt Malisahome auf den Philippinen, das sich gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen einsetzt.
Mit dem Verein und ihrer Tochter Lisa gründet sie das Projekt Malisahome auf den Philippinen, das sich gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen einsetzt. © imago stock&people | Future Image
Ihr Engagement für Frauen zeigt Furtwängler auch als Schirmherrin der Konferenz Digital Life Design Women, bei der es um weibliche Führungskräfte geht.
Ihr Engagement für Frauen zeigt Furtwängler auch als Schirmherrin der Konferenz Digital Life Design Women, bei der es um weibliche Führungskräfte geht. © Getty Images | Sascha Baumann
Sie selbst ist auch durch die Ehe mit dem Multimillionär Burda zu einer selbstbewussten Frau geworden, wie sie mal dem „Spiegel“ sagte: „Ich habe nun mal einen extrem starken und selbstbewussten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten. Es klingt jetzt wahnsinnig klischeehaft, aber daraus ist möglicherweise umso mehr das Bedürfnis entstanden, mich selbst und meine eigene Welt zu finden.“
Sie selbst ist auch durch die Ehe mit dem Multimillionär Burda zu einer selbstbewussten Frau geworden, wie sie mal dem „Spiegel“ sagte: „Ich habe nun mal einen extrem starken und selbstbewussten Mann, in dessen Schatten man leicht zum Umfeld wird, zum Satelliten. Es klingt jetzt wahnsinnig klischeehaft, aber daraus ist möglicherweise umso mehr das Bedürfnis entstanden, mich selbst und meine eigene Welt zu finden.“ © imago stock&people | imago stock&people
Als sie heiraten, ist Furtwängler 25 und der Verleger gut ein Vierteljahrhundert älter. Die beiden kennen sich da schon einige Jahre, das erste Kind ist schon da, das zweite unterwegs.
Als sie heiraten, ist Furtwängler 25 und der Verleger gut ein Vierteljahrhundert älter. Die beiden kennen sich da schon einige Jahre, das erste Kind ist schon da, das zweite unterwegs. © imago | teutopress
Rote Teppiche sind eigentlich nicht so ihr Ding: „Manchmal ist es schön, sich so herzurichten, aber ich finde es auch extrem anstrengend, das richtige Outfit zu finden“. Die Tochter der Schauspielerin Kathrin Ackermann verstehe nach eigener Aussage nicht allzu viel von Mode.
Rote Teppiche sind eigentlich nicht so ihr Ding: „Manchmal ist es schön, sich so herzurichten, aber ich finde es auch extrem anstrengend, das richtige Outfit zu finden“. Die Tochter der Schauspielerin Kathrin Ackermann verstehe nach eigener Aussage nicht allzu viel von Mode. © imago | Oliver Bodmer
Aber sie wisse mittlerweile, was ihr stehe.
Aber sie wisse mittlerweile, was ihr stehe. © dpa | Jens Kalaene
Furtwängler hat sich sowohl als Schauspielerin im Fernsehen, im Kino und ...
Furtwängler hat sich sowohl als Schauspielerin im Fernsehen, im Kino und ... © dpa | Michael Kappeler
... auch auf der Theaterbühne einen Namen gemacht. Diese Aufnahme zeigt sie als beschwipstes Naivchen Chris Gorman mit Kollege Pasquale Aleardi auf der Berliner Bühne des Theaters am Kurfürstendamm im Stück „Gerüchte ... Gerüchte“ im Januar 2013.
... auch auf der Theaterbühne einen Namen gemacht. Diese Aufnahme zeigt sie als beschwipstes Naivchen Chris Gorman mit Kollege Pasquale Aleardi auf der Berliner Bühne des Theaters am Kurfürstendamm im Stück „Gerüchte ... Gerüchte“ im Januar 2013. © imago stock&people | drama-berlin.de
Ob „Goldene Henne“ oder die „Goldene Kamera“ – ihr Erfolg wurde bereits mit zahlreichen Preisen belohnt.
Ob „Goldene Henne“ oder die „Goldene Kamera“ – ihr Erfolg wurde bereits mit zahlreichen Preisen belohnt. © imago | Sven Simon
Doch Furtwängler scheint auch andere Seiten zu haben: Sich selbst beschreibt sie als „eher chaotisch“. Vor lauter Aufgaben vergesse sie auch mal einen Termin, suche mehrmals am Tag Handy oder Schlüssel. Und erst in diesem Jahr fiel sie mit der Aussage in einem „Stern“-Interview auf, sie habe als Schülerin gekifft und selber Cannabis-Pflanzen angebaut.
Doch Furtwängler scheint auch andere Seiten zu haben: Sich selbst beschreibt sie als „eher chaotisch“. Vor lauter Aufgaben vergesse sie auch mal einen Termin, suche mehrmals am Tag Handy oder Schlüssel. Und erst in diesem Jahr fiel sie mit der Aussage in einem „Stern“-Interview auf, sie habe als Schülerin gekifft und selber Cannabis-Pflanzen angebaut. © imago | Spöttel Picture
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) an den Fall Bögerl erinnert wird, ist beabsichtigt. „Die Entführung gab den Anstoß für die Handlung“, sagt Produzentin Kerstin Ramcke. Wir zeigen, wann der „Tatort“ dem echten Fall verdächtig nahe kommt – und wann nicht.

Das Lösegeld

Wie im Fall Bögerl fordern die Entführer vom Bankdirektor Holdt 300.000 Euro, die er anders als im echten Fall in gebrauchten Scheinen übergeben soll. Bei der Entführung der Bankiersgattin aus Heidenheim hatten die Täter die Order gemacht, die Scheine in einer komplizierten Stückelung zu übergeben.

Das führte dazu, dass Bögerls Mann, Sparkassendirektor, es nicht schafft, die Scheine rechtzeitig an der A7 zu übergeben. Das Geld wurde nicht abgeholt. Der Kontakt zu den Entführern riss ab, von Bögerl fehlte jede Spur. Im „Tatort“ versucht Holdt zunächst noch ohne Hilfe der Polizei, das Geld zu beschaffen. Auch er kommt zu spät zum Übergabeort, weil er einen Zug verpasst – allerdings nehmen die Entführer den Kontakt zu ihm wieder auf.

Der Fundort

Doch die Hoffnung darauf, dass die Frau noch lebend gefunden wird, ist vergebens: Im weiteren Verlauf des Films ist zu sehen, wie ihre Leiche im Wald gefunden wird. Auch Maria Bögerl wurde tot am Rande eines Waldstücks gefunden.

Der Appell der Familie an die Entführer

Im „Tatort“ wendet sich die Familie von Julia Holdt in Absprache mit der Polizei mit einem Video an die Öffentlichkeit und fleht um Freilassung. Auch hier fühlt man sich als Zuschauer an den Fall Bögerl erinnert, deren Familie sich kurz nach ihrem Verschwinden in der Sendung „Aktenzeichen XY“ mit einem Appell an die Entführer richtete. „Bitte geben Sie uns unsere geliebte Mama, meine Frau, wohlbehalten zurück“, sagte Bögerls Mann Thomas damals.

Viele Zuschauer kritisierten den Auftritt der Familie Bögerl. Sie fanden die Trauer unecht, gespielt. Heute halten Experten die Entscheidung der Polizei und der Familie für unglücklich, weil dadurch Gerüchte aufkamen, die Bögerls könnten etwas mit dem Verschwinden zu tun haben. Und das – wie im „Tatort“ – nicht zum letzten Mal.

Die damalige „Aktenzeichen XY“-Aufzeichnung kann man hier noch einmal sehen:

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Kurz nach dem Aufruf gehen bei der Polizei zahlreiche Hinweise ein. Doch keine der Spuren führt wie erhofft zum Täter. Im Gegenteil: Als die Polizei 2012 erneut über

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die Öffentlichkeit erneut um Mithilfe bat, führte ein Mann die Ermittler mit falschen Hinweisen in die Irre, bekam dafür sogar Tausende Euro Belohnung. Er wurde später zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Suizid des Ehemanns

Zu diesem Zeitpunkt war der Ehemann von Bögerl bereits seit knapp einem Jahr tot. Im Juli 2011 erhängte er sich – genauso wie Holdt im „Tatort“, dort allerdings in einer Gefängniszelle. Er gerät wegen eines Anrufs bei den Entführern einen Tag vor ihrem Verschwinden ins Visier von Kommissarin Lindholm, die daraufhin den Druck auf Holdt immens erhöht und dabei sogar handgreiflich wird.

Wenig später wird er tot in seiner Zelle gefunden. Und es kommt heraus, dass der Anruf bei den Entführern durch falsche Uhrzeitdaten der Telefonanlage auf einen Tag vor der Tat registriert wurde. Auch hier kommt der „Tatort“ dem Mordfall Bögerl nahe: Die Ermittler gingen wegen eines ähnlichen Fehlers zeitweilig davon aus, dass die Familie vor der Tat mit den Entführern Kontakte hatte. Das nährte Gerüchte, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnten.

Der „Tatort“-Fall bleibt ungelöst – wie auch der Fall Bögerl

Keinesfalls wirkt der „Tatort“ aber wie eine plumpe Rekonstruktion des Mordfalls Bögerl. Das liegt einerseits daran, dass Autor Jan Braren das Scheitern der anfänglich zusammengeschlagenen und deshalb traumatisierten Kommissarin Lindholm in den Mittelpunkt des durchaus mitreißenden Krimis rückt. Und andererseits daran, dass viele Details, wie der Ort oder die Zusammenstellung der Charaktere nichts mit dem Originalfall gemein haben. Auch die vielen DNA-Tests, die eine prägende Rolle im Fall Bögerl spielen, kommen nicht vor.

Mit dem offenen Ende schafft Braren allerdings eine weitere Parallele. Wie es im Abspann heißt, fehle von den Tätern jede Spur – wie auch im Mordfall Bögerl. Hier nahm die Polizei im April 2017, fast sieben Jahre nach dem Mord, zwar einen Verdächtigen fest.

. Einer der bekanntesten Kriminalfälle Deutschlands bleibt so wohl für immer ein Rätsel.