Berlin. Die Favoriten Giovanni und Gil verhauen in der RTL-Show „Let’s Dance“ gewaltig. Gehen musste am Freitagabend aber eine andere Person.
Es war die Nacht der Frauen bei „Let’s Dance“. Im Kampf um die Favoritenrolle haben zwei Kandidatinnen die bisherigen Abräumer, nämlich die Sänger Gil Ofarim und Giovanni Zarella, am Freitagabend auf die Plätze verwiesen. Da wäre zunächst einmal Angelina Kirsch. Das Model lieferte einen derart leidenschaftlichen Tango ab, dass Jurorin Motsi Mabuse gleich vor Stolz mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Später folgte Vanessa Mai und wirkte bei ihrem Paso Doble wie das genaue Gegenteil eines harmlosen Schlagersternchens. Sie entlockte mit ausgefeilter Technik und einer Menge Energie sogar dem nicht kritikmüden Juroren Joachim Llambi ein beinahe überschwängliches Lob. Weniger gut machte es Boxerin Susi Kentikian, die in Show 6 schließlich ausschied. Doch der Reihe nach.
Heinrich Popow tanzt Tango im Historienkostüm
Nachdem in der vergangenen Woche Model und
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die Show verlassen musste, trennte sich nun zur Halbzeit der zehnten Staffel die Spreu vom Weizen.
Den ersten
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ab. Zu einem Remix von Beethovens „Für Elise“ tanzte er mit Partnerin Kathrin Menzinger einen Tango in historischen Kostümen, für den Jurorin Motsi Mabuse ihm im Anschluss einen „starken Rücken, Power und Drive“ attestierte. Die Show sei zwar großartig gewesen, sagte Joachim Llambi, doch Popow komme aufgrund seiner Beinprothese an seine Grenzen. Es sei daher schwierig, ihn auf einem Level mit den Konkurrenten zu vergleichen. Das sahen die meisten Zuschauer anders und buhten den Jubiläums-Juroren aus. Ein bisschen zu Recht.
„Killer Queen“ Susi Kentikan wirkt unbeholfen
Denn wirklich mangelhaft war wohl erst der Auftritt von Susi Kentikian. Bereits in der Vorwoche hatte es für die 29-Jährige Kritik wegen schlechter Fußarbeit gehagelt, diesmal wollte es die „Killer Queen“ zum Song „Killer Queen“ (hach, wie passend) von Queen mit Queen-Fan Robert Beitsch besser machen. Das wurde nichts. Eine grundsätzliche Unbeholfenheit läutete das vorläufige Aus für die Boxerin in der Tanz-Show ein. Zumindest wünschte sie Vladimir Klitschko für seinen großen – vielleicht letzten – Kampf am Samstag herzlich viel Glück.
Curvy-Model Angelina Kirsch und Massimo Sinato scheinen sich zu einem der Favoriten-Teams zu mausern. Das mag an Kirschs ungeheurer Motivation liegen, die beteuert: „Dieses Tanzen, ich liebe es! Ich stehe morgens auf und sage ,Juhu, es geht wieder zum Training’.“ Wobei es der Kandidatin im Training offenbar schwergefallen war, ihre Fröhlichkeit hinter einer Tango-adäquaten Maske aus Ernsthaftigkeit und erotischer Aggressivität zu verbergen.
Feuer und Tränen bei „Let’s Dance“
Tränen bei Motsi Mabuse, Meckern bei Llambi
Während der Show schien das kein Problem zu sein. Der Tango wurde wie im Rausch getanzt und animierte das Publikum zu Standing Ovations. Die Tänzer konnten sich offenbar gar nicht mehr voneinander lösen. Indes kämpfte Motsi Mabuse mit den Tränen und kriegte sich gar nicht wieder ein. Bei Llambi war das anders.
Mal wieder die Fußarbeit. Da stolzieren, schwingen und stampfen Kirsch und Sinato über das Studio-Parkett, dass der ganze Saal in Flammen zu stehen scheint. Und Llambi kritisiert die Fußarbeit. Wer es positiv sieht, der betrachtet die Kritik des einzigen Profi-Richters der Jury als Animation zum Feinschliff. Wer Profi-Tänzerin Motsi Mabuse glaubt, der hat zuvor eine „magische“ Performance gesehen.
Bei Maximilian Arland „fehlt der Bums“
Bei Maximilian Arland bleibt wohl eher die traurige Kindheits-Story in Erinnerung, als der etwas unbeholfene Cha Cha Cha. Der Fernsehmoderator berichtete im Einspielfilm darüber, wie es war, als Junge mit Bruder und Vater als Schlager-Trio auf der Bühne zu stehen. „Ich habe in dieser Zeit viel Häme erlebt“, erzählte der 36-Jährige mit ruhiger Stimme. So gar nicht passt dazu der schwungvolle Cha Cha Cha, mit dessen „gestochenen Bewegungen“ Arland dann auch so seine Probleme hat. Nach diesem Auftritt war die Jury ausnahmsweise einmal einig: „Es fehlte der Bums dahinter.“
An der Performance von
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schieden sich hingegen die Geister. Zu „Catch and Release“ tanzten er und Ekaterina Leonova einen eleganten Slowfox. „Das war sehr professionell, dein ganzer Körper stand unter Spannung“, lobte Motsi Mabuse. Laut Llambi sah das natürlich ganz anders aus. „Gil, du warst nahezu die ganze Zeit neben der Musik“, lautete das vernichtende Urteil. Am Ende lief es auf läppische 23 Punkte von Seiten der Jury hinaus.
„Let’s Dance“ – alle Sieger im Überblick
Faisal Kawusi sorgt für Gänsehaut-Moment
Underdog Faisal Kawusi sorgte für einen Gänsehaut-Moment in der Show. Im Einspieler ging der Komiker auf sein Körpergewicht ein. „Ich bin fett. Das macht mich aber nicht zu einem schlechteren Menschen, das ist nur eine Eigenschaft, die nichts an mir als Person ändert“, sagte er überzeugt und erntete bestätigende Jubelrufe aus dem Publikum.
Die erwähnten Kilos setzte Kawusi bei der Salsa mit Oana Nechiti denn auch genau richtig ein. „Die Show war natürlich mega“, urteilte Llambi. „Dass du dich bewegen kannst, das hast du bereits Ende Februar beim Opening gezeigt. Bis auf einige künstlerische Pausen war das eine gute Leistung.“
Vanessa Mai um Klassen besser als die Konkurrenz
Ein schmerzhaft-schönes Highlight war die Performance „I am a Refugee“ der Profi-Tänzer Kathrin Menzinger und Vadim Gabuzov, mit der sie erst Anfang April Weltmeister in der Kategorie „Showdance Latein“ geworden sind. Ein bewegender Auftritt, der hier noch einmal angesehen werden kann.
Giovanni Zarella, der für Pietro Lombardi nachgerückt war, hat in der Show bisher kein großes Glück. Erst in der Vorwoche war seiner Tanzpartnerin Christina Luft nach einem Sturz bei einer missglückten Hebefigur ein Fußbruch diagnostiziert worden. Mit der Ersatztänzerin Marta Arndt konnte Zarella dann nach nur einem Tag gemeinsamen Trainings noch beeindruckende 30 Punkte holen, so sah es am Freitagabend eher schwach aus. Beim Walzer zum Dean Martin-Klassiker „That’s Amore“ hat Zarella laut Llambi „hier einen auf Stehgeiger gemacht.“ Der Juror erwartet mehr von Zarella – und das darf das Publikum auch.
„Vier Klassen besser als alle anderen Tänzer zusammen“ war Vanessa Mai nach dem Urteil des Tanzrichters. Die Schlagersängerin legte mit Partner Christian – das Tier – Polanc einen feurigen Paso Doble aufs Parkett und erntete damit Standing Ovations von Seiten der Jury. Dass Vanessa Mai so hervorragend abschnitt, hängt sicher auch stark mit dem Tänzer an ihrer Seite zusammen. Christian Polanc gilt als strenger Trainer und hat wohl in allen Staffeln von „Let’s Dance“ das Meiste und viel Unerwartetes aus seinen Promi-Partnerinnen – darunter Sylvie Meis, Maite Kelly, Joana Zimmer, Carmen Geiss und Nastassja Kinski – rausgeholt. Diese Leistung verdient ohnehin die volle Punktzahl.