Berlin. Das Gutachten über die Wirksamkeit der Corona-Maßnahmen sorgt weiter für Kritik. Bei “Lanz“ musste Karl Lauterbach kräftig einstecken.

Mit Blick auf den Herbst sollte das kürzlich erschienene Corona-Gutachten Aufschluss über Maßnahmen wie Maskentragen oder Schulschließungen in Deutschland bringen. Bahnbrechende Erkenntnisse blieben allerdings aus. Stattdessen gab es reichlich Kritik. Auch Moderator Markus Lanz nahm in seinem Talk am Dienstagabend die Gäste in die Mangel.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Karl Lauterbach (SPD), Politiker
  • Hendrik Streeck, Virologe
  • Svenja Flaßpöhler, Philosophin
  • Roderich Kiesewetter (CDU), Politiker

Bereits zu Beginn der Sendung ließ der Moderator die Bombe platzen: "Ist das der Grund, warum jemand wie Christian Drosten dann raus ist?" Ohne zu zögern stichelte Markus Lanz direkt los . Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schien sich davon zunächst nicht beeindrucken zu lassen. "Ich glaube, dass das also daher ein gutes, aber auch ein erwartbares Ergebnis ist", betonte der SPD-Politiker.

"Markus Lanz": Streeck kritisiert Durchführung des Corona-Gutachtens

Der Virologe Hendrik Streeck zeigte sich an dieser Stelle ein wenig selbstreflektierter. "Wir hatten zu wenig Zeit und zu wenige Ressourcen, um eine wirklich systematische Evaluation durchzuführen", kritisierte Streeck. "Da fragt man sich: "Wie kann es denn zu sowas kommen? Ich meine, das hat doch hier eine große Erwartungshaltung", warf Lanz ein.

So richtig antworten konnte keiner der anwesenden Gäste. Vielmehr wurde die Schuldfrage wie Bauklötzchen hin und her geschoben. Karl Lauterbach versuchte sich dennoch an einer Erklärung: "Ich hatte mit der Besetzung nichts zu tun. Ich glaube, der Schwerpunkt sollte damals auch eher die rechtliche Bewertung sein und nicht die virologische", so Lauterbach.

"Lanz": Lauterbach äußert sich zu Schulschließungen

Die Philosophin Svenja Flaßpöhler kritisierte das Vorgehen der Regierung. Ihren Worten nach zieht sich die Politik aus der Verantwortung. Lesen Sie mehr: Corona: Bürgertest nicht mehr immer kostenlos – was nun gilt

Die "empirische Ungewissheit" des Gutachtens ermögliche keine richtige Reflexion der Maßnahmen selbst. "Also lieber vielleicht die Schulen doch nochmal zumachen?", kommentierte Flaßpöhler.

An dieser Stelle bohrte auch Markus Lanz weiter. "Sie schließen Schulschließungen nicht aus?", fragte Lanz nach. Komplett ausschließen wolle der Gesundheitsminister das Szenario nicht. "Dass wir noch andere Schulschließungen benötigen, ist extrem gering", betonte Lauterbach.

„Das gefährlichste Szenario wird wahrscheinlich nie kommen, aber ich kann es nicht ausschließen“, fügte er hinzu. Das Nutzen der Schulschließungen sei geringer, als das Risiko, das für die Kinder dabei entstehe. Auch interessant: Corona: Wo das Virus den Sommerurlaub gefährdet

Philosophin bei "Markus Lanz": "Lauterbach geht immer vom Worst Case aus"

Das sorgte für ziemlich viel Unverständnis bei Philosophin Svenja Flaßpöhler. "Wenn man wie Herr Lauterbach sagt, immer vom Worst Case ausgeht, also morgen kommt das Killervirus um die Ecke...", kommentierte Flaßpöhler. "Das ist absolut nicht der Fall. Ich habe gesagt, dass ich von diesem Fall nicht ausgehe", konterte der Gesundheitsminister zurück. Mehr zum Thema: Corona: Neue Variante BA.2.75 alarmiert Wissenschaftler

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Per Videoschalte rechtfertigte Lauterbach seinen Standpunkt. "Es ist ein Unterschied, ob ich etwas nicht ausschließen kann oder ob ich immer vom schlechtesten Fall ausgehe", sagte Lauterbach. "Das ist einfach nicht seriös, wenn Sie sagen, ich würde davon ausgehen, denn dann ist man sofort bei der Panikmache", sagte der SPD-Politiker. Lesen Sie hier: Corona: Warum die Warn-App weiter auf das Smartphone gehört

Corona-Debatte bei "Lanz": Streeck kritisiert Lauterbach

Kritik gab es allerdings auch aus der Wissenschaft, nämlich von Virologe Hendrik Streeck selbst. Dieser veröffentlichte mit anderen Wissenschaftlern bei "Zeit Online" einen Beitrag, in dem ein Zitat von Karl Lauterbach genannt wird. Der Minister suggerierte darin, dass das Gutachten kein "Bremsklotz" sein dürfe.

"Was ärgert Sie daran?", wollte Markus Lanz genauer wissen. "Es geht einmal darum, wie hier in der Wissenschaftskommunikation mit der Evaluation umgegangen wird", sagte Streeck. Auch interessant: Neue Corona-Regeln im Herbst: Was kommt, was nicht kommt

Lauterbach reagierte direkt: "Die Bremsklotz-Ausführung, die bezieht sich ja nicht auf das Gutachten, sondern auf die Nutzung des Gutachtens." So müsse es bei dem Infektionsschutzgesetz jetzt besonders schnell gehen. "Jetzt muss endlich Tempo kommen", sagte Lauterbach.

"Markus Lanz" – So liefen die vergangenen Sendungen

Dieser Artikel erschien zuerst bei waz.de.