Berlin. Wie kommt Deutschland durch den Corona-Herbst? Die Debatte bei “Markus Lanz“ zeigt: Viele Fragen sind offen - und die Zeit wird knapp.

Die Corona-Pandemie ist auch in Deutschland noch nicht vorbei. Das zeigen die aktuell bundesweit steigenden Corona-Fallzahlen. Der ZDF-Talk "Markus Lanz" diskutierte am Dienstagabend lange über den Stand der Pandemie in Deutschland.

Besonders die Forderungen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der sich zuletzt für "Exklusiv-Rechte" für Geimpfte und Genesene aussprach - und damit für Aufsehen sorgte. Weitere Themen waren die stockende Impfkampagne und die Frage, wie gut die Kindergärten und Schulen im Land auf den kommenden Pandemie-Herbst vorbereitet sind.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Peter Wohlleben, Förster
  • Petra Bahr, Theologin
  • Christine Aschenberg-Dugnus, MdB, FDP
  • Gerhard Scheuch, Biophysiker

"Markus Lanz": Impfpflicht, "Exklusiv-Rechte" oder Impfprivilegien?

Die weitere Strategie zur Bewältigung der Corona-Pandemie stand klar im Fokus des ZDF-Talks. Moderator Markus Lanz wollte von seinen Gästen wissen: Müssen Ungeimpfte bald mit mehr Einschränkungen in der Pandemie leben? FDP-Bundestagsabgeordnete Christine Aschenberg-Dugnus sah darin eine "absurde Diskussion um Grundrechtsentzug". Mit Blick auf die steigenden Inzidenzzahlen sagte sie: "Die Inzidenz ist nicht mehr das einzige Merkmal."

Aschenberg-Dugnus will in der Pandemiebekämpfung zum Beispiel auch den Grad der Hospitalisierung miteinbeziehen, eine Impfpflicht durch die Hintertür dürfe es nicht geben. Außerdem seien es momentan besonders die jungen Menschen, die zu steigenden Zahlen beitragen würden. "Wir wissen genau, dass die 20- bis 29-jährigen die Haupttreiber der Pandemie sind", erklärte Aschenberg-Dugnus.

"Markus Lanz": An einem Punkt war sich die Runde einig

Theologin Petra Bahr, die auch Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, ergänzte, dass Ungeimpfte grundsätzlich immer von Geimpften profitieren würden. Bei jungen Menschen fehle es ihr aber aktuell eine "wärmende Kommunikation".

Bahr erklärte: "Es gibt eine Impfmüdigkeit und große gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Den 20- bis 30-Jährigen wurde zuerst gesagt, dass sie zu jung sind, nicht zur Risikogruppe gehören und Impftermine erstmal vergessen können. Und plötzlich sollen sie sofort zur Impfstraße?" Lesen Sie dazu: So kämpfen andere EU-Länder gegen die Impfmüdigkeit

An diesem Punkt war sich die Runde von Markus Lanz einig: Die jüngere Generation erreiche man vor allem durch mobile Impfteams und gute Informationsangebote. Autor Peter Wohlleben brachte anschließend mit Kindern unter zwölf Jahren eine weitere wichtige Gruppe in die Diskussion.

"Markus Lanz": Sind Kindergärten und Schulen vorbereitet?

Wohlleben stellte fest: "Das Geschehen verlagert sich zunehmend in diese Gruppe", etwa in den Kindergärten. Und er kritisierte: "Die Kinder laufen schutzlos in den nächsten Winter rein." Schließlich gebe es noch immer keinen von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfstoff.

Physiker Gerhard Scheuch, der als Experte für Aerosole auch öffentliche Einrichtungen zum Umgang mit der Pandemie berät, sagte: "Wenn wir verstehen, wie diese Übertragung funktioniert, dann können wir handeln." Die Kombination aus regelmäßigem Lüften und Luftfilteranlagen sei eine gute Lösung für Schulen und Kindergärten. Ob das bis zum Start des neuen Schuljahres flächendeckend umgesetzt werden kann?

Die Diskussion um mögliche "Exklusiv-Rechte" oder Sanktionen ärgert den Forscher: "Wir wissen, dass die Ansteckung im Freien deutlich geringer ist, als in Innenräumen. Wir müssen uns um die Innenräume kümmern." Alles andere seien "Scheindebatten".

"Markus Lanz": Sanktionen und Privilegien oder individuelle Freiheit?

Wie sollte die Strategie für den Corona-Herbst also aussehen? Für Moderator Markus Lanz eine "sozial schwierige Frage". Ethikerin Petra Bahr appelierte, sich impfen zu lassen: "Selbstbestimmmung, individuelle Freiheit und Verantwortung gehören zusammen."

FDP-Politikerin Aschenberg-Dugnus erklärte, dass durch eine bessere Ansprachen, Angebote vor Ort, zielgruppenspezifische Angebote und Überzeugungsarbeit auch mehr Menschen die Impfangebote wahrnehmen würden. Beim Thema Impfpflicht war sich die Runde einig, dass eine gesetzliche Regelung in Deutschland nicht vorstellbar und nur sehr schwierig umsetzbar sei.

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