Berlin. Bei „Lanz“ diskutierten die Gäste über die Auswirkungen des Lockdowns. Profisegler Boris Herrmann berichtete über seine Weltumseglung.

Können die Schulen wieder geöffnet werden? Wie gefährlich sind die Mutationen wirklich? Die bevorstehende Ministerpräsidentenkonferenz wirft erneut viele Fragen auf. Vor allem die Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche sowie die Ausbreitung der neuen Virusvarianten standen bei „Markus Lanz“ am Dienstagabend im Fokus.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Diana Zimmermann, Journalistin
  • Prof. Timo Ulrichs, Epidemiologe
  • Dr. Tanja Brunnert, Ärztin
  • Markus Lewe (CDU), Oberbürgermeister von Münster
  • Boris Herrmann, Profisegler

Profisegler Boris Herrmann: In 80 Tagen um die Welt

Zu Beginn des ZDF-Talks sorgte allerdings Profisegler Boris Herrmann für frischen Wind im Studio. Diesen brachte der 39-Jährige gemeinsam mit unglaublichen Geschichten über die Weltmeere von seiner 80-tägigen Weltumseglung mit. Herrmann erreichte bei der Regatta Vendée Globe den fünften Platz, nachdem der Segler rund 28.000 Seemeilen zurücklegte.

„Es ist toll wieder an Land und unter Menschen zu sein“, sagte Herrmann. Für ihn beginne jetzt die Regenerationsphase, die zwischen „sechs Wochen und sechs Monaten“ dauern könne.

Die Regatta sei ein Kindheitstraum gewesen, sagte Herrmann, der nun endlich in Erfüllung ging. Besonders eindrucksvoll berichtete der 39-jährige Sportler, dass er teilweise mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde die Welt umsegelte.

„Lanz“: Profisegler hatte Glück im Unglück

„Wir haben vier Jahre klimatisch durchlebt“, scherzte Boris Herrmann bei „Lanz“. 80 Tage lang verzichtete der 39-Jährige auf einen ausgewogenen Schlafrhythmus und frische Mahlzeiten. 2000 bis 4000 Kalorien täglich nahm er ausschließlich durch „Astronautennahrung“ zu sich.

Kurz vor dem Ziel, am letzten Tag des Rennens, hatte ein Unglück den Sieg verhindert. Während Boris Herrmann schlief, kollidierte sein Segelboot mit einem anderen Schiff. Herrmann nannte den Zusammenstoß allerdings „Glück im Unglück“, da weder er noch sein Boot bei dem Aufprall zu Schaden kamen.

Für den Sportler steht fest: Er würde es gerne noch mal machen. „Aber was natürlich auch rückblickend ganz toll und ganz erfüllend ist, ist einfach der Weg dahin“, sagte Boris Herrmann. Der Traum entwickle sich weiter, und auch die sportliche Ambition wachse stetig. Doch besonders auch die nachhaltige Verbreitung der Klimabotschaft sei ebenfalls ein zukünftiges Ziel des Sportlers und seines Teams.

„Lanz“: Epidemiologie Timo Ulrichs sieht keinen Anlass für Lockerungen

Von den Weltmeeren ging es thematisch anschließend jedoch zurück nach Europa und zur Corona-Politik. Angesichts der bevorstehenden Ministerpräsidentenkonferenz mahnte Epidemiologe Timo Ulrichs vor den neuen Virusvarianten. „Es ist etwas, was wir ernst nehmen müssen“, betonte Ulrichs am Dienstagabend.

Die Zirkulation der Virusmutationen biete derzeit keinen Anlass für große Lockerungen. Laut Ulrichs seien die Umgebungsbedingungen schlechter, da die Außentemperaturen, die verminderte UV-Strahlung sowie der Aufenthalt in geschlossenen Räumen Faktoren für eine größere Übertragung seien. Timo Ulrichs akzentuierte, „dass das Virus eine Dynamik entwickelt hat mit dem Wirt umzugehen“. Lesen Sie hier: Corona-Experten schlagen Alarm: "Europa muss jetzt handeln"

Die gute Nachricht sei allerdings, dass die Lockdown-Maßnahmen zu wirken scheinen. „Es geht erstmal nach unten, gleichzeitig sehen wir, dass wir auch eine relative Zunahme der neuen Variante haben“, sagte der Epidemiologe. Weitere Mutationen könne man nicht demnach nicht ausschließen, jedoch sei der Impfstoff und die geltenden Corona-Maßnahmen wichtige Schritte zur nachhaltigen Bekämpfung. Lesen Sie hier: Corona - Was Virus-Mutationen für die Impfungen bedeuten

„Markus Lanz“: Kinder und Jugendliche leiden unter den Lockdownbedingungen

Laut der Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert müsse man neben den Virusmutationen allerdings auch die Konsequenzen der Lockdownstrategien im Hinblick auf Schulen und Kitas genauer betrachten. „Die Kinder haben einen hohen Gesprächsbedarf, durch alle Altersgruppen hindurch“, sagte Brunnert. So seien Kinder und Jugendliche aller Altersstufen negativ von den Einschränkungen betroffen.

Kinder und Jugendliche werden laut Brunnert trainiert auf Abstand zu gehen. Dies sorge für einen erschwerten emotionalen Zugang sowie fehlende Sozialisationsmöglichkeiten, was gerade bei Kindern mit schwierigen familiären Verhältnissen sehr nachhaltig wirken kann. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel: Was passiert mit Kitas und Schulen?

Zusätzlich kritisierte Tanja Brunnert die erhöhte Bildschirmzeit, die während des Lockdowns häufiger beobachtet wird. „Über drei Stunden am Tag, das ist massiv“, akzentuierte die Ärztin. Eine solche Bildschirmnutzung könne immense Folgen haben und die Sprachentwicklung, Sozialisation sowie die motorischen Fähigkeiten beeinflussen.

Von der Politik wünsche sich Tanja Brunnert eine nachhaltige Strategie. „Ich wünsche mir vor allen Dingen konkrete Handlungsanweisungen, ich denke wir brauchen einen konkreten Plan“, sagte die Kinder- und Jugendärztin. Kindertagesstätten und Schulen müsse man priorisieren und Perspektiven schaffen.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen