Berlin. Die Dokumentation „Hirschhausen als Impfproband“ beantwortet am Montagabend in der ARD viele Fragen rund um die Impfung gegen Corona.

Zwei Nächte muss Eckart von Hirschhausen darüber schlafen. Dann steht sein Entschluss fest: Er würde freiwillig an einer Studie der Universitätsklinik Köln teilnehmen, die den noch nicht zugelassenen Impfstoff der Tübinger Curevac in der dritten Phase testet.

Dieser mRNA-Impfstoff wird vermutlich erst im Frühjahr einen Antrag auf Zulassung stellen, hat aber gegenüber bisherigen Impfstoffen den Vorteil, dass er nicht gekühlt werden muss – was eine Verimpfung enorm erleichtern würde.

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Doku "Hirschhausen als Impfproband" läuft in der ARD

Das ist auch der Grund, der Hirschhausen treibt. Er möchte helfen, den „Kampf der Wissenschaft gegen das Virus“ transparent zu machen. Und Bedenken gegen eine Corona-Impfung abbauen. Deshalb lässt er sich auf das Experiment ein und wird „Proband Nummer 20“.

Auf Schritt und Tritt von einem Kamerateam begleitet, zeigt er in dieser WDR-Dokumentation, was ihm vor, während und nach der Impfung widerfährt. Und versucht in Interviews mit Experten ebenso wie bei zufälligen Straßenbefragungen am Rheinufer, alle Fragen rund um die Corona-Impfung ehrlich und verständlich zu beantworten. „Hirschhausen als Impfproband" läuft diesen Montag nach dem "ARD Extra" um 20.30 Uhr im Ersten.

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Soll man sich gegen Corona impfen lassen oder nicht?

Diese Entscheidung wird schließlich jeder irgendwann in diesem Jahr für sich treffen müssen: Soll ich mich impfen lassen oder nicht?

Nicht jeder ist schon überzeugt. „Die Skepsis ist tief verwurzelt“, erklärt die Psychologin Cornelia Betsch, „weil Impfungen zum Bereich der Gesundheitsprävention gehören.“ Da sei die Risikobereitschaft geringer ausgeprägt, „als bei einem Medikament, das man nehmen muss, weil man schon erkrankt ist.“

Deshalb rät sie Hirschhausen wie jedem anderen zu einer persönlichen Risikoabwägung: „Was zieht dich, was hält dich davon ab?“ Argumente, die für eine Impfung sprechen, liefern in diesem erhellenden Film stattdessen die Mitprobanden, die sich ebenso freiwillig für die Kölner Studie gemeldet haben: Wieder ein normales Leben, sich wieder treffen, ohne Plexiglas dazwischen, aus Verantwortung etwa gegenüber den eigenen Kindern oder Eltern.

„Nur die Harten kommen in den Garten?“

Impfskeptiker melden sich vor allem per Social Media. Aber auch ihre Fragen werden von Hirschhausen nicht ausgeblendet - wie zum Beispiel diese: Sollte man es nicht einfach darauf ankommen lassen? Jeder sollte selbst eine Infektion durchmachen, dann wird eine Herdenimmunität genauso gut erreicht.

Eckart von Hirschhausen neben Studienleiterin Professorin Clara Lehmann bei seiner Impfung im Dezember in Köln.
Eckart von Hirschhausen neben Studienleiterin Professorin Clara Lehmann bei seiner Impfung im Dezember in Köln. © Bilderfest GmbH/WDR/dpa | Bilderfest GmbH/WDR/dpa

„Nur die Harten kommen in den Garten?“, fragt er spitz zurück. Und winkt als aufgeklärter Mensch gleich wieder ab: Das sei eine Vorstellung wie im Mittelalter und wenig fortschrittlich.

Am Beispiel eines AWO-Seniorenheimes in der Kölner Südstadt macht Hirschhausen stattdessen klar, dass Risikogruppen zu schützen, leichter gesagt als getan ist: Obwohl alle Bewohner, Betreuer und Besucher nur nach einem vorangegangenen Negativ-Test das Haus betreten durften, kam es noch zu 30 Infektionen. Das Risiko einer Impfung sei sehr viel geringer als das, an Corona zu sterben.

Die hartnäckigsten Vorurteile betreffen vor allem das beschleunigte Prüfverfahren.Hirschhausen liefert Zahlen, Fakten und übersichtliche Grafiken, die bei der Entscheidung helfen.

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Warum war ausgerechnet der Anti-Corona-Impfstoff so schnell verfügbar?

Die Entwicklung eines Impfstoffes dauert normalerweise viele Jahre. Hirschhausen bringt die Fakten: Mit Ausbruch der Pandemie aber haben weltweit 200 Unternehmen gleichzeitig mit der Erforschung eines Impfstoffes gegen Corona begonnen – so viele wie noch nie in der Geschichte.

Die Ergebnisse wurden untereinander geteilt. Dazu gab es Geld, viel Geld: Allein die drei in Europa entwickelte Impfstoffe (von Biontech, Astrazeneca und Curevac) erhielten von der Bundesregierung 750 Millionen Euro Forschungszuschuss.

Wieso konnten die Impfstoffe überhaupt so schnell zugelassen werden?

Wie alle Medikamente, werden auch Anti-Corona-Impfstoffe von unabhängigen Behörden streng geprüft, bevor sie eine Zulassung erhalten. Das Tempo der Zulassung geht nicht auf Kosten der Qualität, erklärt Clara Lehmann, Leiterin der Kölner Studie. Die Daten der eingereichten Studien werden bloß vorrangig und fortlaufend ausgewertet, und nicht erst nach Abschluss der Studien wie sonst üblich.

Wie werden die Impfstoffe getestet?

Das geschieht in einer dreistufigen medizinischen Studie, erklären verständlich die gezeigten Grafiken: In einer ersten Phase mit nur wenigen Testpersonen, wird untersucht, wie der Körper auf den Impfstoff reagiert und ob die Wirkung messbar ist. In Phase 2 wird an etwa 300 bis 400 Probanden die richtige Dosierung erprobt.

Die dritte Phase, an der dann 3000 bis 10.000 Freiwillige teilnehmen, prüft, welche Nebenwirkungen vorkommen. Und ob sich Geimpfte seltener oder sogar gar nicht mehr anstecken.

Verdienen sich die Beteiligten nicht eine Goldene Nase an den Studien?

Nein, stellt Hirschhausen klar: Die Testpersonen erhalten nur eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro pro Termin. Die beteiligten Mediziner sind festangestellt und bekommen ein Gehalt, sonst nichts.

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    Lassen sich die Studien-Ergebnisse nicht fälschen?

    Die Durchführung der Studie wird engmaschig kontrolliert, erläutert Clara Lehmann in der Sendung: Dazu verhindert in der dritten Phase die „Doppelblind“-Methode eine Manipulation der Daten: Die Teilnehmer werden per Zufallsgenerator in zwei Gruppen aufgeteilt, die eine erhält das Serum, die andere nur ein Placebo.

    Weder die impfenden Ärzte noch die Teilnehmer wissen, wer was bekommt. Daher wird auch Eckart von Hirschhausen erst nach Abschluss der Studie erfahren, ob er wirklich geimpft worden ist.

    Welche Reaktionen kann der Körper nach der Impfung zeigen?

    Hirschhausen fragt nach: Keiner der 400 Teilnehmer, der mit ihm zusammen geimpft wurden, klagte nach der ersten Impfdosis über irgendwelche Beschwerden. Von der zweiten Impfdosis ist bekannt, dass kurzzeitig für ein bis zwei Tage Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit auftreten können. Dagegen soll Paracetamol helfen.

    Ab wann schützt die Impfung zuverlässig vor Corona?

    Bisherige Daten belegten, heißt es in der Sendung, dass etwa zwei Wochen nach der zweiten Impfdosis ein Schutz in der gewünschten Wirksamkeit erreicht wird, je nach Impfstoff zwischen 90 und 95 Prozent.