Essen. „Das Glück is a Vogerl“: Die fantasievolle und poetische Geschichte mit Simon Schwarz handelt von Lebensträumen, Liebe und Glück.

„Das Glück is a Vogerl“, sagt der Wiener. Es fliegt hierhin und dorthin, verweilt, wenn es mag, aber gewaltsam halten lässt es sich. Oft erkennt man erst, dass man das Glück in der Hand hatte, wenn es entschwunden ist. Wer weiß, ob und wann es noch einmal zurückkehrt.

Das sind eigentlich traurig stimmende Überlegungen, die der Hoffnung freilich nicht entgegenstehen. Entsprechend ist der von Catalina Molina eingerichtete Fernsehfilm „Das Glück ist ein Vogerl“, den die österreichische Schauspielerin und Schriftstellerin Ingrid Kaltenegger nach ihrem gleichnamigen Roman entwickelt hat, eine Tragikomödie, die selbst in ihren nicht seltenen lauten Momenten leise, gedämpft daherkommt.

Neuer BR-Film: Besinnliche Geschichte, aber keine Weihnachtsgeschichte

Dass die besinnliche Geschichte wenige Wochen vor Weihnachten im malerisch verschneiten Salzburg spielt, ist dabei so unerheblich wie der Sendetermin acht Tage vor dem Fest irreführend: Die Koproduktion von ORF und BR ist keine Weihnachtsgeschichte, ist in ihrem gleichnishaften Charakter weder an Ort noch Zeit gebunden.

Seit seiner Jugend hat Franz von einer Karriere als Rock-Gitarrist geträumt. Vor vielen Jahren galt seine „Exit Band“ als Topfavorit eines bedeutenden Wettbewerbs; Plattenvertrag, Tourneen, alles war so gut wie sicher. Das Schicksal wollte es anders; der entscheidende Auftritt kam nie zustande, weil sich die Musiker kurz zuvor verkrachten. Stattdessen fristet er nun ein langweiliges Leben als erfolgloser Musiklehrer, der sich mit untalentierten oder unwilligen Schülern abquälen muss.

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Simon Schwarz als zutiefst desillusionierter Endvierziger

Simon Schwarz ist dieser zutiefst desillusionierte Endvierziger, und es ist faszinierend zu sehen, über welch breite Ausdruckspalette dieser Schauspieler verfügt, den man in erster Linie als humoristischen Side-Kick in den skurrilen Eberhofer-Krimis in Erinnerung hat. Auch in der Ehe mit Linn (Patricia Aulitzky) kriselt es stark, die pubertierende Tochter Julie (Lucy Gartner) redet kaum noch mit den Eltern.

Eines Tages wird Franz Zeuge eines Autounfalls, bei dem ein alter Mann umkommt. Ausgerechnet, als Linn die Beziehung retten will und ihren Mann zu einem Lebenshilfeseminar „Fahrstuhl zum Glück“ schleppt, erscheint das Unfallopfer Egon (Nikolaus Paryla) – als Geist, den nur Franz sehen kann.

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„Das Glück ist ein Vogerl“ im Ersten: Fantasievolle Geschichte über Lebensträume

Und diesen Geist, der eben nicht die Verkörperung des klug lenkenden Weihnachtsmannes ist, wird er nicht mehr los. Egon, der als Naturwissenschaftler nicht einmal selbst an seine metaphysische Existenz glaubt, trägt ebenfalls schwer an einem Versäumnis und will, nun posthum und mit Franz als Sprachorgan, ein altes Versprechen einlösen und so endlich und endgültig Ruhe finden. Notgedrungen macht Franz mit.

Doch auf dem gemeinsamen Weg, den zunächst noch mehr Scherbenhaufen säumen, wird immer unklarer, wer eigentlich wen retten, erlösen soll. Die fantasievolle, wunderbar poetische Geschichte über unsterbliche Lebensträume, über Liebe und Glück endet damit, dass sich das Vogerl wieder niederlässt. Vielleicht bleibt es länger.

„Das Glück ist ein Vogerl“ läuft am 16. Dezember 2020 um 20.30 Uhr im Ersten und ist nach der Ausstrahlung in der ARD-Mediathek verfügbar.

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