Berlin. In „Die Höhle der Löwen“ sorgte ein neun Jahre altes Produkt für den Deal des Abends. Auch ein App gegen Handysucht fand Geldgeber.

  • Bei „Die Höhle der Löwen“ sorgte am Montagabend eine Schiene für die Zähne für Erfolge
  • Insgesamt 600.000 Euro sammelten die Gründer hinter der Idee für ihr Projekt ein – dabei hatte es erst Unmut bei den Löwen gegeben
  • Andere Gründer verzockten sich dagegen

Viel Selbstvertrauen ist erst einmal nichts Schlechtes im Geschäftsleben. Diesem Punkt würden die erfolgreichen Vox-Löwen sicher alle zustimmen. Manchmal gibt es aber auch deutlich zu viel davon.

Oder wie Judith Williams es bei einer der Gründer-Vorstellungen am Montagabend pointiert ausdrückte: „Ich finde euer Produkt fantastisch und ich finde euch überragend. Aber ich ärgere mich total über eure Bewertung.“

Die neuste Folge der Investment-Show „Die Höhle der Löwen“ hatte indes beide Sorten von Gründern zu bieten: Teams, die wegen ihrer selbstbewussten Siegessicherheit den für ihre Idee so wichtigen Deal verpassten. Und Teams, die nach reiflicher Überlegung doch noch über ihren Schatten springen konnten. Wenn auch nur zähneknirschend.

DHDL: „bruXane“ ist Erfolgsgeschichte des Abends

Zähneknirschen ist das richtige Stichwort für die spannendste Erfolgsgeschichte des Abends. Lange sah es nämlich so aus, als würden die Gründer Bianca Berk und Dr. Jörg Köhler aus Marburg mit ihrem Produkt „bruXane“ überhaupt nicht bei den kritischen Löwen landen können.

Besonders, dass ihre moderne Zahnschiene gegen das so schädliche, nächtliche Zähneknirschen nach bereits neun Jahren Entwicklungszeit noch nicht über genug Leumund verfügte, um mehr als 150 personalisierte Stücke zu verkaufen, ließ die Investoren stutzig werden. „Ihr werdet viel Hilfe brauchen“, meinte Ralf Dümmel dazu.

Das Problem war aber nicht das Produkt an sich. Das konnten die Löwen nach einer Testrunde, in der sie aussahen wie Boxer im Ring, gut nachvollziehen. Immerhin kannten Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel das belastende Knirschen auch aus eigener Erfahrung.

  • Der Trick hinter „bruXane“ ist, dass es, statt die Zähne nur vor Abnutzungserscheinungen zu schützen, das Knirschen selbst abtrainieren soll.
  • Mittels einer Vibration im Mund und einem leisen Summton.
  • Dieser soll die Betroffenen dann dazu veranlassen, den Kaudruck zu reduzieren, was dann wiederum den Summton und die Vibration stoppt.

Abgewöhnung im Schlaf also. Bianca Berk wirkte stolz: „Wir haben so bereits vielen schweren Fällen geholfen.“

• Mehr zur Show: „Die Höhle der Löwen“ 2020: Das ist die neue Jury

Ralf Dümmel stieg bei „Die Höhle der Löwen“ bei „bruxane“ ein, wusste aber auch: „Ihr werdet viel Hilfe brauchen.“
Ralf Dümmel stieg bei „Die Höhle der Löwen“ bei „bruxane“ ein, wusste aber auch: „Ihr werdet viel Hilfe brauchen.“ © Getty Images | Joshua Sammer

„bruXane“-Gründer sammeln 600.000 Euro ein

Für Unmut bei den Löwen sorgte eher die hohe Bewertung: Die Gründer wünschten sich 600.000 Euro für nur 10 Prozent Unternehmensanteile. Gerade Nils Glagau konnte seine Wut über diese Hybris kaum unterdrücken.

Am Ende klappte es dann aber doch: Berk und Köhler sprangen schweren Herzens über ihren Schatten und akzeptierten einen Deal mit Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel: 36 Prozent für die geforderte Summe. „Nehmt uns als zukünftige Familienmitglieder an“, riet Wöhrl. Gesagt, getan.

Vor allem Dr. Köhler war danach trotz anfänglicher Bauchschmerzen happy und kaum zu halten: „Wir wollten Carsten Maschmeyer wegen seiner medizinischen Ausbildung und seiner Kontakte in die USA und jetzt haben wir ganze drei Löwen mit all ihrem Knowhow bekommen.“ Lesen Sie hier: „Die Höhle der Löwen“ 2020: Alles über die neue Staffel

„Vly“-Gründer verzocken sich

So einsichtig war nicht jedes Gründerteam an diesem Abend. Wie man sich einen Deal verbaut, zeigten nämlich Moritz Braunwarth, Nicolas Hartmann und Niklas Katter aus Berlin mit ihrem Produkt „vly“. Sie lehnten die Vereinbarung mit dem Löwen Kofler ab – um nach eigener Aussage ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren.

„Vly“ ist eine pflanzliche Milchalternative aus Erbsen – zu 100 Prozent vegan, sehr protein- und nährstoffreich, nachhaltig und umweltschonend. Und schmackhaft, wie die glücklichen Gesichter der testenden Löwen verdeutlichten. Aber eine halbe Million für lediglich acht Prozent Anteile war dann doch einige Nummern zu hoch. Den Optimismus der Gründer, bald schon den Markt zu erobern, teilte die Jury jedenfalls offensichtlich nicht.

Nicolas Hartmann, Niklas Kattner und Moritz Braunwarth (von links) präsentieren mit _vly
Nicolas Hartmann, Niklas Kattner und Moritz Braunwarth (von links) präsentieren mit _vly" eine Milchalternative aus Erbsenprotein. Einen Deal konnten die Gründer trotz tierischer Unterstützung nicht fixieren. © TVNOW / Bernd-Michael Maur | Bernd-Michael Maur

Am Ende konnten die smarten Herren die Löwen daher auch trotz der tatkräftigen Unterstützung der süßen und extra mitgebrachten Kuh Mila nicht für diese Summe erwärmen. Immerhin gab es für Mila noch eine Streicheleinheit von Judith Williams.

So sanft war Williams bei den Gründern indes nicht. Dazu sei der Markt der alternativen Milchprodukte einfach zu hart umkämpft: „500.000 Euro sind viel Geld für eine Wette. Die Wette ist mir leider zu hoch.“ Einen Deal mit Georg Kofler, der die Summe für 35 Prozent tatsächlich übernehmen wollte, war für das „vly“-Tema dann aber wohl aus Stolz unannehmbar. Kofler zeigte sich immerhin versöhnlich: „Ich wollte mit euch nur unternehmerisch auf Augenhöhe arbeiten. Aber ich hoffe, der Erfolg gibt euch Recht. Ich hoffe, dass wir uns hier nachher alle in den Hintern beißen wegen unserer Entscheidung.“

„Die Höhle der Löwen“: Analoge Ideen – und wie sie funktionieren können

Zwei ungewöhnlich analoge Produkte in dieser oft so auf Digitalisierung getrimmten Show verdeutlichten derweil die Möglichkeiten für teilnehmende Gründer.

Während Alexander Lenfers mobile Tenniswand „HitPartner“ trotz komödiantischem Spieleinsatz von Judith Williams nicht überzeugen konnte, fand das scheinbar so sympathisch aus der Zeit gefallene Schreibhilfe-Heft „Schreibpilot“ von Kai Döringer und Hasan Saygili zumindest in der Theorie viele Anhänger in der Jury. Es soll Schülern durch eingestanzte Buchstaben das Schreiben erleichtern. „Ich hätte das als Kind gern gehabt und finde es toll“, sagte Carsten Maschmeyer, „aber ich bin ein digitaler Investor und glaube nicht an den Bleistift.“

Als Döringer die Enttäuschung nach dem vierten Löwen-Absprung deutlich auf dem Gesicht abzulesen war, nutzte Dümmel seine Chance und bot dramatisch und aus dem Nichts die 500.000 Euro für 20 Prozent Anteil. Er war sich dabei gegenüber seinen Mitlöwen aber auch sicher: „Dieses Produkt ist kurzlebig und wird auf lange Sicht nicht sehr viel Geld machen.“

„Omline“: Rosberg steigt bei App gegen Handysucht ein

In eine ganz andere Richtung ging derweil die App „Omline“ von Selcuk Aciner, Christina Roitzheim und Marius Rackwitz. Die App soll dem Smartphone-Nutzer mittels Methoden der Verhaltens- und Gesundheitspsychologie helfen, seinen negativen Handy-Konsum und seine Handysucht zu bekämpfen. Das Training reduziert dabei problematische Smartphone-Nutzung signifikant um 42 Prozent und steigert das Wohlbefinden um 8 Prozent.

Gut, dass Nico Rosberg schon im Vorfeld zugegeben hatte, unter Handysucht zu leiden. Die Probemeditation schien darauf auch alle Löwen bis auf Georg Kofler zu überzeugen: „Also die siebte Erleuchtungsstufe habe ich jetzt noch nicht erreicht.“

Schließlich bekamen die Gründer aber doch noch ihren Deal mit dem Wunschlöwen Rosberg – mit tatkräftiger Unterstützung von Carsten Maschmeyer (der wohl bereits auf die Anwendung der App auf weitere Suchtarten spekulierte). Maschmeyer und Rosberg handelten für die Investitionssumme von 150.000 Euro gemeinsam 20 statt der gebotenen 10 Prozent Anteil heraus.

Marius Rackwitz, Christina Roitzheim und Selcuk Aciner (von links) aus Berlin präsentieren mit „Omline
Marius Rackwitz, Christina Roitzheim und Selcuk Aciner (von links) aus Berlin präsentieren mit „Omline" eine Trainings-App, mit deren Hilfe der Nutzer einen gesunden Umgang in Bezug auf seine Handynutzung erlernen soll. © TVNOW / Bernd-Michael Maur | Bernd-Michael Maur

Am Ende hat wohl auch die nahezu perfekte Mischung des „Omline“-Teams eine Rolle für die härteste Verhandlung dieser Episode gespielt: Ein BWLer fürs Marketing, eine Psychologin für die Meditation und ein Software-Entwickler für die App. Das beeindruckte sogar Carsten Maschmeyer.

Sein Gespür für Christina Roitzheims geknickte Gesichtszüge täuschte ihn schlussendlich nicht: Die Psychologin war ausschlaggebend dafür, dass sich ihre Gruppe schließlich für den Deal entschied und über ihren Schatten sprang. Womöglich in eine trotz Meditation sehr hektische Business-Zukunft.