Rostock. Der „Polizeiruf 110“ aus Rostock ist einmal mehr intensiv und stark gespielt. Vor allem Ermittlerin König bringt er an ihre Grenzen.

Für „Tatort“-Fans hat bereits die Sommerpause bereits begonnen. Vom „Polizeiruf 110“ dagegen gibt es einen weiteren TV-Krimi am Sonntagabend zu sehen. Und für viele ist der „Polizeiruf“ aus Rostock der stärkste der Reihe, für manche sogar der bessere „Tatort“: intensiv, stark gespielt. „Der Tag wird kommen“ ist da keine Ausnahme.

Frau König, wie LKA-Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) auch nach zehn Jahren „Polizeiruf 110“ aus Rostock von ihrem Kollegen Kommissar Alexander Bukow (Charly Hübner) genannt wird, hat viele Probleme. Ihre Not ist groß. Das schwerwiegendste Problem hat sie sich vor eineinhalb Jahren in Folge 18 „Für Janina“ eingehandelt, als sie selbst eine Straftat begangen hat.

Um einen Mann für einen ungesühnten Mord aus DDR-Zeiten ins Gefängnis zu bringen, fälschte sie Beweise in einem anderen, aktuellen Mordfall. Das Vorhaben gelang. Der im Verlauf der Jahre möglicherweise geläuterte Familienvater und Mörder Guido Wachs wurde verurteilt.

„Polizeiruf 110“ aus Rostock: Geschichte erreicht ihren Höhepunkt

Im neuen Fall des Duos mit dem Titel „Der Tag wird kommen“ (Sonntag, 14. Juni, 20.15 Uhr im Ersten) streben die aus der Fälschung entstandenen Konflikte langsam ihrem Showdown entgegen. Denn seit dem massiven Gesetzesübertritt wankt König – immer gewahr, dass sie jederzeit und trotz Rückendeckung von Bukow überführt werden kann.

Charly Hübner als Kommissar Bukow im neuen „Polizeiruf 110“ aus Rostock mit dem Titel „Der Tag wird kommen
Charly Hübner als Kommissar Bukow im neuen „Polizeiruf 110“ aus Rostock mit dem Titel „Der Tag wird kommen". © dpa | Christine Schroeder

Die Gefahr, die von dem verurteilten Mörder ausgeht und ihre Karriere massiv gefährdet, lässt sich für sie nur noch mit Medikamenten beherrschen. Und dann will Wachs mit der Ermittlerin auch noch einen Deal verabreden.

König – von Sarnau wie stets als labile Persönlichkeit gespielt, was nicht alle Zuschauer überzeugt – scheint nun am Ende ihrer Selbstbeherrschung zu sein. Dabei bräuchte sie jeden Funken Konzentration, um zusammen mit Bukow den Mord an einer jungen Frau im Rostocker Stadthafen aufzuklären. Ein Mord, den sie vielleicht hätte verhindern können, wenn sie an diesem frühen Morgen beim Joggen nicht von zwei Jugendlichen bewusstlos geschlagen worden wäre.

Kommissare: Bukow und König sind die Ermittler im „Polizeiruf 110“ in Rostock

Regisseur Eoin Moore und Autor Florian Oeller verdichten das Geschehen, indem sie wie in früheren Folgen des Rostocker „Polizeiruf“-Krimis mehrere parallele und auch nicht immer notwendige Handlungsstränge einarbeiten. So spielen die Konflikte Bukows mit seinem kriminellen Vater, der noch einmal zum großen Coup ausholen will, ebenso eine wesentliche Rolle wie die Animositäten innerhalb des Ermittlerteams.

Während König immer weiter abgleitet, erscheint Bukow umso milder und jugendlicher, was die Fangemeinde Hübners wohl weiter wachsen lassen wird.

Moore und Oeller wenden sich von einem im Rostocker „Polizeiruf 110“ oft gesehenen Ritual ab, die Hansestadt und ihre Umgebung in düsteren Farben zu zeigen. So ist beispielsweise der Stadthafen und das Warnow-Ufer des Stadtteils Gehlsdorf zu bewundern.

Der Sprung der Autoren auf die rund 40 Kilometer von Rostock entfernte Ostsee-Halbinsel Wustrow, die seit vielen Jahrzehnten ohne Erlaubnis nicht betreten werden darf, ist von Erfolg gekrönt. Dort, wo Gebäude verfallen, sind herausragende Sequenzen entstanden.

(dpa/bef)