Berlin. Österreichs Kanzler Kurz erklärt bei Maischberger, wie der Ausstieg aus dem Corona-Lockdown klappen soll. Eine Hintertür hält er offen.

Von einer „Wiederauferstehung“ des Landes nach Ostern hatte Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in den letzten Wochen mehrfach gesprochen. Nun werden die harten Corona-Maßnahmen nach und nach penibel nach Plan gelockert. Hat Österreich nun also das Schlimmste hinter sich? Das wollte Sandra Maischberger in ihrem Talk am Mittwochabend von Kurz wissen.

„Wir sind zumindest in Phase zwei angelangt“, sagte der österreichische Regierungschef. Die erste Phase mit komplettem Lockdown sei nun überstanden. Auch weil die Infektionszahlen sich signifikant verringert hätten: „Wir haben aktuell Neuinfektionszahlen von konstant unter hundert Fällen pro Tag – deshalb konnten wir nun damit anfangen, das Land schrittweise wieder hochzufahren.“

Kurz bei Maischberger: Sorge vor Rückkehr von Coronavirus

Mitte Mai sollen in Deutschlands Nachbarland auch Schulen und die Gastronomie wieder öffnen können. Die Sorge vor einer Rückkehr des Virus sei aber trotzdem da, sagte Kurz: „Unser Plan ist realistisch, aber wir haben jederzeit die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen.“

Die Lockerungen sollen nur umgesetzt werden, „wenn die Zahlen es hergeben“, erklärte der ÖVP-Politiker. Sollten die Infektionszahlen wieder steigern, werde man das öffentliche Leben wieder einschränken müssen.

Erste Lockerung der Corona-Maßnahmen in Österreich

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    Im Moment sehe es jedenfalls gut aus für Österreich. Man habe eben sehr schnell auf die Situation reagiert, sagt Kurz. Maischberger merkte an, dass Skiorte wie Ischgl sich vor gut einem Monat aber zu einer wahren Virenschleuder für Europa entwickelt hätten. Anscheinend, weil die Betreiber von Aprés-Ski-Bars und Hotels den Profit durch die zahlreichen europäischen Skigäste nicht missen wollten.

    Kurz gab zu dem Thema nur seine Standardantwort der letzten Wochen ab: „Wenn es Fehlverhalten gab, wird das auf jeden Fall aufgeklärt und bestraft werden.“ Mit Schuldzuweisungen sei derzeit aber niemandem geholfen: „Ich tue mich etwas schwer mit diesem Blamegame“, meinte Kurz.

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    Beim Coronavirus handele es sich schließlich um eine globale Pandemie – da gebe es nicht den einen Schuldigen. Der Bundeskanzler wollte niemandem einen Vorwurf machen. Als Maischberger ihm nochmal in puncto Ischgl auf den Zahn zu fühlen versuchte, blockierte eine technische Störung während der Sendungsausstrahlung ironischerweise weitere kritische Noten.

    In Österreich will man nun auf die Eigenverantwortlichkeit der Bürger setzen. „Man kann ja nicht in jede Haustür hineinschauen“, sagte Kurz. Mit Masken, Abstandsregeln und dem schrittweisen „Hochfahren“ des öffentlichen Lebens sollen die Bürger anregt werden, auf sich selbst und andere Acht zu geben. So solle bald ein halbwegs normales Familienleben wieder möglich sein und man den einen oder anderen Freund treffen können, erklärte der österreichische Politiker.

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    Sebastian Kurz gab sich optimistisch – wie schnell sich die Lage in Österreich und anderen Ländern aber wieder ändern könnte, stellte in der Sendung Dirk Brockmann, Physiker und digitaler Epidemiologe vom Robert-Koch-Institut, fest: „Wenn wir uns wieder so verhalten wie vorher, dann wird es bereits nach zwei Wochen wieder losgehen.“

    Kurz schien trotzdem überzeugt, dass sein Lockerungs-Plan aufgehen wird, auch weil die Corona-Lage in den meisten EU-Staaten unter Kontrolle sei: „Das Containment funktioniert heute in allen europäischen Ländern besser als noch vor einem Monat. Man hat einfach dazu gelernt.“ Ob Kurz damit richtig liegt, kann nur die Zeit zeigen.

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