Altena. Wie wir wurden, was wir sind - oder: Die Geschichte einer wunderbaren Illusion. Der Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“ ist ein Ereignis.

Der Krieg ist vorbei, aber er wirkt nach. Auch 1948 noch und selbst im Lennetal, wo sich die Häuser Altenas an die Berghänge schmiegen und die Burg über allem wacht. Hier, in seiner Heimatstadt, hat Peter Prange die Handlung seines Bestsellers „Unsere wunderbaren Jahre“ angesiedelt, hier spielt auch die dreiteilige Verfilmung der ARD. Nur gedreht wurde sie überwiegend woanders.

Deutschland, 20. Juni 1948. Währungsreform, der Tag, an dem jeder Bürger 40 druckfrische D-Mark in die Hand gedrückt bekommt. Auch in Altena, wo das Fabrikanten-Ehepaar Christel und Eduard Wolf (Katja Riemann und Thomas Sarbacher) und ihre drei Töchter Ulla, Gundel und Margot (Elisa Schlott, Vanessa Loibl und Anna Maria Mühe) den Krieg eigentlich ganz gut überstanden haben. Bis auf den Unterschenkel natürlich, den Christel bei einem Angriff verloren hat.

Unsere wunderbaren Jahre: Irrungen Wirrungen mit Starbesetzung

Die Villa aber ist noch intakt und in Lumpen muss sich ebenfalls niemand hüllen. Auch ihren Freunden Jürgen und Benno (Ludwig Trepte, Franz Hartwig) geht es nicht schlecht, sogar Tommy (David Schütter), ein alter Bekannter der Familie, kommt überraschend wohl genährt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Ja, selbst Walter Böcker (Hans-Jochen Wagner), erfolgreicher Unternehmen zu Nazi-Zeiten, ist längst wieder im Geschäft. „Startgeld“ für einen Neuanfang sollen die neuen Noten sein.

Aber es ist ein Neuanfang, der für jeden anders ist. Zwar beschränkt sich das TV-Drehbuch – anders als die Buchvorlage – auf die Zeit von 1948 bis Mitte der 1950er-Jahre, doch schon diese wenigen Jahre platzen förmlich von Irrungen und Wirrungen des Schicksals. Liebe trifft auf Hass, aus alten Feindschaften werden neue Freundschaften. Auf Momente großen Glücks folgen Zeiten tiefer Trauer. Und immer wieder ist der lange Schatten des Dritten Reiches zu spüren.

Dreiteiler nach Vorlage des Bestseller-Romans von Peter Prange

Wie das Buch erzählt auch die Verfilmung ein Gesellschaftspanorama des Wirtschaftswunder-Deutschlands der 40er- und 50er -Jahre anhand von Einzelschicksalen. Sie erzählt es atmosphärisch dicht, aber mit Bildern, die hier und da ein wenig zu schön sind für diese harten Zeiten. Und mit einem Ensemble, das aller Klasse zum Trotz oft kämpfen muss mit der Melodramatik, die das Drehbuch ihm auferlegt.

Bestseller-Autor Peter Prange mit seinem Roman „Unsere wunderbaren Jahre
Bestseller-Autor Peter Prange mit seinem Roman „Unsere wunderbaren Jahre". Die Ausstrahlung der drei Teile erfolgt am 18.3., 21.3. und 25.3.2020 in der ARD. © dpa | Georg Wendt

Peter Prange, der im Film selbst eine kleine Rolle übernommen hat, ist offenbar dennoch zufrieden. „Wichtig war mir das innere Erleben, das Denken und Fühlen, das Hoffen und Bangen und Sehnen der Menschen, die in die historischen Geschehnisse verwickelt sind und diese zugleich mitgestalten“, sagt er. Hinzu komme, dass nicht wenige Figuren des Romans Mitgliedern seiner eigenen Familie nachgebildet seien. „Insofern ist alles, was in der Geschichte passiert, durchtränkt und beglaubigt vom wirklichen Leben.“

Von Altena und dem Sauerland, das sei noch kurz gesagt, gibt es ein paar Luftbilder. In der Stadt selbst wurde allerdings nicht gedreht. Wer schon einmal dort war, der ahnt warum. Zum einen sieht es dort längst nicht mehr so aus wie in den 40er-Jahren. Zum anderen sind viele Straßen in Altena einfach zu eng. Vor allem der Zugang zur Burg ist so schmal, dass man dort kein komplettes Filmset hätte hinauf schaffen können. Das ist schade, schlimm ist es nicht.

Abgesehen von der Tatsache, dass die Rohlinge für die D-Mark-Münzen tatsächlich einst in Altena produziert wurden, könnten „Unsere Wunderbaren Jahre“ nämlich überall in Deutschland spielen. Aufwändig inszeniert, sehr stark besetzt – aber an manchen Stellen des Drehbuchs wäre weniger mehr gewesen.

  • Ausstrahlung der drei Teile am 18. März, 21. März und 25. März, jeweils 20.15 Uhr im Ersten.