Essen. In „Südpol“ lässt Juergen Maurer als entlassener Manager Geld, Haus, Auto und Ehefrau hinter sich. Das ist ganz starkes Schauspiel.

Man hat sie oft schon in Filmen gesehen, diese Männer im mittleren Alter, die auf Parkbänken hocken, ins Leere starren und irgendwie nicht mehr wissen, was sie jetzt eigentlich noch machen sollen. Vor ein paar Tagen haben sie aus heiterem Himmel die Kündigung erhalten und nun wissen sie nicht, wie sie das zu Hause der Frau und der Familie beibringen sollen. Eigentlich aber hat man genug mit sich selbst zu tun, denn da ist nun plötzlich eine Leere, mit der man in diesem Alter fertig werden muss.

Hans Wallentin (Juergen Maurer) ist so ein Mann, der nach diesem Schlag eigentlich alles hinter sich lassen möchte. Doch der österreichische Regisseur und Drehbuchautor Nikolaus Leytner hält für diesen Mann in seinem Film „Südpol“ ein ganz anderes Schicksal bereit.

„Südpol“: Sinnkrise eines Managers wird zum Thriller

Zu Beginn tappt der Zuschauer völlig im Dunkeln. Ein Arbeiter im Vergnügungspark „Böhmischer Prater“ nahe Wien bemerkt plötzlich einen bewaffneten Mann, der eine Frau in ein Lokal drängt und die Tür verriegelt. Er alarmiert die Polizei, die mit einem Großaufgebot anrückt und eine Geiselnahme vermutet. Doch es gibt keine Forderungen, auf Anrufe wird nicht reagiert. Ein junger Mann taucht auf, der seine Freundin vermisst, die im „Südpol“ kellnert.

Nach 20 Minuten Ratlosigkeit gibt es dann einen klärenden Zeitsprung zurück auf die letzten drei Wochen. Wallentin muss nicht mehr lügen, seine Frau Sandra (Caroline Peters) weiß inzwischen über seine Situation Bescheid. Doch ihr Mann will keinen Dialog, für ihn ist ein Kapitel seines Lebens hiermit abgeschlossen.

Er zieht in ein Hotel, will die Scheidung und dabei auf alles verzichten – Geld, Haus, Auto und das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn. Stattdessen wird er Stammgast im „Südpol“, wo die Kellnerin Ella (Lili Epply) arbeitet, von der er sich endlich mal wieder wirklich verstanden fühlt. Die aber hat selbst genug Sorgen, was ihre Zukunft betrifft. Wenn der Film schließlich wieder in der Gegenwart ankommt, ist aus der Sinnkrise eines entlassenen Managers so etwas wie ein Thriller entstanden.

Bekannt aus „Vorstadtweiber“ oder „Neben der Spur“

Nikolaus Leytner ist ein Regisseur, der mit starken Stoffen aufwarten kann. Fernsehfilme wie „Ein halbes Leben“ oder „Die Auslöschung“ wurden mehrfach mit Preisen überhäuft, zuletzt sah man ihn auch mit „Der Trafikant“ im Kino. In „Südpol“ bringt er uns nun auch dazu, einen Mann zu begreifen, der auch mal ein Hotelzimmer demoliert und seine ratlose Ehefrau („Wir sind doch ein Team!“) nur noch mit Kälte begegnen kann.

Mit Juergen Maurer hat er daneben auch noch die ideale Besetzung für den Hans Wallentin gefunden. Man kennt diesen Schauspieler in präzisen Nebenrollen wie „Vorstadtweiber“ oder „Neben der Spur“. Mit „Harry Pinter, Drecksau“ hat man ihn inzwischen auch schon als Hauptdarsteller gesehen. Hier aber ist er noch mehr, er scheint in dieser Rolle fast aufzugehen. Wie er da mit Ruhe, Kraft und leiser Stimme den zerrütteten Menschen gibt, das ist schon starkes Schauspiel.

• ARD, Mittwoch, 11. März, 20.15 Uhr