Berlin. Bei Markus Lanz definiert Grünen-Politikerin Katharina Schulze, wie sie sich die Zukunft vorstellt. Peter Maffay blickt dagegen zurück.

Diese Ausgabe von „Markus Lanz“ beginnt später als geplant. Denn der ICE von München nach Hamburg, in dem Katharina Schulze (Grüne) saß, hatte eine Verspätung. Natürlich bietet das den perfekten Einstieg für Markus Lanz, die Oppositionsführerin im bayerischen Landtag über ihre Vorstellungen zur Mobilitätswende auszufragen.

Und die haben es in sich: „Ich würde Straßen nur noch erhalten, nicht mehr neu bauen. Das Geld würde ich stattdessen in die Schiene stecken“, sagt die Politikerin mit einem breiten Lächeln. Doch damit nicht genug: Würden die Grünen im Verkehrsministerium sitzen, hätten es Autofahrer noch schwerer. Schulze möchte Pkws aus den Innenstädten „möglichst rausdrängen“.

Katharina Schulze (Grüne) war bei Markus Lanz zu Gast und hatte eine drastische Forderung.
Katharina Schulze (Grüne) war bei Markus Lanz zu Gast und hatte eine drastische Forderung. © imago images/APress | via www.imago-images.de

Das ist dem Moderator nicht genau genug: „Das ist jetzt schon wieder so eine Wohlfühlformulierung, mit der ich nichts anfangen kann“, stichelt er. Die Grünen-Politikerin wird also konkreter: „Erstmal Autos raus aus der Altstadt.“ Danach sollten die privaten Fahrzeuge zwiebelförmig weiter aus dem Stadtkern verbannt werden. So stellt sie sich die Stadt der Zukunft vor – mit Platz zum Schlendern, breiten Radwegen und mustergültigem ÖPNV bis zu jedem Dorf.

Markus Lanz: Das waren die Gäste:

  • Katharina Schulze, Politikerin, Bündnis 90/Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag
  • Michael Bröcker, „Media Pioneer“-Chefredakteur
  • Peter Maffay, Musiker
  • Jörg Skriebeleit, Kulturwissenschaftler und Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Lanz: Journalist hält autofreie Innenstädte für einen Tagtraum

Journalist Michael Bröcker hält das für einen Tagtraum: „Grün macht wirklich glücklich, wenn man ihnen so zusieht, Frau Schulze. Aber die Zukunft sieht leider trister aus“, meint der „Media Pioneer“-Chefredakteur.

Er erzählt von einem Besuch in Düsseldorf, wo er in einem Viertel unterwegs war, das mehrheitlich grün wählen würde. „Da standen überall SUVs auf den Straßen, mit denen die Eltern ihre Kinder am liebsten noch bis ins Klassenzimmer fahren wollten. Nur um sich dann aufzuregen, dass da ein Plastikstrohhalm auf dem Tisch liegt.“

Bröcker unterstellte Schulzes Partei in der Folge Scheinheiligkeit – und dass sie zu viel Veränderung zu schnell wollten. Schließlich sehe man ja am baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, wie binnen kürzester Zeit ein Öko-Politiker in Machtposition zum besten Freund der Autoindustrie wird. Schulze weist das zurück, und trumpft mit ein bisschen Groko-Kritik auf: „Während in Berlin verwaltet und nicht gestaltet wird, denken wir Grünen in die Zukunft.“

Denken allerdings nur die Grünen oder gar Deutschland nach vorn, wird sich allerdings nichts an der Klimakrise ändern, findet Bröcker. Eine globale CO2-Steuer sei die Lösung, so der Journalist, Alleingänge würde in puncto Klimaschutz nichts bringen. Katharina Schulze merkt an, dass eine globale Lösung mit Staatschefs wie Trump gerade undenkbar ist. Besser jetzt anpacken, als abwarten, so lautet ihre Devise. Deshalb sei sie auch vom Beschluss zum Kohleausstieg bis 2038 so enttäuscht.

Für Rockstar Peter Maffay muss effektiver Klimaschutz heute beginnen

Genauso sieht es auch Peter Maffay: „Wollen wir wieder warten bis ein Tag vergeht? Ich bin fest davon überzeugt, dass wir jetzt handeln müssen. Das kann die jüngere Generation auch berechtigt von uns einfordern.“ Der Rockstar ist eigentlich eingeladen, um nicht über die Jüngeren, sondern über das Altwerden zu reden. Maffay geht ab Februar nämlich erneut auf Tour – im Alter von 70 Jahren.

Dabei gab es in seinem Leben Momente, in denen es gut möglich gewesen wäre, dass er dieses Alter nicht mehr erlebt: „Ich habe ziemlich ausufernd gelebt. Andere in meinem Alter, die so gelebt haben, haben die 70 nicht erreicht.“ Heute versucht er seine Ausschweifungen so gut es geht zu korrigieren, zum Beispiel durch sein Hobby, das Mountainbiken.

Arbeiten war für Peter Maffay eine Droge

Doch nicht nur „Hilfsmittel“, wie Maffay sie nennt, auch Arbeit und Rastlosigkeit haben an ihm gezehrt: „Es gab Zeiten, da konnte ich nicht mehr schlafen. Und das ist ein ganz furchtbarer Zustand. Du bist immer wach und verbrauchst deine ganzen Reserven.“ Ein Freund brachte ihm autogenes Training bei – erst nach einem halben Jahr habe sich die Klammer der Schlaflosigkeit gelöst.

Die Wachphase in Überlänge brachte ihn wirklich an den Rand der Verzweiflung, Maffay plagten Suizidgedanken: „Du verlierst einfach die Lust am Leben, zu leben.“ Arbeiten sei für ihn wie eine Droge gewesen – heute halten ihn gute Freunde und seine Kinder vom Übersteuern ab. „Mein Sohn ist jetzt 16 Jahre alt. Ich will, dass er noch ein bisschen was von mir hat.“

Hier geht es zur aktuellen Ausgabe von „Markus Lanz“ in der ZDF-Mediathek.

In der vorangegangenen Ausgabe von Markus Lanz berichtete ein Bürgermeister von Hass und schockierte damit den Moderator.