Berlin. Bei „Maybrit Illner“ traf eine Klimaaktivistin auf einen Industrieboss und Peter Altmaier. Vor allem Altmaier kam in Erklärungsnot.

Ein großes Problem der Klimadebatte steckte am Donnerstagabend bei „Maybrit Illner“ schon im Titel: „Grüne Wirtschaft, rote Zahlen – Klima gerettet, Jobs weg?“, lautete das reißerische Thema. Als ob durch Klimaschutz nicht neue Technologien und damit Jobs entstehen können.

Fiel die Debatte genauso platt aus? Für Furore sorgte in der Diskussion Carla Reemtsma. Mit guten Argumenten attackierte die Klimaaktivistin den Industrievertreter Kirchhoff und auch Peter Altmaier. „Es wird viel über das Thema gesprochen, es gibt viel Zuspruch – auch aus der Politik und von den Unternehmen“, beschrieb Reemtsma den Erfolg von FFF.

Gleichwohl passiere aber nichts: Das Klimapaket der Koalition sei zu dünn und die Unternehmen machten einfach weiter wie bisher, kritisierte Reemtsma.

„Maybrit Illner“ – Das waren die Gäste:

  • Carla Reemtsma von Fridays for Future (FFF)
  • Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU)
  • Arndt Günter Kirchhoff (Unternehmer)
  • Kerstin Andreae von der Energiewirtschaft
  • Autor Frank Schätzing

Kirchhoff wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Natürlich dauere die Transformation der Wirtschaft, räumte er ein. „Aber wir sind Teil der Lösung.“ Zahlreiche Unternehmen seien mit dem Umbau beschäftigt. Doch das könnte nicht über Nacht passieren.

Dieser Konflikt zog sich durch die gesamte Debatte. Kein Wunder, schließlich handelt es sich um den Kern des Klimastreits: Wie schnell und zu welchem Preis soll die Klimawende erfolgen? Während Kirchhoff und Altmaier die Fraktion des „bitte schonend“ vertraten, stritt Reemtsma unterstützt vom Autor Frank Schätzing für die „wir haben keine Zeit mehr“-Seite.

Frank Schätzing gibt bei „Maybrit Illner“ den ehrlichen Autoren

Auch wenn die schonende Variante schön verträglich klingt, müsste doch in Anbetracht der eindeutigen Wissenschaft eigentlich der Hauruck-Ansatz überwiegen. Schätzing wies passend dazu darauf hin, dass wir, um das Schlimmste abzuwenden, bis 2040 eigentlich klimaneutral sein müssen – und dass Politik und Wirtschaft all ihr Handeln auf dieses Ziel ausrichten müssten.

Zugleich machte er in Ablehnung des Talk-Titels deutlich, dass die Transformation auch eine Chance bedeuten kann. „Es war auch irgendwann mal so, dass Schiffe von Sklaven angetrieben wurde“, sagte Schätzing mit Blick auf wegfallende Industriejobs. Dieser Strukturwandel müsse mit Rücklagen finanziell aufgefangen werden. Das war ehrlich, denn natürlich wird es auch Verlierer geben, die kompensiert werden müssen.

Reemtsma nimmt Altmaier in die Zange

Auf der Seite der Bremser hatte Altmaier da einen Punkt, als er auf die Schwierigkeiten beim dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur für erneuerbare Energien hinwies. „Dort wo es keine Windräder gibt, sind die Menschen dafür. Dort wo sie kommen sollen, schließen sich die Menschen gegen sie zusammen“, sagte der Wirtschaftsminister. Das müsse die Politik ernst nehmen. Die SPD hatte zuletzt vorgeschlagen, Nachbarn von Windrädern finanziell zu belohnen.

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Dieses kurze Auftrumpfen wurde von Reemtsma mit einem guten Hinweis eingeschränkt. Warum dieser Protest denn eigentlich legitimer sei, als der Protest gegen die Kohle, wollte die Klimaaktivistin wissen. Eine gute Frage, auf die Altmaier nicht so recht antwortete. Beobachter sehen bei der Windenergie einen bizarren Schlingerkurs der Bundesregierung.

Das Fazit

So richtig erhellend war diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ nicht. Allerdings wäre es wohl auch zu viel erwartet, dass die Runde den grundlegenden Konflikt um die Geschwindigkeiten der Transformation auflöst.

Vielleicht wird künftig aber doch noch mehr Bewegung reinkommen. Kerstin Andreae machte jedenfalls Mut: „Da ist ein Zug ins Rollen geraten, vermutlich durch die Jugendbewegung“, sagte die Grüne, die früher mal im Bundestag saß und heute die Energiewirtschaft vertritt. Dem könne sich keiner mehr entziehen.

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek