Berlin. Fritz Wepper über den Dauerbrenner „Um Himmels Willen“ und warum er trotz mehrerer Schicksalsschläge weiter vor der Kamera steht.

Er steht seit einer halben Ewigkeit vor der Kamera: Fritz Wepper gehört zu den populärsten deutschen TV-Stars. Nun ist der 78-Jährige in neuen Folgen der Erfolgsserie „Um Himmels Willen“ (ab 7. Januar, 20.15 Uhr, ARD) zu sehen. Bereits seit 2002 spielt Wepper den schlitzohrigen Bürgermeister Wolfgang Wöller, der im Dauerclinch mit den Nonnen des bayerischen Klosters Kaltenthal liegt.

Herr Wepper, Sie spielen in „Um Himmels Willen“ seit der ersten Folge den schlitzohrigen Bürgermeister Wöller. Was reizt Sie immer noch an dieser Rolle?

Fritz Wepper: Wenn ich Verabredungen eingehe, dann halte ich die auch ein – so wie hier. Außerdem macht es mir wirklich Spaß, ich spiele den Wöller gerne und ich bin auch gerne mit meinen Kollegen zusammen. Wir verstehen uns sehr gut, und die Atmosphäre beim Drehen macht mir wirklich Freude.

Sie haben vor einigen Monaten Ihre Ehefrau verloren und lange an den Folgen einer schweren Herz-Operation laboriert. Woher haben Sie in dieser Zeit die Kraft genommen, weiterzuarbeiten?

Wepper: Die Kraft musste einfach irgendwie da sein, weil wir die aktuelle Staffel ja fertigstellen mussten. Und eigentlich ist die Arbeit auch ein Lebenselixier für mich. Die Folgen der Operation habe ich jetzt bewältigt, ich bin medizinisch in guten Händen, kann wieder meinen Übungen nachgehen und an meiner Kondition arbeiten, also das nimmt einen guten Verlauf.

Müssen Sie sich nicht schonen?

Wepper: Ich habe einen speziellen Vertrag, der vorsieht, dass ich nicht mehr als zehn Stunden pro Tag drehe. Das ist ein Selbstschutz vor mir. Das sind dann zwar immer noch 50 Stunden pro Woche, aber es gibt ja auch Produktionen, die drehen einfach so lange, wie sie wollen, ohne Rücksicht auf die Schauspieler, und dem habe ich vertraglich einen Riegel vorgeschoben. Aber ich muss schon zugeben: Wenn ich Gewerkschaftsforderungen nach der 28-Stunden-Woche höre, löst das bei mir ein Lächeln aus (lacht).

Sie sind jetzt 78 Jahre alt und spielten schon als Elfjähriger in Kindersendungen mit. Macht Ihre lange Karriere Sie stolz?

Wepper: Nein, stolz bin ich nicht, das ist mir zu eitel. Aber ich bin froh über diesen Werdegang, und ich liebe meinen Beruf. Ich werde öffentlich wahrgenommen, mitunter sogar wertgeschätzt, und das genieße ich.

Eine seiner ersten großen Rollen: In „Die Brücke“ spielt Fritz Wepper 1959 den jungen Albert Mutz, der zusammen mit anderen Jugendlichen ein deutsches Dorf vor den anrückenden US-Soldaten beschützen soll. UnitedArchives01253130
Eine seiner ersten großen Rollen: In „Die Brücke“ spielt Fritz Wepper 1959 den jungen Albert Mutz, der zusammen mit anderen Jugendlichen ein deutsches Dorf vor den anrückenden US-Soldaten beschützen soll. UnitedArchives01253130 © <<< Verschiedene Einträge >>> | imago stock&people

Welches war in Ihren Augen die wichtigste Rolle Ihrer Karriere?

Wepper: Was die Rolle meines Lebens war, kann ich gar nicht sagen, es gab so viele. Entscheidend waren für mich auf jeden Fall die Filme „Die Brücke“ und „Cabaret“. Die Rolle als Harry Klein in „Derrick“ war vielleicht nicht ganz so wesentlich, aber mit den Jahren habe ich in der Reihe viele Erfahrungen gesammelt, und der Kollege Klein ist ja auch im Lauf der Jahre älter geworden und gereift.

Werden Sie noch oft auf „Derrick“ angesprochen?

Wepper: Das geschieht ganz selten. Früher wurde mir oft „Harry, hol schon mal den Wagen“ zugerufen, aber es ist ja viele Jahre her, dass wir die letzte Folge „Derrick“ gedreht haben. Weil ich die Rolle als Harry Klein so lange gespielt habe, taucht es zwar immer mal wieder auf, aber mittlerweile ist es durch den Wöller aus „Um Himmels Willen“ zugedeckt.

In der neuen Staffel von „Um Himmels Willen“ geht es um Fluch und Segen moderner Medien. Nutzen Sie Facebook und ähnliches?

Wepper: Mit den sozialen Medien habe ich nichts am Hut, ich habe die immer schon abgelehnt, und die Entwicklung gibt mir recht. Ich habe immer schon vermutet, dass man da ausspioniert werden soll, damit will ich nichts zu tun haben. Ich nutze Whats­app, das ist ja aber nur eine nachrichtliche Ebene.

Mögen es die Fans, wenn in „Um Himmels Willen“ aktuelle Themen eingeflochten werden?

Wepper: Das kommt bei meinen Begegnungen mit Fans in dem Sinne nicht zur Sprache. Wenn ich am Morgen nach der Ausstrahlung einer Episode beim Bäcker Zuschauer treffe, dann sagen die mir oft, es habe ihnen sehr gut gefallen. Tatsache ist: Die Leute empfinden unsere Serie als Entspannung. Kurz vorher laufen ja immer die Nachrichten mit dem Aktuellen aus aller Welt, das ist, maximal mit Ausnahme der Wetterkarte, eine Ansammlung von Bad News. Bei uns können sich die Zuschauer dann zurücklehnen, und das genießen sie.

„Um Himmels Willen“ ist in der neuen Staffel ab dem 7. Januar 2020 um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen. Nicht mit dabei sein wird der Schauspieler Andreas Wimberger, der im September 2019 gestorben ist.