Berlin. Bei „Maischberger“ blickten die Gäste mit Sorge auf das Jahr 2019 zurück. Nur ein Gast versuchte vehement, Optimismus zu verbreiten.

Sandra Maischberger blickte zum Jahresabschluss zurück auf die Themen und die Köpfe des Jahres. Schon nach wenigen Minuten, als über den Nahles-Rücktritt, das Strache-Video, die Klima-Proteste und rechtsextreme Attentate gesprochen wurde, war klar: 2019 war ein bewegtes Jahr. Und kein sonderlich hoffnungsvoll stimmendes. Einzig ein Gast versprühte fragwürdigen Optimismus.

Dabei wurde in der Sendung deutlich, dass die großen Themen des Jahres auch in Zukunft Konjunktur haben werden. Der Brexit, die Klima-Politik und Donald Trump werden weiter die Agenda bestimmen. Auch die Debatten um die Zukunft der GroKo dürfte, trotz optimistischer Prognosen der Gäste, wohl weiter schwelen.

„maischberger. die woche“ – das waren die Gäste:

  • Herbert Diess, VW-Vorstandschef
  • Margot Käßmann, Theologin und Autorin
  • Kristina Schröder (CDU), ehemalige Bundesfamilienministerin
  • Friedrich Küppersbusch, Journalist
  • Juan Moreno, „Spiegel“-Autor

Die Prophezeiung

Neben all den negativen Schlagzeilen des Jahres darf natürlich auch die Situation der deutschen Autoindustrie nicht fehlen, dachte sich wohl Sandra Maischberger. Und lud VW-Chef Herbert Diess zu sich ein. Schließlich kommt VW seit Jahren nicht aus den Abgas-Skandalen heraus und scheint – siehe Tesla – auch den Anschluss an die neueste Entwicklung zu verschlafen. Doch der VW-Chef legte einen Auftritt voll von Optimismus hin, um das Vertrauen in die Autobauer wiederherzustellen.

„Die beste Zeit kommt“, prophezeite Diess. Schon bald werde die Automobilbranche den technischen Wandel vollzogen haben und goldene Zeiten stünden bevor. Ob Diess diesen Wandel hin zu klimaschonenden Autos wegen der Umwelt vollziehe, wollte Maischberger wissen. Dessen lapidare Antwort: „Ja, natürlich.“ Ernsthaft?

Selbst Maischberger traute den Worten nicht so ganz und merkte an, dass ja jedes dritte verkaufte Auto vergangenen Monat ein SUV gewesen war. Doch Diess lächelte die Kritik jovial weg und verwies auf die Kosten der Entwicklung energieschonender Autos.

„Sie wollen mehr Spritschlucker verkaufen, um die Entwicklung der E-Autos zu finanzieren?“, fragte Maischberger entgeistert. Immerhin: Diess wich nicht aus. Auch nicht beim Hinweis, dass VW auch in China möglichst viele Autos verkaufen will. Trotz menschenrechtlicher Bedenken. BASF und VW: Investitionen im Land der Umerziehungslager.

Die Gretchen-Frage

Zu Denken geben sollte das Jahr 2019 auch deswegen, weil sich an der Umwelt-Frage ein Generationskonflikt aufgetan hat. Die Jungen machen den Alten Druck. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat aber trübe Aussichten: „Ich befürchte, sie könnten ganz bitter enttäuscht werden“, sagte Käßmann. Dabei könne jeder Einzelne durch Verzicht etwas beitragen.

Schröder sah bei der jungen Umweltbewegung hingegen „Fanatismus“ am Werk. Stattdessen setzt sie nicht auf Verzicht, sondern darauf, dass der freie Markt das Klimaproblem lösen wird. Küppersbusch wollte das nicht stehen lassen und stellte lapidar fest: „Die Jugend hat Recht, die Erwachsenen haben Interessen.“ Es zeigte sich, wie polarisierend die Klima-Debatte weiter schwelen wird. Ganz nach der Frage: Freiheit oder Verzicht?

Die triviale Erkenntnis

Eine andere Frage ließ sich bei „Maischberger“ hingegen deutlich einfacher beantworten. Vor genau einem Jahr deckte Juan Moreno einen der größten Fälschungsskandale des deutschen Journalismus auf: Der „Spiegel“-Reporter Claas Relotius hatte mehrere Reportagen erfunden. Moreno war ihm, nachdem ihm Ungereimtheiten aufgefallen waren, auf die Schliche gekommen.

Doch wie konnte Relotius so erfolgreich mit seinen erfundenen Reportagen sein, fragte sich Maischberger. Moreno nahm auch die Leser in die Pflicht, die Relotius mit seinen Geschichten verführte: „Er erklärte den Lesern die komplexe Lage der Welt auf eine ganz einfache Weise.“

Er habe genau gewusst, welche Vorurteile er bedienen müsse, um beim Publikum anzukommen. Doch was folgt daraus? „Sollten wir also aufpassen, dass wir nicht den einfachen Erklärungen glauben?“, fragte Maischberger. „Ja, es ist eigentlich so trivial“, war Morenos Erkenntnis.

Und so ließ sich aus der letzten „Maischberger“-Sendung des Jahres doch immerhin ein guter Vorsatz für das neue Jahr mitnehmen.