Großbeeren. Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet stellten in „Die Höhle der Löwen“ den Aspura Clip vor. Doch wie ging es für nach der Show weiter?

So richtig wohl haben sich die Gründer des Brandenburger Start-ups Aspura-Clip vor der „Höhle der Löwen“-Kamera nicht gefühlt: Bei der Aufzeichnung im April des vergangenen Jahres erklärten Wolfgang Kleiner (57) und Vinh-Nghi Tiet (35) den Juroren der Vox-Fernsehshow ihre Geschäftsidee. „Es war einfach nicht unsere Spielwiese“, sagt Wolfgang Kleiner, der bei dem Auftritt vor den potenziellen Geldgebern sichtlich nervös wirkte, heute.

Doch der Stress hat sich gelohnt. Bei der Ausstrahlung im November sahen mehr als 2,8 Millionen Zuschauer, wie Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer 600.000 Euro in die junge Firma investierten. Zusätzlich stellen die Geldgeber 400.000 Euro kurzfristige Liquiditätshilfen zur Verfügung.

„Das waren die Richtigen“, sagt Kleiner. „Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht.“ Die Geschäftsidee: Ein Mini-Inhalator, der mit jedem Atemzug wohltuenden Duft ausströmt. Aus dem U-förmigen Clip dringen ätherische Öle in die Nase.

Aus den Dreharbeiten, die gute zweieinhalb Stunden dauerten, sind in der Fernsehsendung letztlich nur rund zehn Minuten zu sehen gewesen.

Die Teilnahme allerdings hat sich für Aspura-Clip gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Ein paar Tage nach dem Sendetermin waren die Gründer bei einem Teleshopping-Kanal zu Gast, verkauften dort innerhalb von 90 Minuten 100.000 Stück des kleinen Medizinprodukts.

Die Aspura-Clip-Gründer Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet.
Die Aspura-Clip-Gründer Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet. © Amin Akhtar | Amin Akhtar

Der reißende Absatz hielt an: Bis heute sind gut eine Million Stück des Mini-Inhalators über den Ladentisch gegangen. Man müsste wohl millionenschwere Werbekampagnen schalten, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen, scherzt Kleiner. „Vor und nach der Show sind völlig unterschiedliche Welten“, sagt auch Geschäftspartner Vinh-Nghi Tiet.

Gründer gingen möglichem Streit mit Bayer aus dem Weg

Es fängt alles im Sommer 2015 an, als Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet beschließen, den Aspura-Clip in Serie zu produzieren. Die Idee zu dem Produkt kaufen die beiden dem Erfinder ab. Doch der Weg ist steinig. Schnell finden die Geschäftspartner zwar ein Unternehmen, das die notwendige Abfüllmaschine konstruiert. Dann bauen sie in Großbeeren (Landkreis Teltow-Fläming) bei einem Dienstleister die Produktion auf. Doch nach ersten Tests mit Apotheken-Kunden entdecken die Gründer schnell eine Schwachstelle.

Die Verpackung der kleinen Nasen-Clips macht Probleme. Weil die Clips mit ätherischen Ölen gefüllt sind, muss der Behälter auch nach dem ersten Öffnen wieder gut verschließbar sein. Sonst verströmen die Duftstoffe in alle Richtungen. Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet tüfteln mit ihrem Zulieferer an einer neuen Lösung. „Das war unsere Lernzeit“, sagt Tiet. Vor dem „Höhle der Löwen“-Auftritt ändern die Gründer noch ein weiteres Detail: Bislang heißt der Markenname des Produkts „Aspira“. Um einem Konflikt mit dem von Bayer hergestellten Medikament Aspirin zu umgehen, benennen Kleiner und Tiet den Mini-Inhalator kurzerhand in Aspura um. Passt auch gut, sagen die beiden Gründer heute. Schließlich habe der Aspura-Clip die Form eines U.

Wolfang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet kennen sich da bereits seit Jahren. Tatsächlich sind die beiden erfahrene Geschäftsleute. Tiet hatte lange als Projektleiter für ein französisches Immobilienunternehmen gearbeitet. Irgendwann traf er beruflich auf Wolfgang Kleiner, der lange für den Daimler-Konzern das Areal am Potsdamer Platz in der deutschen Hauptstadt entwickelt und betreut hatte. Tiet, gebürtiger Franzose und Kleiner, der aus Düsseldorf kommt, haben gemeinsame Ideen. Bis heute ist das so.

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    Aspura-Clip schafft es in Drogeriemärkte

    Nach dem Aufbau der Serienfertigung des Aspura-Clips schaffen sie es sogar in die Regale einer großen, deutschen Drogeriekette. Doch die Verkaufszahlen könnten besser sein. Kleiner und Tiet erkennen: So richtig wissen die potenziellen Kunden nichts mit dem Ding anzufangen, das man sich in die Nase steckt. 1,3 Millionen Euro haben Kleiner und Tiet bis dahin schon in den Aufbau des Start-ups gesteckt.

    Dann kommt

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    – und die Gründer bekommen endlich die Plattform, die sie brauchen, um zu erklären, dass der Mini-Inhalator mit jedem Atemzug einen wohltuenden Duft ausströmt. Ätherische Öle dringen in die Nase ein und sollen so das Wohlbefinden des Nutzers steigern. Drei Duftrichtungen gibt es derzeit: „Med“, „Fresh“ und „Relax“. 6,95 Euro kostet ein Clip. Bis zu drei Wochen soll der Mini-Inhalator verwendbar sein.

    Nach der Sendung bestellt Investor Ralf Dümmel mit seiner Vertriebsfirma DS Produkte zunächst eine halbe Million Aspura-Clips bei der jungen Firma. Dümmel bringt das Produkt in den Regalen zahlreicher Märkte unter. Heute läuft die Produktion, die Aspura-Clip bei dem Dienstleister Bellwyck-Faller in Großbeeren durchführen lässt, auf Hochtouren. Im Zweischichtbetrieb arbeiten jeweils acht Mitarbeiter an neuen Clips. Hält die Nachfrage weiter an, könnten Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet die Fertigung weiter hochfahren. Mit den vorhandenen Maschinen wäre es möglich, pro Jahr sechs Millionen Aspura-Clips zu fertigen.

    „Made in Germany“ soll in Asien helfen

    Wolfgang Kleiner und Vinh-Nghi Tiet wollen den Inhalator jetzt auch ins Ausland bringen. „Südkorea wird der erste Testmarkt“, sagt Tiet. In Asien sehen sie viel Potenzial für das Produkt. Tigerbalsam und ätherische Öle seien dort ohnehin stark nachgefragt. Kontakte in das Land haben die Gründer bereits aufgebaut. Weitere Märkte in der Region sollen folgen. Dabei könnte den beiden Gründern auch eine Entscheidung aus der Vergangenheit helfen: Kurz hatten Kleiner und Tiet darüber nachgedacht, die Aspura-Clips wegen der günstigeren Lohnkosten statt in Brandenburg in Asien produzieren zu lassen.

    Doch die Geschäftsmänner entschieden sich für Großbeeren – nicht zuletzt, weil das Bundesland den Standort mit einer fünfstelligen Fördersumme schmackhaft machte. Heute ist der Produktionsstandort ein Verkaufsargument. Im asiatischen Raum stehe das Siegel „Made in Germany“ noch immer für Qualität, sagen Kleiner und Tiet. Dort wollen die Gründer zeigen, dass sie weiter den richtigen Riecher haben.