Berlin. Frank Plasberg diskutierte über den Teilrückzug der Kanzlerin. Mit der Auswahl der Gäste lag die Redaktion diesmal allerdings daneben.

Ein halbes Jahr. Länger sieht „Welt“-Reporter Robin Alexander die Kanzlerin nicht mehr im Amt. Selbst Paul Ziemiak, der Vorsitzende der Jungen Union, sagte in der Schlussrunde bei „Hart aber fair“, dass Angela Merkel noch so lange Kanzlerin sei, „bis wir eine neue Regierung haben“ – und das könnte vor dem regulären Wahltermin 2021 sein.

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. Nach 18 Jahren an der Spitze der Partei macht Merkel Platz für einen Nachfolger – oder eine Nachfolgerin. „Merkels Teilrückzug: Was gerät jetzt noch ins Rutschen?“, fragte Frank Plasberg seine Runde am Abend.

Grünen-Chefin vom eigenen Erfolg berauscht

Doch so klare Antworten wie in der Schlussrunde erhielt der Moderator über weite Strecken der Sendung nicht. Mit der Auswahl der Gäste hatte die Redaktion diesmal kein Glück.

Annalena Baerbock etwa, die Grünen-Vorsitzende, schien noch ganz berauscht zu sein vom Erfolg ihrer Partei bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Immer wieder fiel sie den anderen Gästen ins Wort, Kritik an den Grünen – wie sie etwa „Welt“-Journalist Alexander oder SPD-Vize Ralf Stegner mehrmals vorbrachten – überspielte sie mit Dauer-Lautstärke.

Auch der ehemalige Sportreporter Werner Hansch wirkte in der Runde deplaziert. Als Frank Plasberg wissen wollte, wer das Zeug habe zum Merkel-Nachfolger an der Spitze der Partei, warf Hansch allen Ernstes Ex-Bundespräsident Christian Wulff und den krebskranken Innenpolitiker Wolfgang Bosbach ein.

Wollte Merkel ihrem Rivalen Friedrich Merz zuvorkommen?

Einzig „Welt“-Mann Robin Alexander bemühte sich um sachliche Beiträge. Als Geheimfavorit für die Merkel-Nachfolge nannte er NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der sich eine Kandidatur ofen hält. Der stehe für einen ähnlichen Kurs wie Merkel, habe aber – im Gegensatz zur Kanzlerin und ihrer Generalsekretärin Anngeret Kramp-Karrenbauer – gute Verbindungen zur FDP.

Stimmen zu Merkel-Rückzug

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    Und: Auf dem Parteitag im Dezember stelle NRW die meisten Delegierten. Merkel, so die Analyse des Journalisten, habe den Druck aus der Partei antizipiert und früher als eigentlich geplant angekündigt, nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren – möglicherweise auch, um ihrem alten Rivalen

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    zuvorzukommen.

    SPD-Vize Stegner: CSU ist Schuld am GroKo-Zustand

    Doch was bedeutet diese Entscheidung für die krisengeschüttelte Große Koalition? SPD-Vize Ralf Stegner wollte bei „Hart aber fair“ keine neuen Ultimaten stellen, zu oft hatte er schon gesagt – was Frank Plasberg genüsslich aufgriff – dass der Geduldsfaden der SPD bald reiße. Seine Analyse: Die CSU sei Schuld am Zustand der Koalition, die SPD müsse weiter auf ihre Themen Rente, Mieten, Löhne setzen.

    Merkels Rückzug: Das bedeutet die Entscheidung der Kanzlerin

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      Stegner wiederholte das, was SPD-Politiker schon seit Monaten sagen. Obwohl es in den Umfragen immer weiter nach unten geht. Ein schlechtes Wahlergebnis jedenfalls, so der Partei-Vize, sei kein Grund, aus der Regierung auszutreten. Was wohl Juso-Chef Kevin Kühnert in diesem Moment gedacht haben mag?

      Das Dilemma der Sozialdemokratie

      JU-Chef Ziemiak forderte die SPD auf, endlich stolz auf ihre Leistungen zu sein. Doch damit wird es nicht getan sein. Denn: Die Sozialdemokratie liegt in vielen Ländern Europas am Boden, sagte Robin Alexander. Und in Deutschland drohe der Partei die Zerreißprobe. Von links greifen die Grünen an, fischen sozialliberale Wähler ab, rechts steht die AfD, die sich um die Gegner von Merkels Flüchtlingspolitik kümmert. Und dazwischen eine Sozialdemokratie, die selber nicht mehr weiß, wofür sie steht.

      Das sind die CDU-Vorsitzenden seit 1946

      Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor.
      Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
      Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne.
      Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
      Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten.
      Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten. © imago/United Archives International | Personalities
      Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender.
      Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender. © imago | SVEN SIMON
      Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender.
      Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender. © imago/WEREK | imago stock&people
      Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit.
      Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit. © imago/imagebroker | imago stock&people
      Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender.
      Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender. © imago/ZUMA Press | Emmanuele Contini
      Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin.
      Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin. © Getty Images | Carsten Koall
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      Annegret Kramp-Karrenbauer war vom 7. Dezember 2018 bis Januar 2021 die Bundesvorsitzende der Partei. © dpa | Sebastian Gollnow
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      Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich Anfang 2021 gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch. Er wurde CDU-Vorsitzender und trat als Spitzenkandidat im Bundestagwahlkampf 2021 an. Die Union verlor die Wahl. Laschet zog als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein und machte den Weg frei für eine neue CDU-Spitze. © dpa | Bernd Weißbrod
      Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag.
      Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag. © dpa
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      An diesem Dilemma ändert auch der schrittweise Rückzug der Kanzlerin nichts. Es sieht nicht so aus, als ob das Regieren in der Großen Koalition in Zukunft leichter wird.