Der neue Dortmund-„Tatort“ überrascht: Kommissar Faber gibt sich neuerdings charmant. Trotzdem kann „Tod und Spiele“ nicht überzeugen.

Da spielen vier Kinder auf einem Dortmunder Hinterhof Fußball, und keines von ihnen trägt ein BVB-Trikot. Was sagt man da als Zuschauer aus dem Revier: Genau, so unrealistisch fing schon lange kein Tatort mehr an. Anschauen lohnt trotzdem, auch wenn es nicht der stärkste Fall ist, den die Ruhrpott-Kommissare an diesem Abend lösen müssen. „Tod und Spiele“ heißt er, ist der Zwölfte und beginnt wie meist mit einer Leiche.

Nahe der Kinder-Kicker wird die Leiche gefunden – erschlagen, zersägt und bis auf die Knochen verbrannt. Nur der Schlüssel eines Hotels hat die Hitze überstanden, und es ist – welch ein Zufall – ausgerechnet die Herberge, in der sich Kriminalhauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) gerne für ihre außerehelichen Sex-Abenteuer einmietet. Und weil Faber (Jörg Hartmann) dort einen kleinen, asiatisch aussehenden Jungen findet, soll Kollegin Bönisch undercover ermitteln. „Sie kennen sich ja hier aus.“

Ermittlungen in der illegalen Fight-Club-Szene

Auch Jan Pawlak (Rick Okon), der Neue, dessen Figur sich wunderbar einfügt ins Team, wird gleich wieder auf einen geheimen Einsatz geschickt. Denn offenbar hatte das Opfer Kontakte in die extrem brutale, illegale Fight-Club-Szene, die es zu überprüfen gilt. Nora Dalay (Aylin Tezel) muss derweil Kindermädchen für „Kleinkhan“ spielen, wie Faber den schweigende Jungen getauft hat. Der Chef selbst hat nämlich keine Zeit. Er will aufpassen, dass Kollegin Bönisch nichts passiert, wirkt dabei aber eher wie ein eifersüchtiger Ehemann, nicht wie ein besorgter Kollege.

„Tod und Spiele“ beschäftigen Dortmunder „Tatort“-Ermittler

Der „Tatort: Tod und Spiel“ führt die Dortmunder Ermittler auf die Spur eines illegalen Kampfclubs. Die Kommissare Nora Dalay (Aylin Tezel), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Peter Faber (Jörg Hartmann, v.l.) am Tatort. Fast wäre der Tote unentdeckt geblieben.
Der „Tatort: Tod und Spiel“ führt die Dortmunder Ermittler auf die Spur eines illegalen Kampfclubs. Die Kommissare Nora Dalay (Aylin Tezel), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Peter Faber (Jörg Hartmann, v.l.) am Tatort. Fast wäre der Tote unentdeckt geblieben. © WDR/Thomas Kost | WDR
Doch schnell steht fest: Was die Rechtsmedizinerin Greta Leitner (Sybille J. Schedwill, r.) in den Händen hält, ist der verbrannter Knochen eines Menschen. Bei der genaueren Untersuchung stellt sich heraus, dass das männliche Opfer schon zu Lebzeiten zahlreiche Knochenbrüche erlitten haben muss.
Doch schnell steht fest: Was die Rechtsmedizinerin Greta Leitner (Sybille J. Schedwill, r.) in den Händen hält, ist der verbrannter Knochen eines Menschen. Bei der genaueren Untersuchung stellt sich heraus, dass das männliche Opfer schon zu Lebzeiten zahlreiche Knochenbrüche erlitten haben muss. © WDR/Thomas Kost | WDR
Die Kommisse Bönisch und Faber finden am Tatort zudem einen Hotelschlüssel. Eine erste Spur?
Die Kommisse Bönisch und Faber finden am Tatort zudem einen Hotelschlüssel. Eine erste Spur? © WDR/Thomas Kost | WDR
Im Hotelzimmer, das zu dem Schlüssel passt, finden die Kommissare einen Jungen (Cecil Schuster). Ein Zeuge? Über seine Identität herrscht Ratlosigkeit. Er spricht nicht und kann Pawlak, Faber, Bönisch und Dalay offenbar auch nicht verstehen.
Im Hotelzimmer, das zu dem Schlüssel passt, finden die Kommissare einen Jungen (Cecil Schuster). Ein Zeuge? Über seine Identität herrscht Ratlosigkeit. Er spricht nicht und kann Pawlak, Faber, Bönisch und Dalay offenbar auch nicht verstehen. © WDR/Thomas Kost | WDR
Kommissarin Dalay und der junge Zeuge übernachten auf Isomatten und in Schlafsäcken im Kommissariat.
Kommissarin Dalay und der junge Zeuge übernachten auf Isomatten und in Schlafsäcken im Kommissariat. © WDR/Thomas Kost | WDR
Kommissarin Bönisch ermittelt im Hotel verdeckt. Hat Oleg Kombarow (Samuel Finzi) etwas mit dem Fall zu tun?
Kommissarin Bönisch ermittelt im Hotel verdeckt. Hat Oleg Kombarow (Samuel Finzi) etwas mit dem Fall zu tun? © WDR/Thomas Kost | WDR
Der Multimillionär Oleg Kombarow hat geschäftlich in Dortmund zu tun.
Der Multimillionär Oleg Kombarow hat geschäftlich in Dortmund zu tun. © WDR/Thomas Kost | WDR
An der Bar kommen sich Bönisch und Kombarow näher. Sie tanzen.
An der Bar kommen sich Bönisch und Kombarow näher. Sie tanzen. © WDR/Thomas Kost | WDR
Auch der neue Dortmunder Kollege, Kommissar Pawlak, wird direkt ins kalte Wasser geworfen und ermittelt undercover im Kampfsport-Studio.
Auch der neue Dortmunder Kollege, Kommissar Pawlak, wird direkt ins kalte Wasser geworfen und ermittelt undercover im Kampfsport-Studio. © WDR/Thomas Kost | WDR
Pawlaks Trainer, Abuzar Zaurayev-Schmidt (Surho Sugaipov), bei der Arbeit im Boxring.
Pawlaks Trainer, Abuzar Zaurayev-Schmidt (Surho Sugaipov), bei der Arbeit im Boxring. © WDR/Thomas Kost | WDR
Zaurayev-Schmidt führt Kommissar Pawlak in die Kunst der Mixed Martial Arts ein.
Zaurayev-Schmidt führt Kommissar Pawlak in die Kunst der Mixed Martial Arts ein. © WDR/Thomas Kost | WDR
Nach einem Training verfolgt Jan Pawlak heimlich seinem Kampfsport-Trainer.
Nach einem Training verfolgt Jan Pawlak heimlich seinem Kampfsport-Trainer. © WDR/Thomas Kost | WDR
Der Multimillionär Oleg Kombarow nimmt Kommissarin Bönisch mit zu einem illegalen Kampf. Für die Zuschauer ist es gleichzeitig ein Maskenball.
Der Multimillionär Oleg Kombarow nimmt Kommissarin Bönisch mit zu einem illegalen Kampf. Für die Zuschauer ist es gleichzeitig ein Maskenball. © WDR/Thomas Kost | WDR
Im Ring kämpft Pawlaks Trainer Zaurayev-Schmidt.
Im Ring kämpft Pawlaks Trainer Zaurayev-Schmidt. © WDR/Thomas Kost | WDR
Bei den illegalen Kämpfen geht es äußerst brutal zu.
Bei den illegalen Kämpfen geht es äußerst brutal zu. © WDR/Thomas Kost | WDR
Das können auch die verdeckten Ermittler Bönisch und Pawlak von der Tribüne aus beobachten.
Das können auch die verdeckten Ermittler Bönisch und Pawlak von der Tribüne aus beobachten. © WDR/Thomas Kost | WDR
Die Kommissare planen den Zugriff. Auch Faber ist im Einsatz. Seine Kollegin Bönisch hat mittlerweile ihre Maske, die sie noch auf der Tribüne getragen hatte, abgelegt.
Die Kommissare planen den Zugriff. Auch Faber ist im Einsatz. Seine Kollegin Bönisch hat mittlerweile ihre Maske, die sie noch auf der Tribüne getragen hatte, abgelegt. © WDR/Thomas Kost | WDR
Pawlak versucht, den Multimillionär Kombarow zu verfolgen.
Pawlak versucht, den Multimillionär Kombarow zu verfolgen. © WDR/Thomas Kost | WDR
Ein schwieriger Fall für das Dortmunder Ermittlerteam Martina Bönisch (Anna Schudt), Peter Faber (Jörg Hartmann), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pavlak (Rick Okon, v.l.).
Ein schwieriger Fall für das Dortmunder Ermittlerteam Martina Bönisch (Anna Schudt), Peter Faber (Jörg Hartmann), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pavlak (Rick Okon, v.l.). © WDR/Thomas Kost | WDR
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Denn kaum hat die Kommissarin die Undercover-Arbeit aufgenommen, lernt sie den ebenfalls im Hotel abgestiegenen Oligarchen Oleg Kambarow (Samuel Finzi) kennen. Mehrere Milliarden schwer, mit hartem Dialekt, aber sehr charismatisch. Ein Typ, der auch mal eben die ganze Kneipe übernimmt, wenn der Wirt ihn nicht mehr bedienen will, eigentlich aber nach eigener Angabe Größeres im Sinn hat: „Ich will den BVB kaufen.“

Zu guter Umgangston für das Ruhrgebiet

Natürlich glaubt Faber ihm kein Wort, hält ihn stattdessen für den Kopf hinter den tödlichen Gladiatorenkämpfen. Bönisch aber scheint dem Charme des Russen nach und nach zu erliegen. Hier und da etwas unglaubwürdig und gespickt mit kleinen Logiklöchern ist der nun beginnende Weg zum spannenden Finale, der die Ermittlertruppe nach und nach wieder zusammenführt. Unterwegs gibt es aber – abgesehen von ein paar Innenstadt-Impressionen – dieses Mal recht wenig zu sehen von Dortmund.

Ein klassischer Krimi also, aber für Ruhrpott-Verhältnisse ein überraschend leichter. Mit Bildern, denen Regisseurin Maris Pfeiffer mehr Farbe gegeben hat als üblich. Und mit einem Umgangston, den man fast schon freundlich nennen kann. Das liegt nicht nur daran, dass Pawlak weitaus weniger Schwierigkeiten mit den unkonventionellen Ermittlungsmethoden Fabers hat als sein Vorgänger Kossik.

Der „Tatort“ kann nur mit Abstrichen überzeugen

Es liegt vor allem daran, dass der in seinem schmuddeligen Parka offenbar festgewachsene Faber neben reichlich schwarzem Humor dieses Mal auch so etwas wie menschliche Regungen zeigt. Der kleine Asiate erwärmt sein Herz, Kollegin Bönisch noch ganz andere Regionen seines Körpers. Und auch wenn beide Seiten in scharfzüngigen Wortwechseln ihre gegenseitige Abneigung bekunden, weiß man als Zuschauer: Da geht irgendwann noch was.

Am Ende ist dann ausnahmsweise mal alles gut an Ruhr und Emscher. Friede, Freude, Eierkuchen. Fast schon wieder ein wenig unrealistisch. Jedenfalls für einen

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Fazit: Schlappe Story, gutes Ensemble .

• „Tatort: Tod und Spiele“ – Sonntag, 7. Oktober, 20.15 Uhr, Das Erste