Berlin. Pinar Atalay ist Jury-Mitglied beim YouTube GOLDENE KAMERA Digital Award. Ein Interview (auch) über Hasskommentare im Netz.

Mehr als zwei Millionen Zuschauer begrüßt Pinar Atalay (40) regelmäßig als Moderatorin der „Tagesthemen“. Ebenso viele schauen sich aber inzwischen auch die Videos der größten YouTube-Stars an. Doch statt die Konkurrenz im Internet zu verteufeln, freut sich Atalay über die Kreativität. Als Mitglied der Jury des

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(Donnerstag, ab 19.30 Uhr live auf YouTube) ehrt die Lemgoerin nun die besten Video-Stars. Vergeben wird der Preis von der Funke Mediengruppe, zu der auch unsere Redaktion gehört.

Frau Atalay, wissen Sie noch, wann Sie Ihren ersten Computer bekommen haben?

Pinar Atalay: Oh ja! Ich war wohl so um die elf Jahre alt und der erste Computer war ein C64. Den haben meine Eltern mir geschenkt. Das fand ich natürlich total aufregend. In dem Alter ging es für mich vor allem um Spiele, anderes interessierte mich weniger.

Wenn Sie heute Teenager wären, wären Sie ein YouTube-Star?

Atalay: Ich bin von Natur aus neugierig und hätte mich sicherlich mal bei YouTube angemeldet. Da ich aber auch schon immer kritisch war, wäre ich bestimmt auch kritisch mit dem Medium umgegangen. Ich hätte also genau hinterfragt, was ich da tue und von mir zeige. Man muss sich ja immer bewusst sein, dass alles, was ich im Netz veröffentliche, ganz viele Menschen ganz lange sehen können.

Wie sehr nutzen Sie privat soziale Medien?

Atalay: Privat nutze ich soziale Netzwerke gar nicht. Ich bin dort nur als Journalistin und Moderatorin unterwegs. Vor allem auf Twitter. Gerade das ist zu einer Plattform geworden, auf der man schnell Informationen bekommen kann. Viele Politiker geben dort ja inzwischen Statements ab, bevor sie sich in den traditionellen Medien äußern. Auf der anderen Seite dienen soziale Netzwerke aber auch zur Kommunikation mit Zuschauern.

Das ist der YouTube GOLDENE KAMERA Digital Award

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    Beim YouTube GOLDENE KAMERA Digital Award werden junge Menschen ausgezeichnet, die sich auf verschiedenste Weise im Internet präsentieren. Beobachten Sie, was dort passiert?

    Atalay: Jetzt, als Mitglied der Jury, natürlich besonders. Aber einige Sachen kannte ich schon vorher, weil dort natürlich auch im journalistischen Bereich ganz viel passiert. Ich bin vielleicht nicht immer die Zielgruppe, aber ich finde unglaublich spannend, was auf YouTube los ist.

    Durch das Internet kann jeder Nutzer zum Produzenten werden und Videos und Texte veröffentlichen. Verändert das den Journalismus?

    Atalay: Auf YouTube ist jeder sein eigener Chefredakteur. Und im Grunde finde ich Vielfältigkeit auch gut. Aber jeder Nutzer sollte sich natürlich auch bewusst sein, auf welcher Seite er sich bewegt und wo er sich seine Informationen holt. Deshalb ist es besonders wichtig, jungen Leuten zu erklären, wie sie Nachrichten verifizieren können, damit sie nicht auf falsche Informationen reinfallen. Und dass sie sich Informationen nicht nur aus einer Quelle holen sollten. Dann bietet die Vielfalt im Internet eine Chance.

    Ihre Kollegin Dunja Hayali berichtet immer wieder von Hasskommentaren gegen sie im Internet und positioniert sich öffentlich dagegen. Wie ist das bei Ihnen?

    Atalay: Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht, ist man damit natürlich konfrontiert. Ich bekomme nach jeder Sendung viele Reaktionen, und da sind manchmal auch Hasskommentare dabei. Wir filtern dann, ob davon etwas bedrohlich und justiziabel ist. Ich finde es oft erschreckend, in welchem Tonfall da geschrieben wird, und frage mich, wie so etwas zustande kommt. Wir müssen uns Kritik grundsätzlich stellen, aber wenn das in Hasskommentaren mündet, reagiere ich nicht drauf. Was nicht heißt, dass ich es nicht wahrnehme. Und so würde ich mir wünschen, dass die Leute reflektieren, was sie da schreiben.

    Ihre Tochter ist mit einem Jahr noch viel zu jung, um soziale Medien zu nutzen. Aber hat sich Ihr Blick darauf verändert, seit Sie Mutter sind?

    Atalay: Ich denke, dass Eltern gefordert sind, ihren Kindern Medienkompetenz mit auf den Weg zu geben und aufzupassen, was das eigene Kind im Internet macht. Ich hoffe natürlich, dass mir das gelingt. Smartphones und soziale Medien gehören zum Alltagsleben und Kinder sollen natürlich auch mit dem digitalen Wandel mithalten. Insofern sollten sich Eltern, aber auch Schulen und Lehrer bemühen, Kinder in der neuen Medienwelt an die Hand zu nehmen.