Essen. Die ARD startet die neue Serie „Die Heiland“. Lisa Martinek eifert dabei einem realen Vorbild nach: der blinden Anwältin Pamela Pabst.

Anwaltsserien sind ähnlich beliebt wie Arztserien. Ob sie gut ankommen, hängt auch davon ab, wie originell die Hauptfigur ist. Die Serie „Die Heiland“, die am Dienstag im Ersten startet, zeigt das Leben einer blinden Anwältin.

Schauspielerin Lisa Martinek (46) hat wochenlang mit einem Blindencoach gearbeitet, um die Rolle so authentisch wie möglich zu spielen. Und sie hatte ein reales Vorbild: Pamela Pabst – blinde Anwältin mit einer eigenen Kanzlei in Berlin.

Die beiden Frauen, die bei den Dreharbeiten eng zusammengearbeitet haben, sind heute sogar befreundet. Pamela habe ihr gezeigt, wie man sich als blinder Mensch fühlt, sagt Lisa Martinek. Wie man sich bewegt, das hat ihr aber Pamela Pabsts Mobilitätstrainer beigebracht.

Lisa Martinek lernte Gehen mit Langstock

„Von ihm habe ich gelernt, wie ich mich mit dem sogenannten Langstock bewege – in Räumen und auf der Straße.“ Der Stock, so hat sie erfahren, ist weniger für den Blinden da, sondern vielmehr für die anderen Menschen – zur Warnung und vor allem zur besseren Wahrnehmung.

Außerdem hat sie die Berliner Anwältin, deren Autobiografie den Titel „Ich sehe was, was Ihr nicht seht“ trägt, in ihrer Kanzlei besucht und vor Gericht begleitet. Momente, die sie zum Rollenstudium nutze: Sie guckte sich ab, „wie sich ein Blinder bewegt“. Und dass „Gehör- und der Geruchssinn eine ganz andere und sehr viel wichtigere Rolle spielen als bei sehenden Menschen“.

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    Regisseure zeigen Blindheit nicht als Behinderung

    Ebenfalls von Bedeutung sei das gute Gespür: Romy Heiland verlässt sich bei ihren Fällen stark auf ihr Bauchgefühl. Ob im Fall eines Universitätsprofessors (Peter Davor), der eine junge Studentin (Sinja Dieks) vergewaltigt haben soll, oder bei den zickigen Tennisspielerinnen, die sich einen erbitterten Konkurrenzkampf liefern – Heiland weiß sehr schnell, wer lügt oder etwas zu verbergen trachtet.

    Die Regisseure Christoph Schnee und Bruno Grass, die sich um recht freche Dialoge bemühen, zeigen Blindheit nicht als Behinderung, sondern einfach nur als Fakt. So erfährt der Zuschauer einiges aus dem Alltag blinder Menschen. Vor allem, wo Probleme lauern.

    Zum Beispiel beim Thema Anziehen: Ein Pieper, der über die Textilien gehalten wird, sagt, welche Farbe Blusen oder Hosen haben. Auch im Büro helfen ihr Sprachsteuerungen durch die Paragrafenwelt. Und so zeigt Romy Heiland, dass jemand, der nicht sehen kann, im Alltag dennoch gut klarkommen kann.

    Anna Fischer spielt chaotisch und erfrischend

    Aber ohne ihre Assistentin Ada Holländer (Anna Fischer) wäre die Anwältin aufgeschmissen. Sie achtet darauf, dass sie ordentlich angezogen ist, keine Wimperntusche auf der Nase hat. Sie beschreibt ihr die Mandanten genau, sichtet Fotos und liest Akten vor.

    Die beiden Frauen sind das Herzstück der Serie: So unterschiedlich sie sind, so sehr ergänzen sie sich. Anna Fischer (32, „Harter Brocken“) gibt diese Ada sehr chaotisch und erfrischend. Lisa Martinek („Blaumacher“) spielt ihre Figur ruhig und einfühlsam und spricht auch so. Sie blinzelt, schaut andere nicht direkt an.

    Martinek habe über die Rolle gelernt, dass es „viel Aufmerksamkeit und Höflichkeit, aber auch viel Rempelei und Unverständnis“ im Alltag gibt. „Darauf könnten wir als Sehende viel mehr achten.“

    Dienstag, 4. September, 20.15 Uhr, ARD: „Die Heiland“