Essen. „Der Bergdoktor“-Star Ronja Forcher spricht im Interview über Mobbing und Anfeindungen im Internet sowie die Kraft der inneren Haltung.

Seit zehn Jahren ist die Österreicherin Ronja Forcher (22) als Lilli Gruber die Tochter des „Bergdoktors“ (ZDF, Donnerstag, 20.15 Uhr). Aus dem schüchternen Mädchen ist seitdem eine selbstbewusste Frau geworden – auch im wahren Leben. Als Jugendliche wurde Ronja Forcher im Internet gemobbt, heute macht sie mit Theaterworkshops für Teenager anderen Mut, sich selbst zu lieben.

Frau Forcher, man konnte lesen, dass Sie vielleicht beim „Bergdoktor“ aussteigen wollen. Denken Sie tatsächlich darüber nach?

Ronja Forcher: Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich wundere mich immer, wenn ich ins Internet schaue, was da so alles steht. Ich sei schwanger, habe ich neulich gelesen. Wie kommen die Leute auf diese Idee? Nein, also noch einmal: Ich werde nicht aufhören beim „Bergdoktor“!

Im „Bergdoktor“-Haus hängen viele Fotos von Ihnen als Kind. Man kann sich kaum vorstellen, dass Sie wirklich in der Serie erwachsen geworden sind.

Ja, ich habe mein halbes Leben dort verbracht. Und weil das eben zu meinem Erwachsenwerden ­dazugehört hat, kann ich mich an vieles nicht mehr erinnern. Von den ganz frühen Folgen weiß ich nichts mehr, weil ich noch so klein war.

Waren Ihre Eltern immer am Set?

Meine Oma Heidi war immer mit dabei. Ohne die Großmutti hätte ich nicht Schauspielerin werden können, weil meine Eltern keine Zeit hatten. Und meine Oma ist von Anfang an jeden Tag mit mir ans Set gefahren. Sie war auch mit mir in Afrika, in der Karibik. Sie ist eine unglaublich liebe Frau. Sie sagt immer zu mir: „Kind, wenn du bei mir bist, bist du nur meine Ronja.“ Das ist für mich so wichtig, gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht, braucht man einen Ort, wo man nur privat ist und so sein kann, wie man ist. Wir reden auch nie über die Arbeit.

Wie haben eigentlich Ihre Klassenkameraden darauf reagiert, dass Sie immer gedreht haben. Gab es gar keinen Neid?

Die kannten das nicht anders. Ich habe schon gedreht, bevor ich in die Volksschule gekommen bin. Für die war das normal, es hat sie auch nicht interessiert. Das war für mich schön, dadurch konnte ich auch mein „normales“ Leben haben. Ich war für sie einfach nur die Ronja, das war für meine Entwicklung total wichtig. Es gab auch keinen Neid, da hatte ich wirklich Glück.

Als Heranwachsende mussten Sie immer wieder mit bösen Kommentaren im Internet kämpfen. Sie wurden wegen Ihrer Figur gemobbt.

Das war schlimm als Kind, aber mittlerweile habe ich eine Persönlichkeit entwickelt, vertrete meinen Standpunkt, trete ein für die Dinge, für die ich stehe. Das wissen die Leute. Sobald man Stärke und Haltung beweist, werden ganz viele wieder still. Dann fehlt ihnen der Mut.

Was sind das für Leute, die eine Jugendliche im Internet attackieren?

Die Leute sind sehr vereinnahmend. Sie haben mich zehn Jahre aufwachsen sehen. Sie denken, sie müssen sich einmischen, sich beteiligen an meinem Leben. Aber ich muss mich nicht rechtfertigen. Ich weiß, wer ich bin, wo meine Grenzen sind. Es geht dann nur um mich, nicht um die öffentliche Person, nicht um die Rolle. Ich habe gelernt, mich zu wehren, und hatte da auch wirklich die besten Lehrer.

Haben Ihnen die Kollegen gegen die Anfeindungen auch geholfen?

Es waren immer alle für mich da. Wenn ich daran denke, wie viele lange Abende ich schon mit Mo­nika Baumgartner verbracht habe, oder auch mit Heiko oder Hans, das ist wirklich toll. Ich weiß, dass ich immer zu ihnen kommen kann, wenn mich etwas belastet – oder wenn ich etwas nicht weiß. Ich bin immer noch dabei, viele Dinge zu lernen: zum Beispiel, wie es ist, in der Öffentlichkeit zu stehen, was es für Konsequenzen hat. Das war schon auch eine harte Schule – aber wichtig für mich zu lernen.