Im „Tatort“ aus Weimar hat der schwarze Humor die Oberhand
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Von Frank Preuß
Weimar. Der „Tatort“ aus Weimar bleibt seiner komödiantischen Linie treu. Ermittler Dorn und Lessing arbeiten sich durch ein Intrigen-Dickicht.
Dem Kloß-König geht’s wie seinen Kartoffeln: Er landet im Schockfroster und endet als Granulat im Pappkarton. Das ist ein Krimi-Tod à la Max und Moritz, den man als „Tatort“-Kenner sofort in Weimar verortet.
Das Autorenduo Murmel Clausen und Andreas Pflüger fühlt sich seiner Linie auch im siebten Fall, den es geschrieben hat, verpflichtet. „Die robuste Roswitha“ vereint all jene skurrilen Zutaten und komödiantischen Elemente, mit denen das Ermittlerduo Nora Tschirner und Christian Ulmen von Beginn der Reihe an viel entspannter punktet als seine überdrehten Kollegen aus Münster.
Clausens und Pflügers größtes Verdienst besteht darin, mit all dem grotesken Blödsinn, den es sich ausdenkt, stets doch noch einen kleinen, gemeinen Krimi zu verpacken, der nach den Regeln spielt und einigermaßen logisch funktioniert. Man muss allerdings genau aufpassen, weil man sich beim Zickzack-Kurs der Handlung leicht verläuft, ehe Lessing (Ulmen) und Kira Dorn (Tschirner) zur Auflösung schreiten.
Typen nicht von dieser Welt
Auch diesmal mangelt es nicht an Verdächtigen, ein vom gesamten Ensemble glänzend gespieltes Typen-Panoptikum, das – wie immer in Weimar – nicht von dieser Welt stammt. Zum Beispiel die verhuschte Roswitha Hassenzahl (Milena Dreißig), Ehefrau des ermordeten Kloß-Oligarchen.
Sie war sieben Jahre lang verschollen, hatte nach einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und sich angeblich durch die Todesnachricht wieder an ihre eigentliche Existenz erinnert. Ihr neuer und leicht schmieriger Lover Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff) hatte sie einst im Wald aufgelesen, durch den sie geirrt war.
Aber auch ein ziemlich deprimierter Kartoffelbauer (Jörg Hentschel), den Hassenzahl ruiniert haben soll, taugt als potenzieller Mörder. Selbst seine Freundin (Anne Schäfer), eine Supermarktketten-Managerin, ist irgendwie verdächtig, weil sie in schmutzige Geschäfte mit dem Opfer verwickelt war. Und hatte Hassenzahls eisige Vorarbeiterin und Geliebte (Christina Große) womöglich einen Grund, sich am Chef zu rächen?
Kloßfabrik wird in Weimar zum „Tatort“
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Schwarzer Humor behält meist die Oberhand
Unaufgeregt arbeiten sich Dorn und Lessing durch ein Dickicht an Intrigen. Eine eher gemächliche Ermittlungstour, bei der dem man das Schmunzeln selten aus dem Gesicht bekommt. Zugegeben, die verbalen Scharmützel des Pärchens waren schon mal giftiger – da drohen Routine im Spiel und Gewöhnungseffekte beim Zusehen. Noch funktioniert es aber.
Bei aller Küchenpoesie purzeln auch wieder ein paar schmerzhaft schlichte Kalauer übereinander. Doch der schwarze Humor behält meist die Oberhand. Und wenn bei einem hinreißend boshaft inszenierten Doppelvergiftungsversuch (Regie: Richard Huber) einer der beiden Täter zum Schüttelreim greift, um die Klöße nicht zu verwechseln, muss man gratulieren: „Der Kloß mit der Soß’ ist auf dem Teller mit der Stella / Famos ist der Kloß auf dem Porzellan mit dem Schwan.“ Klar wie Kloßbrühe.
Fazit: Weimar, wie es reimt und flachst. Haben Tschirner und Ulmen sogar schon noch witziger hinbekommen. Aber amüsant ist auch dieser Fall.