Hamburg. Sonst macht sich Dunja Hayali für Transparenz im Journalismus stark. Doch bei Fragen zu ihren Nebentätigkeiten bleibt sie verschlossen.

Dunja Hayali lächelt. In der Hand hält sie einen riesengroßen Scheck, auf dem ein Betrag von 177.000 Euro eingetragen ist. Neben ihr steht ein Herr mit Bart und Brille, der sich ebenfalls bemüht, freundlich in die Kamera zu schauen. Offenbar hat er der Journalistin den Scheck gerade überreicht.

Das Foto findet sich auf der Website der Gauselmann-Gruppe, des Marktführers der deutschen Spielautomatenbranche. Der Herr mit Bart und Brille ist Armin Gauselmann, der Sohn von Firmengründer Paul Gauselmann. Und die 177.000 Euro sind eine Spende der Gäste, die mit der Firma im Herbst 2017 deren 60-jähriges Bestehen feierten.

Statt um Präsente hatte der Firmenpatriarch um Zuwendungen an den Verein Vita e. V. Assistenzhunde gebeten, dessen Schirmherrin Dunja Hayali ist. Sie selbst war bei der Feier nicht zugegen, aber – auch das geht aus der Site der Gauselmann-Gruppe hervor – via Video zugeschaltet. Dort steht auch, dass die Familie die Spendensumme noch auf 200.000 Euro aufgestockt habe.

Dunja Hayali macht sich sonst für Transparenz stark

Was verbindet Hayali mit den Gauselmanns? Die Frage stellt sich auch,

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, dass sie zwei Jahrestagungen des Verbandes der deutschen Automatenindustrie moderierte. Dessen Vorsitzender heißt Paul Gauselmann. Einer seiner Manager sitzt zudem im Verbandsvorstand.

In Senderkreisen heißt es, Gauselmann senior habe die ZDF-Journalistin mit großzügigen Spenden an den von ihr vertretenen Verein zu den Moderationen bewegt. Stimmt das? Ist es richtig, dass Hayali die beiden Moderationshonorare an der Verein weitergeleitet hat, der Menschen mit Behinderungen Assistenzhunde zur Seite stellt? Und wie hoch waren diese Honorare?

Das sind Fragen, die diese Redaktion Hayali stellte. Sie beantwortete nur eine: Ihr Honorar, ließ sie über das ZDF ausrichten, sei an mehrere gemeinnützige Vereine und Stiftungen gespendet worden. Mehr sagt sie nicht. Auch über die Höhe und die Verwendung der Moderationshonorare, die sie von anderen Verbänden und Unternehmen erhielt, wie etwa dem Pharmakonzern Novartis oder dem Online-Händler Amazon, mag sie sich nicht äußern.

Das ist erstaunlich. Die 44-Jährige,

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macht sich sonst gern für Transparenz im Journalismus stark.

Gauselmann-Gruppe sonnt sich im Glanz der Journalistin

Um nicht falsch verstanden zu werden: Hayalis Verschwiegenheit bezüglich ihrer Nebentätigkeiten und daraus womöglich resultierender Interessenskonflikte schmälert nicht ihre Verdienste im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung über Fremdenfeindlichkeit, für die sie zu Recht mehrfach ausgezeichnet wurde. Das macht es aber nicht weniger problematisch, dass sie nichts dabei findet, einer Branche zu Diensten zu sein, die ihr Geld auch mit Spielsüchtigen verdient.

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    Ganz im Gegenteil: Es ist ein Unterschied, ob ein x-beliebiger Journalist die Automatenindustrie lobt oder die moralische Instanz Dunja Hayali. Genau wegen dieses Imagetransfers dürfte sie von eher fragwürdigen Firmen und Verbänden gebucht werden. Ihr Satz „Ihre Branche hat sich seit den 90er-Jahren sehr verändert, heraus aus der Schmuddelecke“ ist für die Automatenaufsteller Gold wert.

    Auch die Gauselmann-Gruppe sonnt sich gern im Glanz der Journalistin. Das Image der Firma kann ein wenig Politur durchaus vertragen: Mehrfach wurde ihr vorgeworfen, bei Parteispenden getrickst zu haben. Ein Ermittlungsverfahren wurde 2011 eingestellt. Doch im November 2017 meldete die „Süddeutsche Zeitung“, dass die Gruppe eine Tochter auf der Isle of Man, die sich dem Online-Glücksspiel widmet, das in Deutschland weitgehend illegal ist, an eine Firma namens Bruncaster verkauft habe, „die schon in den Panama Papers als Scheineigentümer zahlreicher Briefkastenfirmen aufgefallen war“.