Berlin. Gunther Witte hat für den WDR den „Tatort“ entwickelt und die „Lindenstraße“ betreut. Dabei hatte Witte seinen Erfolg nicht erwartet.

Der Erfinder der „Tatort“-Krimis, Gunther Witte, ist tot. Wie der Westdeutsche Rundfunk am Montag mitteilte, starb Witte bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 82 Jahren. Gunther Witte hatte als Redakteur beim WDR die Krimireihe „Tatort“ ins Leben gerufen, die seit 1970 im Ersten läuft. Von 1979 bis 1988 war Witte Fernsehspielchef des WDR.

Witte wurde 1935 im lettischen Riga geboren. In Ostberlin studierte er in den 1950er Jahren an der Humboldt-Universität Germanistik und Theaterwissenschaften. Ab 1963 arbeitete er als Redakteur und Dramaturg für die Fernsehspielabteilung des WDR. Dort entwickelte er im Auftrag des damaligen Fernsehspielchefs Günter Rohrbach die Idee zum „Tatort“.

Gunther Witte beim Fototermin zur 1000. „Tatort“-Episode 2016.
Gunther Witte beim Fototermin zur 1000. „Tatort“-Episode 2016. © imago/Future Image | imago stock&people

Dabei hatte Witte nach eigenen Angaben selbst gar nicht so große Ambitionen, sich dem Krimi-Genre zu widmen. „Ausgelöst wurde das durch die Erfolge des ZDF in der Unterhaltung. Ich wusste gar nicht, was mich prädestiniert, mir etwas auf dem Gebiet des Krimis auszudenken“, sagte Witte vor zwei Jahren dem Evangelischen Pressedienst (epd). Drei Kriterien nannte der „Tatort“-Erfinder zur tausendsten Folge im Herbst 2016 als grundlegend für die Reihe: Regionalität, die führende Rolle des Kommissars und Geschichten, „die mit unserer Realität zu tun haben“.

Neben „Tatort“ verantwortete Gunther Witte auch „Lindenstraße“ und „Berlin Alexanderplatz“

Doch dass der „Tatort“ sich so lange gehalten habe, habe auch damit zu tun, dass junge Autoren und Regisseure ständig versuchten, die Grenzen des Genres zu erweitern und zu überschreiten, sagte er.

WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte Witte als „eine der herausragenden Persönlichkeiten des Fernsehspiels“. Mit seiner einzigartigen Erfindung der

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-Reihe habe er den WDR und das deutsche Fernsehen so nachhaltig geprägt wie kaum ein anderer. „Das, was er geschaffen hat, bleibt und wird unsere Zuschauer weiterhin bereichern“, sagte Buhrow.

Neben dem „Tatort“ war Witte an vielen weiteren Fernsehfilmproduktionen des WDR beteiligt, als Produzent etwa an Volker Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) und an Rainer Werner Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“ (1980). In seine Zeit als Fernsehspielchef fiel auch der Start der Serie „Lindenstraße“ 1985. Witte wurde 2001 mit der Besonderen Ehrung des Grimme-Preises ausgezeichnet. (epd)