Essen. Wie die klassischen TV-Sender versuchen, neue Zuschauer zu gewinnen. Besonders Eigenproduktionen sollen Quoten wieder verbessern.

Bemühen wir zu Beginn noch einmal das Bild vom Fernsehen als Lagerfeuer. Als einen Ort, um den herum sich die Familie versammelte. Weil der „Kommissar“ ermittelte oder Gottschalk zur Show bat. Heute brennt es nicht mehr in deutschen Wohnzimmern, es glimmt meist nicht mal mehr.

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heißt die Technik, die die Flammen ausgeblasen hat.

Und die klassischen TV-Sender bemühen sich verzweifelt, sie wieder zu entfachen. Zuletzt vor einiger Zeit auf den „Screenforce Days“ in Köln, wo sie den Mediaagenturen einen Ausblick auf ihr neues Programm boten – in der Hoffnung auf Buchungen von Werbespots.

„Klotzen, nicht kleckern“ lautete die Devise. Pyrotechnik auf der Bühne, Glitzer, der vom Studiohimmel fiel, und Stars, die für ein Lied eingeflogen wurden. Das sollte zeigen, dass es dem deutschen Fernsehen gar nicht so schlecht geht, wie oft behauptet wird. Es wirkte allerdings manchmal wie das Pfeifen im dunklen Wald.

Verlass ist auf die älteren Zuschauer

Das lineare Fernsehen ist nicht tot. Aber langfristig hat es keine Chance gegen Dienste wie Netflix oder Amazon. Und das trifft besonders die Privatsender. Denn ARD und ZDF können sich zumindest mittelfristig nicht nur auf ihre

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ARCHIV - ILLUSTRATION - 15.04.2016, Sachsen, Dresden: Münzgeld liegt auf Formularen für den Rundfunkbeitrag von ARD, ZDF und Deutschlandradio. (zu dpa: «Vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Rundfunkbeitrag» vom 18.07.2018) Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Von Kai-Hinrich Renner und Diana Zinkler

von mehr als acht Milliarden Euro jährlich verlassen, sondern auch auf ihre alten Zuschauer. Eine Gruppe, die viele private Sender über Jahre nicht besonders gepflegt haben. Weil ja die jungen Leute bei ihnen einschalteten. Genau die jungen Leute aber sind es, die nun in Scharen zur neuen Konkurrenz wechseln – und mit ihnen gehen die Werbegelder.

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    Sie zurückzuholen, ist nicht einfach. Vor allem ist es teuer. Deshalb nehmen alle deutschen TV-Sender zusammen für das kommende Jahr rund acht Milliarden Euro für Eigenproduktionen in die Hand. Aber allein Netflix investiert im gleichen Zeitraum gut sechs Milliarden Euro. Dabei ist Netflix in Deutschland mit seinen gut fünf Millionen Kunden nicht mal Marktführer.

    Amazon soll mittlerweile mehr als doppelt so viele Abonnenten haben und kann es sich leisten, für angeblich knapp 300 Millionen Euro eine „Herr der Ringe“-Serie in Auftrag zu geben. Die Privatsender wollen vor allem mit Shows dagegenhalten. Die erfinden das Rad aber nicht neu. Es wird gesungen und getanzt, abgenommen und gekocht, geraten und auf irren Hindernisparcours geschwitzt.

    RTL-Serie „Freundinnen“ist wie ‚Sex and the City‘ konzipiert

    Zudem haben sowohl ProSiebenSat.1 als auch RTL in den letzten Wochen angekündigt, ihre eigenen Streaming-Portale massiv auszubauen. Auch um eine exklusive Abspielstation für ihre neu produzierten TV-Serien zu haben. Leider gibt es auch da wenig Neues. Sat.1 etwa hat die Serie „Bulle und das Biest“ in Auftrag gegeben, in der es um einen Polizisten und einen Hund geht, die gemeinsam Fälle lösen. Und RTL schickt „Freundinnen“ ins Rennen, laut Senderchef Frank Hoffmann „eine Serie wie ‚Sex and the City‘. Mit weniger Sex und noch weniger City.“

    Weniger Marktforschung, dafür wieder mehr Mut und Risikobereitschaft forderte deshalb auch Erfolgsproduzent Nico Hofmann („Unsere Mütter, unsere Väter“). Man müsse, so Hofmann, „Programmen eine Chance geben, die über das hinausgehen, was wir bereits kennen und von dem wir glauben, es in seinem Erfolg vorausberechnen zu können“.

    Warum zahlen wir den Rundfunkbeitrag?

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