München. Katerina Jacob spielte in „Der Bulle von Tölz“. Doch heute möchte sie nicht mehr als Schauspielerin bezeichnet werden – und teilt aus.

Mit der Fontane-Verfilmung „Grete Minde“ gelang ihr 1973 schon als 15-Jährige der Durchbruch, doch heute kennt man Katerina Jacob vor allem aus der Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“. Zehn Jahre lang, von 1995 bis 2005, spielte die heute 60-Jährige an der Seite von Ottfried Fischer die Hauptkommissarin Sabrina Lorenz, die sich als „Preußin“ in Oberbayern durchsetzen muss.

In den letzten Jahren war sie vor allem im „Polizeiruf 110“ zu sehen. Zuletzt: Sendepause. Warum sie sich rar macht? Zuallererst verbringt sie nur noch wenig Zeit in ihrer Heimat, sondern pendelt mit ihrem Ehemann Jochen Neumann, einem Makler deutsch-kanadischer Herkunft, zwischen Kanada und der Karibikinsel Antigua.

Als diese Redaktion sie auf einer Veranstaltung in ihrer Geburtsstadt München trifft, überrascht sie die anwesenden Journalisten dann mit einer deutlichen Ansage: „Bitte schreiben Sie ‚Autorin‘ Katerina Jacob – und nicht mehr ‚Schauspielerin‘.“

Aber warum das? Sie klärt auf: „Ich habe keine Lust, mich verheizen zu lassen. Zudem ich ja zum Glück nicht drehen muss. Ich kann es mir aussuchen.“ Zuletzt vor der Kamera stand sie vor mehr als einem Jahr: „Ich habe im Juni 2017 für ‚Kreuzfahrt ins Glück‘ gedreht.

Aber auch nur deshalb, weil die Rolle und das Drehbuch gut waren, da ich wunderbare Kollegen wie Michael von Au und Sonja Kirchberger hatte und weil mein Mann mit dabei sein konnte.“ Es gebe viele Kollegen, die eine neue Rolle dringender bräuchten als sie. „Und außerdem: Was bekommt man denn dafür heute noch? Die Gagen sind lächerlich. Auch hat man heute gar keine Zeit mehr, eine Rolle zu entwickeln.“

Kritik an Umgangsformen in der Filmindustrie

Jacob geht einiges gegen den Strich. Zum Beispiel die heutigen Umgangsformen in der Filmindustrie. „Ich kenne die Leute in der Branche alle nicht mehr. Die jungen Schauspieler stellen sich einem ja nicht einmal mehr vor.“ So werde sie am Set öfter gefragt: „Haben Sie schon einmal gedreht?“

Da empört Jacob sich: „Ja, wie bitte – geht’s noch? Die sollen einen doch wenigstens mal googeln. Es gibt den älteren Schauspielern gegenüber keinen Respekt mehr. Früher war das anders, damals hatte man als Schauspieler noch einen anderen Stand.“ Gute Fernsehredakteure gebe es auch nicht mehr. „Die nennen sich ja heute alle ‚Producer‘“, sagt sie leicht spöttisch.

Etwas versöhnlicher antwortet sie dann auf die Frage, ob es etwa keine passenden Rollen mehr für Frauen in ihrem Alter gebe: „Es wird im Fernsehen immer die Rolle der Mutter und auch die der Großmutter geben. Und die Deutschen machen ja zum Glück wieder gutes Fernsehen.

‚Babylon Berlin‘ oder die ‚Ku’damm‘-Reihe fand ich zum Beispiel einfach großartig. Und auch die Netflix-Serien wie zum Beispiel ‚Dark‘. Die ist in Deutschland zwar nicht wirklich angekommen, aber in Amerika läuft das wie Hölle. Da sind hervorragende Schauspieler mit dabei.“

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    Mit dem Wohnmobil durch Kanada

    Wann aber will sie wieder vor die Kamera – oder hat sie gar ganz abgeschlossen mit ihrem Beruf? „Es müssten schon mehrere Faktoren zusammenkommen: Wenn das Buch stimmt, die Rolle und auch die Kollegen, dann würde ich mir das mit dem Drehen vielleicht noch einmal überlegen. Ich sage niemals nie.“

    Zurzeit sehe sie sich aber eher als Autorin von Sachbüchern denn als Schauspielerin. „Mein erstes Buch ‚Oh(weia) Kanada‘ ist ein Bestseller, und das zweite Buch ‚Alles nur Theater‘ läuft ebenfalls gut“, betont sie. Ein drittes Buch sei in Arbeit, Thema sind ihre Reiseerlebnisse.

    In München bleibt sie bis September, um sich um ihre Mutter zu kümmern, die Schauspielerin Ellen Schwiers („Der letzte Zeuge“): „Sie ist ja schon 88 Jahre alt. Es geht ihr gesundheitlich nicht so gut, sie ist einfach alt. Aber ich bin auch hier wegen meiner Hunde, die hier in Deutschland sind.“

    Schließlich müsse auch ihre Dogsitterin mal Urlaub machen können. Dann will sie selbst verreisen. „Mein Mann und ich haben uns ein Wohnmobil gekauft, mit dem wir durch Kanada fahren wollen. Es ist ein Riesenschiff.“ Ihr nächstes Projekt sei daher: ein Busführerschein.