Berlin. Werbung hier, Musik da bei „Schlag den Henssler“: Dazu ist der Gastgeber völlig von der Rolle: Sorry, ProSieben, so wird das nichts.

Es war schon lange offensichtlich und irgendwann sprach auch Kommentator Elmar Paulke aus, was nicht mehr schönzureden war: „Steffen Henssler stemmt sich nicht gegen die drohende Niederlage“. Da war nichts, kein Aufbäumen weit und breit.

Nach zehn Spielen lag der TV-Koch bei

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mit 50 zu fünf Punkten hoffnungslos hinter seinem Herausforderer, dem 29-jährigen Leif Antonschmidt. Der Doktorand aus Göttingen (Biophysikalische Chemie) war gedanklich immer einen Tick schneller, abgebrühter und geschickter. Zu keinem Zeitpunkt entstand der Eindruck, dass der Henssler bei der halben Million Euro, die ProSieben am Samstagabend ausspielte, auch nur ein Wörtchen mitzureden hätte. Wie ein Statist wirkte der 45-Jährige oft, agierte pomadig – und stand sich dann auch noch selber im Weg.

Entscheidung fällt spät – trotz Henssler schlechter Form

Beim Spiel „Buchstaben“ etwa sollten die Konkurrenten die unterschiedlichen Buchstaben in einem Satz zählen. Der Gastgeber setzte auf Schnelligkeit, posaunte die Antworten hinaus – und lag dann daneben. Leif musste nur auf Hensslers Fehler warten. Punkte und Spiel gingen so schnell verloren. „Zu gierig ey, hör‘ doch mal auf“, schimpfte Henssler.

Große Freude: Doktorand Leif ist eine halbe Million Euro reicher.
Große Freude: Doktorand Leif ist eine halbe Million Euro reicher. © ProSieben | Willi Weber

Dass trotzdem erst um 00:27 Uhr die Entscheidung fiel, lag daran, dass Leif zuvor zwei Matchballe verschenkte. Die Sendung zog sich so wie ein Kaugummi, obwohl bereits jeder wusste: Der Henssler gewinnt an diesem Abend nicht mal einen Blumentopf. Spätestens nach Spiel neun, dem Klassiker „Blamieren oder Kassieren“, als der Herausforderer mit 40:5 davongezogen war und

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ein weiteres Mal vorgeführt hatte, schien sogar eine haushohe Klatsche möglich. „So ganz, ganz langsam wird es Zeit, Steffen“, stichelte Moderator Elton.

Raab fightete – egal, um wie viel Euro es ging

Eines scheint sicher: Mit

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wäre das nicht passiert. Der Henssler-Vorgänger spielte immer am Limit, brannte vor Ehrgeiz und bezwang auch Gegner, die ihm – zumindest körperlich – weit überlegen waren. Raab hasste das Verlieren und stemmte sich in jedem Spiel gegen eine drohende Niederlage. Egal, ob am Ende 500.000 Euro oder Millionenbeträge ausgespielt wurden.

Die Fußstapfen, die Raab hinterließ, sind für seinen Nachfolger wohl etwas zu groß. Ein Gastgeber, der zu oft wie ein Fremdkörper wirkt, sich durch die Spiele schleppt, passt nicht zum Konzept der Sendung. Denn die besten Momente hat das Format immer dann, wenn der Jackpot hoch ist und der Favorit dann strauchelt – mit

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kommt es erst gar nicht so weit. Zu oft ist der TV-Koch komplett von der Rolle, taumelt von Spiel zu Spiel und lässt sich am Nasenring durch die Manege ziehen.

ProSieben zerstört Spielfluss durch Werbung

Als wäre das noch nicht Stimmungskiller genug, zerstört ProSieben den Spielfluss außerdem durch Werbung und Musikeinlagen. Mitten im Match kommt dann halt erstmal ein Gastauftritt – oder Werbung. Oder beides. Klar, ein Privatsender will Geld verdienen, doch Werbeblöcke wären auch problemlos zwischen den Spielen möglich.

Was so bleibt, ist eine Sendung, die immer weniger zu genießen ist. Und bei der nach über vier Stunden am Samstagabend einmal mehr deutlich wurde: Stefan Raab fehlt. Und zwar sehr.