Hamburg. Max Conze übernimmt die Leitung von ProSiebenSat.1 von Thomas Ebeling. Auf den neuen TV-Chef kommt nun eine ganze Menge Arbeit zu.

Zum Abschied gab es Staubsauger. Als Thomas Ebeling am 22. Februar zum letzten Mal als Vorstandsvorsitzender die Bilanz der Münchner ProSiebenSat.1 ­Media AG präsentierte, hatte er für die Journalisten mehrere Geräte der Marke Dyson mitgebracht. Es war ein Gruß an Ebelings Nachfolger, Max Conze, der sechs Jahre an der Spitze der britischen Staubsaugerfirma stand. In dieser Zeit hat er Umsatz und Gewinn des Unternehmens verdreifacht.

Der 48-Jährige, der bereits bei der Hauptversammlung vor zwei Wochen auftrat, offiziell aber erst an diesem Freitag sein neues Amt übernimmt, gilt als Hoffnungsträger. Und den hat ProSiebenSat.1 auch dringend nötig. Denn trotz der hübschen Geste mit den Staubsaugern übergibt Ebeling die Senderfamilie keineswegs besenrein.

Conzes Vorgänger machte Fehler

Dabei hat ProSiebenSat.1 dem Manager, der 2009 vom Chemiekonzern Novartis kam, viel zu verdanken. Als Ebeling das damals hoch verschuldete Unternehmen übernahm, war dessen Aktie nur ein paar Cent wert. Im März 2016 führte er die TV-Firma als erstes deutsches Medienunternehmen in den Börsenindex Dax. Vier Monate zuvor hatte die Aktie einen Rekordwert von 50,10 Euro erzielt.

Danach gelang Ebeling aber kaum mehr was. Der TV-Manager beschimpfte seine Zielgruppe als

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und „ein bisschen arm“. Der Börsenkurs fiel zwischenzeitlich unter 25 Euro. Und im März dieses Jahres musste ProSiebenSat.1 nach nur zwei Jahren den Dax wieder verlassen.

Teure Pakete mit Filmen und Serien

Auf Conze kommt eine Menge Arbeit zu. Sein Vorgänger war bei diversen Internetfirmen eingestiegen – vom Online-Erotikversand Amorelie bis zum Preisvergleichsportal Verivox. Doch die Online-Portale erwiesen sich – trotz relativ hoher Umsätze – als margenschwach und wurden mittlerweile in eine neu gegründete Holding ausgelagert.

Das TV-Geschäft, das immer noch 75 Prozent zum Gewinn von zuletzt 471 Millionen Euro beiträgt, krankt daran, dass die Gruppe zu stark auf Ware aus Hollywood setzt. Zwar hat etwa ProSieben mit „The Big Bang Theory“ eine Serie im Programm, die nach wie vor gute Quoten einfährt. Auch deren Ableger „Young Sheldon“ funktioniert sehr gut.

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    Doch um an solche ­Serien-Highlights zu gelangen, musste die Sendergruppe den US-Studios teure Pakete mit Filmen und Serien abkaufen, die auch sehr viel zweitklassige Ware enthielten, die keiner sehen will. Folglich musste ProSiebenSat.1 kürzlich mehrere Millionen Euro auf das Programmvermögen abschreiben.

    Es braucht exklusive Qualitätsserien

    Es ist schon jetzt abzusehen, dass dieses Problem sich weiter verschärfen wird: Hochqualitative US-Serien wie „House of Cards“, „Narcos“ oder „The Man in the High Castle“ laufen fast ausschließlich bei

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    Für diese Dienste sind besonders die 14- bis 29-Jährigen empfänglich – die Kernzielgruppe des Konzernflaggschiffs ProSieben. Die Erfolgsserien des Senders wie etwa „The Big Bang Theory“ gibt es bei Netflix und Co. ebenfalls, wobei die junge Zielgruppe dort selbst bestimmen kann, wann sie sich das Treiben der Nerds aus Kalifornien anschaut.

    Um die Jungen bei der Stange zu halten, braucht es exklusive Qualitätsserien aus heimischer Produktion wie etwa „Bad Banks“ oder „Babylon Berlin“. Das hat Ebeling viel zu spät erkannt. Zwar wurde inzwischen gegengesteuert. Aber noch greift der neue Kurs nicht. Denn bis eine Serie ausgestrahlt wird, können - von der Finanzierung bis zur Produktion - bis zu drei Jahre vergehen.

    Conze wird es nicht leicht haben, diese Probleme zu lösen. Er ist, wie sein Vorgänger Ebeling, ein Branchenfremder. Doch auf die Idee, sein Publikum zu beschimpfen, wenn es eng wird, dürfte der studierte Wirtschaftswissenschaftler kaum kommen: Noch vor seinem offiziellen Amtsantritt hat er Zuschauer von Sendern der TV-Gruppe besucht, um sich über deren Wünsche zu informieren.