Berlin. Der außenpolitische Kurs der USA gleicht einer Schlitterpartie. Moderatorin Sandra Maischberger fragte ihre Gäste, wohin das führt.

„Er ist immer ein bisschen der, mit dem keiner spielen will“. Der Satz der ehemaligen USA-Korrespondentin des SWR Sabrina Fritz hätte schon ein Fazit am Mittwochabend beim ARD-Polittalk „Maischberger“ über den US-Präsident Donald Trump sein können. Denn auch in dieser Sendung wollte sich niemand so richtig mit ihm sehen lassen. Selbst der Journalist Alan Posener, der als Trump-Verteidiger vorgestellt wurde, stellte direkt klar: „Der Mann ist ja furchtbar!“

Mit Sandra Maischberger, Posener und Fritz diskutierten die RTL-Auslandskorrespondentin Antonia Rados, CDU-Außenpolitikexperte Jürgen Hardt und der frühere Linken-Parteivorsitzende Oskar Lafontaine über die Frage „Stürzt Trump die Welt ins Chaos?“ Und sie waren sich durchweg einig, dass Donald Trumps außenpolitisches Handeln brandgefährlich ist.

Mimt er den starken Mann?

Nach seiner Wahl kündigte Trump den „schlechtesten Deal aller Zeiten“ auf. So bezeichnete er das Abkommen zur nuklearen Abrüstung mit dem Iran. Kim Jong-un, Nordkoreas Staatschef, nannte er einen „Verrückten“ und den „Raketenmann“. Kim drohte Amerika darauf mit Nuklearwaffen und Trump erwiderte per Twitter, er habe auch einen Atomknopf und zwar einen „viel größeren und mächtigeren“, der auch noch funktioniert. „Er hält nichts von einer demokratischen Weltordnung, er möchte keine Schwächlinge haben“, so Antonia Rados. Trump „erinnert zum Teil an die starken Männer“, die sie in ihren über 30 Jahren als Korrespondentin im Nahen Osten erlebt hatte, sagte die Korrespondentin.

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    Die toten Palästinenser seien ihm egal, er wollte Härte zeigen, meinte Rados. Zuletzt kam es zeitglich mit der Verlegung der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Israel zu den blutigsten Unruhen seit Jahren in Gaza. Bei den Protesten kamen rund 60 Palästinenser zu Tode, bis zu 3000 wurden verletzt. Donald Trump habe sich nicht zu den Opfern geäußert, so Rados.

    Trump trat ein schweres Erbe an

    Für Oskar Lafontaine liegt das Problem mit Trumps Politik woanders. Die Unterschrift des amerikanischen Präsidenten zähle nicht mehr, wenn Verträge einfach aufgekündigt würden. „Es gab auch im alten Rom schon Leute, die Verträge nicht eingehalten haben. Aber deswegen kann man ja nicht sagen, man darf Verträge einfach brechen. So funktioniert Politik nicht und genauso muss das Völkerrecht beachtet werden“, meinte der Politiker. Lafontaine warf den Amerikanern zudem „ewiges Kriegstreiben“ vor: „Überall da, wo es Öl gibt sind sie da und führen Kriege.“ Für ihn sei es offensichtlich, dass USA den Iran angreifen will.

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      Über lange Strecken der Sendung wirkte es, als brenne das außenpolitische Parkett lichterloh. Und Donald Trump sei mit der Spiritusflasche zum Löschen angerückt. Allerdings seien das alles Altlasten, sagte der er Journalist Alan Posener. Die habe Trump von seinem Vorgänger Barack Obama geerbt. Der Aufstand des IS, der Zerfall Syriens und der mächtige Iran seien eine Folge von Obamas Politik. Posener war vorsichtig optimistisch: Vielleicht brauche man jetzt jemanden, der nicht immer neu hinterfragt. Es kamen Konflikte in Bewegung, die sich Jahrzehnte nicht bewegten, stellte Sandra Maischberger fest. Die Annäherung von Nord- und Südkorea könnte auch ein Erfolg der harten Linie der USA sein.

      Politik für den Küchentisch

      Manchmal sei Konfrontation die einzige Wahl, wurde Trump zitiert. Jürgen Hardt fand noch eine andere Erklärung. Trump habe in seinen ersten Monaten bemerkt, dass „viele Entscheidungen, die er treffen wollte, verwässert wurden.“ Daher packe er jetzt Themen an, bei denen ihm nicht „jemand reinreden kann.“ Hardt nannte Trumps Politik ein Zeichen „für den Küchentisch“ im Mittleren Westen der USA. Er stimmte Antonia Rados zu, Trumps Botschaft ist: „Ich bin der starke Mann, ich bin der starke Präsident.“

      Für die Europäer ist die entscheidende Frage, ob Donald Trump doch noch Mitspieler findet oder sich alleine unterhalten muss. Sabrina Fritz attestierte ihm „kurzfristig ein gutes Bauchgefühl“. Sie befürchtete aber gleichzeitig, dass Trump damit unterschätzt, welche wirtschaftlichen und politischen Lücken er damit langfristig hinterlässt. Die würden dann von anderen politischen Großmächten wieder gefüllt.

      Es ist eine Zeit, in der jeden Morgen nach dem Aufwachen eine neue Krise warten kann, erklärte Antonia Rados. Keiner der Diskutanten ließ sich dazu hinreißen, den kompromisslosen Apokalyptiker zu mimen. Aber Rados meinte, dass Trump die Welt nicht sicherer machen wird, „weil er ein Abenteurer ist, der die Politik nicht versteht.“