Berlin. Nadja Uhl glänzt in „Ich werde nicht schweigen“ in der Rolle einer Kriegswitwe. Allerdings hat der ZDF-Film auch seine Schwächen.

Es spricht für diesen Film, dass er in einem Deutschland spielt, das noch ganz betäubt ist vom Gang der Geschichte. Von einem Land im Jahre 1948, das gerade erst begreift, dass die Nazizeit beendet ist. Man lebt in einer Art Vakuum, in dem zu viele der alten Mitläufer unbeschadet wieder auf ihre Posten zurückkehren dürfen, während andere in dieser Zeit verzweifelt um ihre Existenz kämpfen müssen. Wie die in Oldenburg lebende Margarete Oelkers (Nadja Uhl), eine Kriegswitwe, die mit Schneider-Arbeiten versucht, sich und ihre beiden kleinen Söhne durchzubringen.

Eigentlich stünde ihr eine Witwenrente zu, doch die bekommt sie nicht, obwohl Paul Ahrens (Rudolf Kowalski), der alte und neue Leiter des Gesundheitsamtes, sich für sie verwenden wollte. Tatsächlich hat er viel zu viel Angst vor dieser Frau, deren gefallener Mann ebenfalls in diesem Amt gearbeitet und möglicherweise etwas mitbekommen hat von den Machenschaften seines Vorgesetzten.

Regisseurin erzählt Geschichte ihrer Großmutter

Als der verzweifelten Frau dann irgendwann der Geduldsfaden reißt und sie im Amt eine Scheibe zertrümmert, lässt Ahrens sie in die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen einweisen. Ein Jahr verbringt sie dort, wird fixiert, unter Drogen gesetzt, mit Elektroschocks und Tauchbädern traktiert. Ihre Kinder kommen bei der Schwester unter.

Herr Windhorst (Martin Wuttke, M.) wird von Soldaten der britischen Besatzung abgeführt. Margarete Oelkers (Nadja Uhl, l.) weiß, dass ihr unangenehmer Nachbar an Kriegsverbrechen beteiligt war.
Herr Windhorst (Martin Wuttke, M.) wird von Soldaten der britischen Besatzung abgeführt. Margarete Oelkers (Nadja Uhl, l.) weiß, dass ihr unangenehmer Nachbar an Kriegsverbrechen beteiligt war. © ZDF und Václav Sadílek | Václav Sadílek

Was die Regisseurin und Co-Autorin Esther Gronenborn in ihrem Film „Ich werde nicht schweigen“ erzählt, ist die Geschichte ihrer Großmutter. Allerdings sollte man vorsichtig sein, in welcher Stärke die Fiktion hier die Realität überschattet. Denn im weiteren Verlauf der Handlung wird aus der heftigen Leidensgeschichte einer mutigen Frau nach und nach ein Spannungsfilm, in dem die Heldin zu einer Art Detektivin mutiert.

In den Aufzeichnungen ihres Mannes findet sie akribisch aufgeführte Namen und Daten, die Aufschluss darüber geben, wie stark das Gesundheitsamt involviert war in die Machenschaften der tatsächlich existierenden Anstalt, wo man es sich zur Aufgabe gemacht hatte, „unwertes Leben“ zu vernichten.

Ende erscheint zu stark geglättet

Die Regisseurin geht sanft zu Werke. Die Kamera lässt Margaretes Qualen in der Psychiatrie immer nur kurz und wenig scharf erkennen, meist dann, wenn das Opfer wieder von Albträumen geplagt wird. Weniger sanft geht sie zu Werke, wenn das Prinzip Zufall hier doch recht oft strapaziert wird.

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    Etwa wenn der kämpfenden Mutter später im Archiv der Anstalt die Mappe mit den Todeslisten förmlich in den Schoß fällt. Oder wenn gerade rechtzeitig der ihr vom Amt zugewiesene und höchst unangenehme Vormund (Martin Wuttke) abgeführt wird, weil man ihn als alten SS-Schergen identifiziert hat. Ganz zu schweigen von einem Ende, das angesichts der Thematik viel zu stark geglättet scheint.

    So bleibt am Schluss die Geschichte einer Anstalt, in der auch ohne Aufforderung zur Euthanasie willfährig gemordet wurde. Und es bleibt in Nadja Uhl eine starke Schauspielerin, der man sogar die vielen Zufälle verzeiht.

    Fazit: Starkes Thema, starke Darstellerin. Zum Ende hin wirkt manches zu zufällig.

    • ZDF, 7. Mai, 20.15 Uhr