Berlin. Der „Tatort: Alles was Sie sagen“ dreht sich auch um Homosexualität und die Vereinbarkeit mit dem Islam. Warum ist das Thema so heikel?
Der NDR- „
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und Franziska Weisz als Kommissare wirft an zentraler Stelle die Frage auf, wie es der Islam mit der
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hält.
Der junge Muslim Abbas Khaled hat in diesem
ein Verhältnis mit seinem Deutschlehrer, was die beiden versuchen geheim zu halten – wegen der Religion. Zum Schein gibt Khaled daher vor, eine Frau zu haben, die allerdings in Wahrheit seine Schwester ist.
Der Krimi rührt damit an einem Tabuthema. Wie gehen Muslime und muslimische Länder mit der gleichgeschlechtlichen Liebe um? Welche Strafen stehen auf
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und welche Rolle spielt die Liebe unter Männern in der muslimischen Kulturgeschichte? Einige wichtige Fragen und Antworten.
• Was sagt der Koran über Homosexualität?
Das heilige Buch der Muslime erwähnt Homosexualität zwar nicht ausdrücklich, erzählt aber die Geschichte von Lot, die auch aus dem Alten Testament bekannt ist. In der Sure 7 des Korans etwa warnt Lot die Männer seines Volkes davor, mit anderen Männern statt mit Frauen zu verkehren.
Traditionelle Interpreten lesen aus dieser Passage ein Verbot der Homosexualität heraus. Eine weit verbreitete Umschreibung für schwule Liebe – meistens ein absolutes Tabuthema – heißt auf Arabisch deshalb auch: „Die Untat von Lots Volk begehen“.
Doch nicht alle Muslime und Kenner des Korans sehen ein eindeutiges Verbot. So argumentiert der muslimische Koran-Experte Andreas Ismail Mohr von der Freien Universität Berlin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, der Koran spreche in der Lot-Überlieferung nicht ausdrücklich von Sex, schon gar nicht von Homosexualität. Auch aus den Worten des Propheten Mohammed, neben dem Koran wichtigste Quelle im Islam, könne er kein Verbot gleichgeschlechtlicher Liebe ableiten.
So sieht der neue Hamburg-„Tatort“ aus
• Wie ist die Rechtslage in muslimischen Ländern?
Nichsdestotrotz: In vielen islamischen Ländern werden Homosexuelle verfolgt und hart bestraft, etwa im erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien, wo mit dem Wahhabismus eine der strengsten Auslegungen des Islams verbreitet ist. Dort drohen Homosexuellen lange Haftstrafen und Peitschenhiebe, das dort praktizierte islamische Recht lässt sogar die Todesstrafe zu.
In sieben muslimischen Ländern steht die Todesstrafe auf Homosexualität: Neben Saudi-Arabien sind das Jemen, Afghanistan, Iran, Mauretanien, Sudan und Teile von Nigeria. Die harten Strafen sind Spiegelbild einer weit verbreiteten Ächtung von Homosexualität in islamischen Gesellschaften.
Sehr hart gehen Extremisten mit Schwulen ins Gericht. Besonders hart ist der Umgang der Terrormiliz „Islamischer Staat“ mit Homosexuellen. Fotos und Aktivisten berichten über Todesstrafen für Schwule im „Islamischen Kalifat“. Meistens werden die Opfer von hohen Gebäuden gestürzt, auch Steinigungen – wie bei Ehebrecherinnen – sind üblich. Die Organisation Outright Action International hat fast 30 Fälle aufgelistet, in denen der IS vermeintliche Homosexuelle tötete.
• Gibt es auch liberalere Tendenzen?
Ja, die gibt es. In der arabischen und persischen Literatur finden sich viele Beispiele für Anspielungen auf homoerotische Liebe. Verbreitet ist auch die Ansicht, beim Sex zwischen Männern sei der „aktive Part“ nicht schwul, weil er in der männlichen Rolle bleibt.
Der Islamwissenschaftler Thomas Bauer weist in seinen Arbeiten darauf hin, dass sich in der arabisch-islamischen Kulturgeschichte zwischen den Jahren 800 und 1800 „keine Spur von Homophobie“ feststellen lasse. So gebe es sehr viel homoerotische Literatur. Der Experte hebt außerdem hervor, dass ausgerechnet der Westen im Zuge der Kolonialisierung im 19. Jahrhundert erst den „Kampf gegen den unordentlichen Sex“ in Nahost einführte.
• Wie groß ist die schwule, muslimische Community in Deutschland?
Genaue Zahlen gibt es nicht. Sicher ist allerdings, dass die Homosexualität unter Muslimen ein sehr heikles Thema ist, wie zum Beispiel der Psychologe Ahmad Mansour gegenüber der ARD betont. „Homosexualität ist unter deutschen Muslimen ein absolutes Tabuthema. Wenn Fälle von Homosexualität ans Licht kommen – durch Zufall oder weil Eltern entsprechende Hinweise erhalten – spielt Gewalt in vielen Fällen eine große Rolle“, sagte er dem Sender.
In seinem vergangene Woche erschienen „Moscheereport“ geht der Journalist Constantin Schreiber der Frage nach der Beziehung zwischen Islam und Homosexualität nach. Die Gespräche zeichnen ein Bild, wie schwer es Homosexuelle in der muslimischen Community haben. Der Gesprächspartner Ibrahim aus Köln sagt zum Beispiel: „Wenn du schwul bist, bringst du Schande über deine Familie, über deine Eltern. Sie glauben, dass sie versagt haben, dich als guten Sohn aufzuziehen. Das ist das eine. Zweitens handelst du gegen Gott. Drittens bist du krank und musst behandelt werden.“ (les/dpa)