Berlin. Das ZDF-Magazin „Frontal 21“ wollte wissen, wie weit man mit gepanschter Wurst auf dem deutschen Markt kommt. Das Ergebnis schockiert.

Allein der Gedanke daran lässt einem den Appetit vergehen: eine Wurst, gerade mal zu neun Prozent aus Fleisch, gestreckt mit Wasser und Fleischabfällen – und all das als prämiertes Produkt im Supermarktregal. In Deutschland nicht denkbar? Offenbar doch, wie nun ein Beitrag der ZDF-Sendung „Frontal 21“ zeigt.

Die Macher des Politmagazins mischten eben genau diese Zutaten zusammen, verschleierten den hohen Wasseranteil, indem sie Pulver aus Schlachtblutplasma beimischten, und haben ihre Kreation zur Prüfung an die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) gegeben. Das erschreckende Ergebnis: Die Ekel-Wurst wurde von der DLG mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Schon vor der Ausstrahlung der Sendung am Dienstag wurde Kritik laut an der DLG.

Foodwatch sieht „Blamage für DLG“

„Wenn man so ein Machwerk auszeichnet, dann stellt sich schon die Frage: Wie vertrauenswürdig ist dieser Preis“, zitieren die Magazin-Macher den Sprecher für Verbraucherschutz der SPD-Bundestagsfraktion Johannes Fechner. Eine „Blamage für die DLG“ sieht demnach Luise Molling von Foodwatch.

Vor allem die Zugabe der großen Menge an Fleischabfällen wird kritisiert. Das sogenannte Separatorenfleisch ist nichts anderes als vom Knochen abgepresster Fleischbrei, der laut Lebensmittelrecht nicht als Fleisch gilt und gekennzeichnet werden muss. Der Vorteil für den Panscher: Separatorenfleisch ist billig. Laut eigenen Angaben haben die „Frontal 21“-Redakteure für ein Kilo ihrer Wurst lediglich 59 Cent investieren müssen.

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    Warum die gepanschte Wurst nicht nur unkritisch geprüft, sondern sogar prämiert wurde, habe die DLG nicht erklären können, heißt es von Seiten der „Frontal 21“-Macher.

    Künast fordert von Regierung mehr Engagement

    Die DLG will nach eigenen Angaben die „fachliche Stimme der Land-, Agrar- und Lebensmittelwirtschaft“ sein und „Qualitätsmaßstäbe setzen und sichern“. Sie zeichnet regelmäßig Lebensmittel mit Etiketten in Gold, Silber und Bronze aus. Neben Fleischwaren werden auch Backwaren, Bier, Wein und Milchprodukte geprüft – selten allerdings auf ihre Zusammensetzung, sondern vor allem auf Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz.

    Auch die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (B’90/ Die Grünen) äußerte sich gegenüber „Frontal 21“ zu dem Versuch der Redakteure. Die eklige Panscherei sei nicht nur ein Betrug am Genuss, „sondern es ist auch Betrug am Geldbeutel“. Sie fordert die Bundesregierung auf, mehr Geld in die Forschung zu geben, um Betrug in der Fleischindustrie aufzudecken. „Leitungswasser hat definitiv nicht den gleichen Preis wie ein Steak.“

    Auf ihrer Internetseite reagierte die DLG mit einer Stellungnahme auf den ZDF-Beitrag. Darin heißt es: „Trotz Anfrage durch die DLG hat uns die Redaktion keine klaren Informationen zu dem Erzeugnis und den analysierten Parametern zur Verfügung gestellt und somit eine klärende Zuarbeit durch die DLG unmöglich gemacht. Gerne hätten wir den Beitrag des ZDF-Magazins durch Sachinformation und fachliche Einschätzung unterstützt. Wir bedauern sehr, dass uns dies nicht ermöglicht wurde.“

    • Hier geht es zur Sendung „Frontal 21“ im Internetportal des ZDF

    (ba)