Essen. Auch Teil fünf der ZDF-Reihe „Neben der Spur“ mit Ulrich Noethen strahlt Spannung aus, wie sie der „Tatort“ nur noch selten spürt.

Es geht ein Virus um im Wust der deutschen Fernsehkrimis, der sich in letzter Zeit immer weiter ausbreitet. Leidtragende sind dabei in der Regel die Familien der Ermittler, die sich plötzlich nicht mehr sicher fühlen können.

All die Psychopathen und Serienmörder, denen die Kommissare im harten Alltag nachstellen, sie haben längst das Heim ihrer Verfolger als reizvolle Beute entdeckt. Ganz schwer betroffen davon war bisher der Hamburger Psychiater Joe Jessen (Ulrich Noethen), der nebenbei auch der Polizei als wertvoller Berater dient.

Der Hauptfigur der Reihe „Neben der Spur“ hat es die Ehe gekostet, weil Noch-Ehefrau Nora samt Tochter Charlotte die ständigen Einbrüche ins Private nicht mehr verkraften konnten. Kein Wunder also, dass der mit Parkinson geschlagene Joe es nun langsamer angehen lassen will.

Michael Robotham lieferte die Vorlage

Natürlich kann er diesen Vorsatz auch im neuen Film „Sag, es tut dir leid“ nicht einhalten, weil Vincent Ruiz (Juergen Maurer), sein Kontaktmann bei der Polizei, dringend Hilfe braucht. Ein Ehepaar ist in seinem Haus umgebracht worden, der vermeintliche Mörder bereits inhaftiert. Von Jessen will man nur noch eine Diagnose.

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    Der jedoch hält diesen ehemaligen Hausangestellten der Opfer sofort für unschuldig. Stattdessen sieht er eher eine Verbindung des Doppelmordes mit dem Fall der sogenannten Elbmädchen, zwei 14-jährigen Teenagern, die vor zwei Jahren spurlos verschwanden. Jessens Neugier ist wieder mal geweckt.

    Es ist dies bereits der fünfte „Neben der Spur“-Thriller, der nach einem Roman des australischen Krimiautors Michael Robotham entstand. Und selbst wenn man die Handlung der Bücher nach Hamburg verfrachtet hat, so strahlt auch dieser neue Plot von Anfang an eine Spannung aus, wie man sie in den meisten „Tatort“-Fällen nur noch selten antrifft.

    Hier aber haben die Drehbuchautoren Jürgen Werner und Mathias Klaschka bei der Bearbeitung der Vorlage leichtes Spiel, um daraus Honig zu saugen.

    Arbeit für die Polizei wird zu einem Rettungsanker

    Und Regisseur Thomas Roth zeigt ein sensibles Gespür dafür, die Hauptfiguren nicht nur zu skizzieren, sondern ihnen auch Tiefe zu geben. Bei dem gradlinigen Ruiz und seinen oft voreiligen Schlüssen mag Feinsinnigkeit nicht so sehr gefragt sein. Doch mit wie viel Herzblut Roth hier die Einsamkeit des Psychologen ausmalt, das hat schon Klasse. Nicht viel ist diesem Mann geblieben, den Ulrich Noethen so wunderbar verloren darstellt.

    Von Noch-Ehefrau und Tochter getrennt lebend, wird inzwischen auch das Beben in den Händen immer stärker. Die Arbeit für die Polizei wird immer deutlicher auch zu einem Rettungsanker, einem gefährlichen zumal. Denn der Täter wird Joe am Ende zu etwas zwingen wollen, das den Psychiater wohl lange nicht loslassen wird. Doch in all der Dunkelheit gibt es dann doch ein Licht. In einer Szene des Films wird plötzlich deutlich, wie groß noch immer die emotionale Bindung der Eheleute Jessen ist.

    Fazit: Psychiater Joe Jessen zeigt mal wieder Weitblick. Starker fünfter Beitrag der hochwertigen Reihe „Neben der Spur“.

    • Montag, 11. März, 20.15 Uhr, ZDF: „Neben der Spur“