Essen. Borowski muss im neuen Kieler „Tatort“ ohne seine Kollegin Sarah Brandt zurechtkommen. Dafür bringt ihn eine andere Frau in Versuchung.

Borowski ist allein. Im vorausgegangenen Fall hatte er sich mit seiner

zerstritten, jetzt ermittelt der Kommissar (Axel Milberg) solo. Es dauert nicht lange, bis er in Versuchung geführt wird.

Der neue Fall führt Borowski auf die fiktive Nordseeinsel Suunholt. Dort soll er den rätselhaften Tod von Oliver Teuber aufklären – der war einst Bauamtsmitarbeiter in Kiel und Schlüsselfigur eines Korruptionsskandals. Seine Freundin Famke Oejen (bemerkenswert gut: Christiane Paul) hat ihn tot in der Badewanne gefunden. Die verrucht und zugleich verletzlich wirkende Frau weckt nicht nur beruflich Borowskis Interesse. Wie eine Schaumgeborene entsteigt Famke zu Beginn den kühlen Fluten der Nordsee, natürlich in den Temperaturen angemessenes Neopren gekleidet. Spätestens in dieser Szene wird klar: „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ ist ein unkonventioneller „Tatort“.

Zu freizügig für eine kleine Insel

Famke kann sich den Tod ihres Geliebten nicht erklären. Sie verdächtigt die Inselbewohner: „Die haben ihn mir doch alle nicht gegönnt.“ Von seiner dubiosen Vergangenheit und seiner Familie – er ließ Frau und Tochter in Kiel zurück – will sie nichts gewusst haben. Beide haben ihre Liebe und ihren Hedonismus offenbar hemmungslos ausgelebt. Einigen Inselbewohnern war das ein Dorn im Auge, auch weil Famke vorher anderen Männern gegenüber recht freizügig mit ihrer Sexualität umgegangen ist.

Nur mühsam kommt Borowski voran. Aber langsam lichtet sich der Nebel. Eine Schutzgelderpressung aus dem Kieler Rotlichtmilieu scheint eine Rolle gespielt zu haben. Und dann wird plötzlich der Landwirt Iversen (Marc Zwinz) tot im Schweinekoben gefunden, von seinen Tieren schon halb aufgefressen.

„Tatort“: Mysteriöser Mord auf Suunholt

Famke Oejen findet im „Tatort“ ihren Geliebten tot in der Badewanne. Sie fordert vom Ermittler Borowski, die Wahrheit über seinen Tod herauszufinden.
Famke Oejen findet im „Tatort“ ihren Geliebten tot in der Badewanne. Sie fordert vom Ermittler Borowski, die Wahrheit über seinen Tod herauszufinden. © NDR | Christine Schroeder
Er muss auf der winzigen Insel Suunhold in Nordfriesland den Mord aufklären. Dabei stößt er schnell auf tiefe Abgründe.
Er muss auf der winzigen Insel Suunhold in Nordfriesland den Mord aufklären. Dabei stößt er schnell auf tiefe Abgründe. © NDR | Christine Schroeder
Doch der Fall ist komplizierter als zunächst gedacht. Auf der Insel kennt einer den anderen – was die Sache für Borowski nicht unbedingt leichter macht.
Doch der Fall ist komplizierter als zunächst gedacht. Auf der Insel kennt einer den anderen – was die Sache für Borowski nicht unbedingt leichter macht. © NDR | Sandra Hoever
Denn auch er selbst kommt in dem Fall an seine Grenzen, was nicht zuletzt an der trauernden Famke Oejen liegt.
Denn auch er selbst kommt in dem Fall an seine Grenzen, was nicht zuletzt an der trauernden Famke Oejen liegt. © NDR | Christine Schroeder
Neben Borowski gibt es in diesem „Tatort“ einen weiteren Hauptdarsteller: die beeindruckende Landschaft Nordfrieslands. Der Krimi liefert faszinierende Bilder von Deutschlands Nordseeküste.
Neben Borowski gibt es in diesem „Tatort“ einen weiteren Hauptdarsteller: die beeindruckende Landschaft Nordfrieslands. Der Krimi liefert faszinierende Bilder von Deutschlands Nordseeküste. © NDR | Christine Schroeder
1/5

Borowski bleibt wohl kein Einzelermittler

Famke und Borowski kommen sich derweil näher. Weit weg von allem, bringt sie ihre Einsamkeit zusammen, und sie verbringen eine semiplatonische Nacht miteinander. Mit der Distanz ist es danach natürlich vorbei, trotzdem behält der Kommissar einen Rest an professioneller Einstellung. Sie sagt zwar: „Ich habe das Gefühl, es gab zwei Oliver, aber ich kannte nur einen.“ Trotzdem scheint an ihrer Erzählung etwas nicht zu stimmen.

Die Natur spielt eine wichtige Rolle in diesem von Sven Bohse stimmungsvoll inszenierten „Tatort“. Das Meer und der Himmel dräuen gewaltig, eine Inselbewohnerin malt immer wieder apokalyptische Rungholt-Szenarien an die Wand. Die Darstellung der Küstenbewohner, die lieber zwei Worte zu wenig als eins zu viel sagen, schrammt indes manchmal nur knapp am Klischee vorbei. Als der Kommissar an Bord der Inselfähre nach einem Kaffee fragt, sagt ihm der Gastronom, den habe er wohl, aber nur „ohne Gedöns“.

Famke erweist sich als Frau mit Borderline-Syndrom. Der Kieler Kommissar wird wohl auf Dauer kein Einzelermittler bleiben. Darauf deuten die Bewerbungsmappen hin, zu dessen Lektüre ihn sein Chef allerdings treiben muss.

Fazit: Gut konstruierter Einzelgänger-Krimi um nicht nur eine Amour fou.

ARD, Sonntag, 25. Februar, um 20.15 Uhr