Berlin. Anne Will widmete sich dem Holocaust-Gedenktag. Eine Auschwitz-Überlebende stellte Deutschland dort ein trauriges Urteil aus.

„Ich singe so lange, bis es keine Nazis auf der Welt mehr gibt.“ Dieses Gelübte hat sich Esther Bejarano auferlegt. Sie hat das Vernichtungslager Auschwitz überlebt, weil sie als junges Mädchen dort im Orchester spielte, während die Häftlinge im Gleichschritt marschieren mussten.

Dass sich Bejarano die Liebe zur Musik bewahrt hat und nach ihrer Flucht vor den Nazis nach Palästina ausreist, Musik studiert und Sängerin wird, dass sie bis heute Musik macht und mit ihrem Sohn in einer Band gegen rechts rappt: Es darf als ein Sieg gegen die Nazionalsozialisten und ihre an Perfidität kaum zu überbietende Idee gelten, in einem Vernichtungslager Musik spielen zu lassen. Das Motto der Nazis: „Wo Musik spielt, kann es nicht so schlimm sein:“

Deutschland ist nie entnazifiziert worden

All dies berichtet die 93-jährige Frau mit den hellwachen Augen am Sonntagabend bei „Anne Will“, das Thema der Sendung ist dem

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gewidmet: „Wie antisemitisch ist Deutschland heute?“

Gedenktag für Millionen Holocaust-Opfer

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    Bejaranos Antwort: „Ich bin der Meinung, dass es immer antisemitisch war. Deutschland ist nie entnazifiziert worden, der Antisemitismus hat nie aufgehört. Und natürlich kann sich Geschichte wiederholen.“ Es muss ein niederschmetterndes Urteil für all diejenige sein, die in Bildungseinrichtungen, in Schulen und Universitäten, in antirassistischen und antisemitischen Initiativen oder in Gedenkstätten arbeiten und sich täglich gegen das Vergessen einsetzen.

    Ist die historische Aufarbeitung gescheitert?

    Doch auch die anderen Gäste der Sendung mögen Bejarano nicht widersprechen, zu offensichtlich tritt antisemitischer Hass in Deutschland immer wieder zutage, haben sich die Grenzen des Sagbaren besonders in sozialen Netzwerken verschoben. Die Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) beteuert: „Wir tun ehrlichen Herzens sehr viel und wir tun immer mehr. Aber es kann nie genug sein.“

    Wenzel Michalski, Direktor des Human Rights Watch Büros und Sohn von Holocaust-Überlebenden, gibt zu bedenken: „Es wird stets gesagt: Währet den Anfängen. Aber die Anfänge sind ja schon da, es hat schon angefangen.“ Vervollständigt wird die Runde von dem Historiker und langjährigen Professor für deutsch-jüdische Geschichte, Julius H. Schoeps, sowie der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), Gründerin des Berliner Arbeitskreis gegen Antisemitismus.

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      Schoeps unterstreicht Bejaranos Aussage mit Zahlen: „Wir wissen, 15 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung hat antisemitische Einstellungen. Wir müssen das als eine kollektive Bewusstseinskrankheit verstehen.“ Immer mal wieder brächen die alten Vorurteilsbilder auf, befeuert durch politische oder mediale Ereignisse. Schoeps geht so weit, Antisemitismus als integralen Bestandteil der deutschen Kultur zu verorten. „Sie finden antisemitische Einstellungen überall. In der Literatur, der Kunst, der Dichtung, überall gibt es diese alten Stereotype.“

      Religionszugehörigkeit als Beleidigung

      In aktuellen Situationen brechen diese alten Bilder sich dann in hässlichen Szenen Bann, wenn etwa 14-jährige Jungen sich auf dem Schulhof als „Jude“ beschimpfen. Woher haben sie die Vorstellung, die Religionszugehörigkeit des anderen als Beleidigung zu nutzen?

      Wenzel Michalski kann eine solche Geschichte von seinem Sohn erzählen, der im vergangenen Jahr in einer Berliner Schule gequält wurde. Als Klassenkameraden herausfanden, dass er jüdischen Glaubens ist, hätten sie ihm gesagt: „Wir können nicht mehr mit dir spielen, ihr Juden seid Mörder. Es waren leider Kinder türkischer und arabischer Abstammung“, erzählt Michalski. Die Schule selbst blieb untätig. Als der Fall Schlagzeilen machten, bekam Michalski zahlreiche Zuschriften von Eltern, deren Kinder ebenfalls antisemitisch beleidigt und diskriminiert wurden – auch er sieht deutlich strukturelle Probleme hinter diesen Vorfällen.

      Porträts von Holocaust-Überlebenden

      „Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (<a href=www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. " title="„Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. " loading="lazy" />
      „Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
      Anastasia Tschernil wurde 1924 geboren. Weiter Angaben gibt es nicht. Sie möchte über ihr Erlebtes nicht sprechen.
      Anastasia Tschernil wurde 1924 geboren. Weiter Angaben gibt es nicht. Sie möchte über ihr Erlebtes nicht sprechen. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Lev Selezev wurde 1937 im russischen Sankt Petersburg (früher Leningrad) geboren. „Obwohl ich keine vier Jahre alt war, als der Krieg begann, kann ich mich an einiges erinnern. Ich ging mit meinem älteren Bruder zum Kindergarten. Im Sommer zog unser Kindergarten in die Vorstadt um. Wir spielten im Hof und plötzlich hörten wir die Schreie der Erzieherinnen „Krieg!“, „Krieg!“.“ „ Dann stiegen alle in einen Zug ein und wurden zurück nach Leningrad gebracht. Auf dem Weg nach Leningrad wurde unser Zug von Faschisten bombardiert. Die Gleise waren komplett zerstört, sodass wir nicht weiter fahren konnten. Die Erzieherinnen nahmen uns aus dem Zug und sagten „Kriecht in den Wald“, der 50 Meter entfernt war. Meine Erinnerung: Ich krieche in den Wald und plötzlich fliegt nicht weit von mir ein Flugzeug.“ „Nach dem Krieg erzählten mir meine Eltern, dass damals nach Leningrad zwei Waggons mit toten Kindern kamen. Im Februar 1942 wurden wir über den zugefrorenen Ladogasee, über die sogenannte Straße des Lebens, evakuiert. Den ersten Bus haben wir verpasst. Später hieß es, dass er mit allen Insassen unter das Eis ging. Wir fuhren in Güterwaggons nach Kurgan, wo die Eltern meiner Mutter wohnten. Auf dem Weg dahin starb mein jüngerer Bruder an Unterernährung. Den älteren Bruder haben die Ärzte in Kurgan gerettet.“
      Lev Selezev wurde 1937 im russischen Sankt Petersburg (früher Leningrad) geboren. „Obwohl ich keine vier Jahre alt war, als der Krieg begann, kann ich mich an einiges erinnern. Ich ging mit meinem älteren Bruder zum Kindergarten. Im Sommer zog unser Kindergarten in die Vorstadt um. Wir spielten im Hof und plötzlich hörten wir die Schreie der Erzieherinnen „Krieg!“, „Krieg!“.“ „ Dann stiegen alle in einen Zug ein und wurden zurück nach Leningrad gebracht. Auf dem Weg nach Leningrad wurde unser Zug von Faschisten bombardiert. Die Gleise waren komplett zerstört, sodass wir nicht weiter fahren konnten. Die Erzieherinnen nahmen uns aus dem Zug und sagten „Kriecht in den Wald“, der 50 Meter entfernt war. Meine Erinnerung: Ich krieche in den Wald und plötzlich fliegt nicht weit von mir ein Flugzeug.“ „Nach dem Krieg erzählten mir meine Eltern, dass damals nach Leningrad zwei Waggons mit toten Kindern kamen. Im Februar 1942 wurden wir über den zugefrorenen Ladogasee, über die sogenannte Straße des Lebens, evakuiert. Den ersten Bus haben wir verpasst. Später hieß es, dass er mit allen Insassen unter das Eis ging. Wir fuhren in Güterwaggons nach Kurgan, wo die Eltern meiner Mutter wohnten. Auf dem Weg dahin starb mein jüngerer Bruder an Unterernährung. Den älteren Bruder haben die Ärzte in Kurgan gerettet.“ © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Nina Lasenko wurde 1932 in der ukrainischen Stadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj geboren. Sie arbeitete von 1941 bis 1943 bei Karl Neumann in Warnau in Havelberg. „Als Kind passte ich auf das Vieh auf, brachte den Gefangenen zu essen. Man hörte die Schüsse. Durch einen Bombenangriff wurde unser Haus zerstört, meine Mutter musste vier Jahre lang mit drei Kindern in einer Erdhütte wohnen. Wir haben erfahren, was Angst und Kälte, Hunger und Zwangsarbeit sind.“
      Nina Lasenko wurde 1932 in der ukrainischen Stadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj geboren. Sie arbeitete von 1941 bis 1943 bei Karl Neumann in Warnau in Havelberg. „Als Kind passte ich auf das Vieh auf, brachte den Gefangenen zu essen. Man hörte die Schüsse. Durch einen Bombenangriff wurde unser Haus zerstört, meine Mutter musste vier Jahre lang mit drei Kindern in einer Erdhütte wohnen. Wir haben erfahren, was Angst und Kälte, Hunger und Zwangsarbeit sind.“ © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      „Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir verdammt, sie zu wiederholen.“ Dieses Zitat stammt von Susan Cernyak. Sie wurde 1922 in Wien geboren, im Mai 1942 mit ihrer Mutter ins Ghetto Theresienstadt gebracht und von dort im Januar 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Zuge der Evakuierung der Häftlinge im KZ Auschwitz kam sie auf einem Todesmarsch im Januar 1945 ins Konzentrationslager Ravensbrück. Dort erlebte sie im Frühjahr 1945 die Befreiung durch die Rote Armee. Heute lebt sie in Heidelberg.
      „Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir verdammt, sie zu wiederholen.“ Dieses Zitat stammt von Susan Cernyak. Sie wurde 1922 in Wien geboren, im Mai 1942 mit ihrer Mutter ins Ghetto Theresienstadt gebracht und von dort im Januar 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Zuge der Evakuierung der Häftlinge im KZ Auschwitz kam sie auf einem Todesmarsch im Januar 1945 ins Konzentrationslager Ravensbrück. Dort erlebte sie im Frühjahr 1945 die Befreiung durch die Rote Armee. Heute lebt sie in Heidelberg. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Karl Spiller wurde 1923 im polnischen Sosnowitz geboren. Er wurde im Rathaus gefangen genommen – drei Tage kniend ohne Essen. Er kam von Lager zu Lager: Auschwitz-Birkenau, Feldafing, Kaufbeuren, Landsberg am Lech und weitere. Er hat unter anderem Uniformen für die Deutsche Luftwaffe gefertigt. Im Zwangsarbeitslager Hirschberg hat er durch Zufall seine Schwester wiedergetroffen. 1945 ging er nach Regensburg, dann wanderte er 1952 in die USA aus. Er ist geschieden, hat zwei Kinder und fünf Enkelkinder.1962 kehrt er nach Regenburg zurück und machte sich mit einem Kleidergeschäft selbstständig. Heute lebt er in Köln.
      Karl Spiller wurde 1923 im polnischen Sosnowitz geboren. Er wurde im Rathaus gefangen genommen – drei Tage kniend ohne Essen. Er kam von Lager zu Lager: Auschwitz-Birkenau, Feldafing, Kaufbeuren, Landsberg am Lech und weitere. Er hat unter anderem Uniformen für die Deutsche Luftwaffe gefertigt. Im Zwangsarbeitslager Hirschberg hat er durch Zufall seine Schwester wiedergetroffen. 1945 ging er nach Regensburg, dann wanderte er 1952 in die USA aus. Er ist geschieden, hat zwei Kinder und fünf Enkelkinder.1962 kehrt er nach Regenburg zurück und machte sich mit einem Kleidergeschäft selbstständig. Heute lebt er in Köln. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Wladislaw Shdan, geboren 1923 in der russischen Region Altaj, wurde 1942 von der Polizei festgenommen und ins KZ Bialystock in Polen gebracht. Von dort ging es durch andere Durchgangslager, er wurde nach Bayreuth überführt und diente als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. 1945 wurde er durch die US-Armee befreit. Er lebt in Moskau.
      Wladislaw Shdan, geboren 1923 in der russischen Region Altaj, wurde 1942 von der Polizei festgenommen und ins KZ Bialystock in Polen gebracht. Von dort ging es durch andere Durchgangslager, er wurde nach Bayreuth überführt und diente als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. 1945 wurde er durch die US-Armee befreit. Er lebt in Moskau. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Horst Sommerfeld schrieb Fotograf Toscano folgende Worte: „Ich bin Dir so dankbar, dass du Dich dieser so wichtigen Sache verschrieben hast und mit Deinen Bildern gegen das Vergessen arbeitest. Von uns wird in nicht allzu langer Zeit keiner mehr davon sprechen können, was uns jeden Tag aufs Neue bewegt. Umso wichtiger ist es, eine junge Stimme für uns zu haben.“ Sommerfeld wurde 1922 im polnischen Zlotow (deutsch Flatow) geboren. Er wuchs in Berlin auf. Dort versteckte er sich zwei Jahre mit seiner Familie, anschließend wurden sie gefunden und nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern und Geschwister wurden dort getötet. Sommerfeld wurde später in die Lager Heidenheim/Schlossberg und Mühldorf-Ampfing gebracht und wurde durch die US-Armee befreit. Er lebt heute in Gelsenkirchen.
      Horst Sommerfeld schrieb Fotograf Toscano folgende Worte: „Ich bin Dir so dankbar, dass du Dich dieser so wichtigen Sache verschrieben hast und mit Deinen Bildern gegen das Vergessen arbeitest. Von uns wird in nicht allzu langer Zeit keiner mehr davon sprechen können, was uns jeden Tag aufs Neue bewegt. Umso wichtiger ist es, eine junge Stimme für uns zu haben.“ Sommerfeld wurde 1922 im polnischen Zlotow (deutsch Flatow) geboren. Er wuchs in Berlin auf. Dort versteckte er sich zwei Jahre mit seiner Familie, anschließend wurden sie gefunden und nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern und Geschwister wurden dort getötet. Sommerfeld wurde später in die Lager Heidenheim/Schlossberg und Mühldorf-Ampfing gebracht und wurde durch die US-Armee befreit. Er lebt heute in Gelsenkirchen. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Bar-Tor wurde 1922 im polnischen Tarnów geboren. Er wurde ins Ghetto Tarnów deportiert. 1946 fand er in Israel seine Heimat.
      Bar-Tor wurde 1922 im polnischen Tarnów geboren. Er wurde ins Ghetto Tarnów deportiert. 1946 fand er in Israel seine Heimat. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Gertrut Roche, geboren 1929 in Konstadt/Oberschlesien (heute Wolszyn in Polen) er- und überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück, Rechlin, Ochsenzollen und Hohensasel. Sie wurde von den Engländern befreit und fand ihre neue Heimat in Ingolstadt.
      Gertrut Roche, geboren 1929 in Konstadt/Oberschlesien (heute Wolszyn in Polen) er- und überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück, Rechlin, Ochsenzollen und Hohensasel. Sie wurde von den Engländern befreit und fand ihre neue Heimat in Ingolstadt. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Marcel D., geboren 1934 im polnischen Drohobycz, lebte ab 1942 mit seinen Eltern und Geschwistern im dortigen Ghetto. Sein Vater konnte einen Wärter bestechen – sie flohen in ein kleines Dorf in der Nähe ihres Heimatortes. Eine ukrainische Familie versteckte sie mit neun anderen Juden im August 1943. Im August 1944 wurden sie von der sowjetischen Armee befreit. Marcel D. musste nach dieser Zeit wieder das Laufen lernen und ging auf eine Ingenieurschule. 1961 ging er die Vereinigten Staaten; er arbeitet heute dort in einem Museum.
      Marcel D., geboren 1934 im polnischen Drohobycz, lebte ab 1942 mit seinen Eltern und Geschwistern im dortigen Ghetto. Sein Vater konnte einen Wärter bestechen – sie flohen in ein kleines Dorf in der Nähe ihres Heimatortes. Eine ukrainische Familie versteckte sie mit neun anderen Juden im August 1943. Im August 1944 wurden sie von der sowjetischen Armee befreit. Marcel D. musste nach dieser Zeit wieder das Laufen lernen und ging auf eine Ingenieurschule. 1961 ging er die Vereinigten Staaten; er arbeitet heute dort in einem Museum. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Chana Borochowitz-Golany wurde 1930 im litauischen Tauroge geboren. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern wurde sie ins Ghetto Schaulay gebracht. Der Vater und eine der Schwestern wurden getötet. Sie wurde weiter ins KZ Stutthof deportiert. Hier wurden die Mutter und eine andre Schwester umgebracht. Heute lebt sie im israelischen Haifa
      Chana Borochowitz-Golany wurde 1930 im litauischen Tauroge geboren. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern wurde sie ins Ghetto Schaulay gebracht. Der Vater und eine der Schwestern wurden getötet. Sie wurde weiter ins KZ Stutthof deportiert. Hier wurden die Mutter und eine andre Schwester umgebracht. Heute lebt sie im israelischen Haifa © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
      Anna Strishkowa wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren. Das Geburtsdatum ist unbekannt. Sie überlebte als Versuchskind von Dr. Mengele im KZ Auschwitz-Birkenau. Ihre Eltern wurden in dem Lager ermordet. Heute lebt sie in Kiew.
      Anna Strishkowa wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren. Das Geburtsdatum ist unbekannt. Sie überlebte als Versuchskind von Dr. Mengele im KZ Auschwitz-Birkenau. Ihre Eltern wurden in dem Lager ermordet. Heute lebt sie in Kiew. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
      Walter Northmann wurde im polnischen Zabrze geboren. Wann, ist unbekannt. Er lebte in einem Schweizer Waisenhaus, Bruder und Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Der Vater überlebte das „Vorzeige“-KZ Theresienstadt und zog nach der Befreiung nach Berlin. Northmann lebt heute in der Stadt Haifa in Israel.
      Walter Northmann wurde im polnischen Zabrze geboren. Wann, ist unbekannt. Er lebte in einem Schweizer Waisenhaus, Bruder und Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Der Vater überlebte das „Vorzeige“-KZ Theresienstadt und zog nach der Befreiung nach Berlin. Northmann lebt heute in der Stadt Haifa in Israel. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
      Daliah Miller wurde 1928 in Villingen geboren. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Auschwitz ermordet. Gemeinsam mit ihren Brüdern konnte sie sich durch einen Kindertransport in die Schweiz retten. Sie floh weiter nach Palästina. Sie lebt in Haifa.
      Daliah Miller wurde 1928 in Villingen geboren. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Auschwitz ermordet. Gemeinsam mit ihren Brüdern konnte sie sich durch einen Kindertransport in die Schweiz retten. Sie floh weiter nach Palästina. Sie lebt in Haifa. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
      Der Mannheimer Fotograf hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2017 an die UN appelliert, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und jegliche Form von Gewalt zu engagieren. „Gegen das Vergessen“ war vom 22. Januar bis zum 1. März im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York zu sehen.
      Der Mannheimer Fotograf hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2017 an die UN appelliert, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und jegliche Form von Gewalt zu engagieren. „Gegen das Vergessen“ war vom 22. Januar bis zum 1. März im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York zu sehen. © dpa | William Volcov
      Seit mehrern Jahren fotografiert Toscano Holocaust-Überlebende und ist dafür in sechs Länder auf der ganzen Welt gereist. „Mir war es wichtig, nicht nur die jüdischen Opfer zu porträtieren, sondern alle, die vom Holocaust betroffen waren – sei es die Sinti und Roma, sei es die politisch Verfolgten, Homosexuellen, oder Zwangsarbeiter.“ Das Foto zeigt den Mannheimer mit Matthias Haß von der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, die die Ausstellung mit organisiert hat.
      Seit mehrern Jahren fotografiert Toscano Holocaust-Überlebende und ist dafür in sechs Länder auf der ganzen Welt gereist. „Mir war es wichtig, nicht nur die jüdischen Opfer zu porträtieren, sondern alle, die vom Holocaust betroffen waren – sei es die Sinti und Roma, sei es die politisch Verfolgten, Homosexuellen, oder Zwangsarbeiter.“ Das Foto zeigt den Mannheimer mit Matthias Haß von der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, die die Ausstellung mit organisiert hat. © dpa | Christina Horsten
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      Dem Antisemitismus seine eigene #metoo-Debatte

      Fakt ist: Jüdische Kinder gehen wieder vermehrt auf jüdische Schulen, weil sie an staatlichen Einrichtungen zu oft Anfeindungen ausgesetzt werden. Diese erzwungene Segregation ist ein alarmierendes Zeichen. Und würden all jene laut werden, die antisemitisch beschimpft oder gar tätlich angegriffen werden, es gäbe bald eine zweite #metoo-Debatte von ähnlicher Lautstärke, wie sie sich derzeit gegen eine Kultur des Sexismus richtet.

      Bringt denn alle Erinnerungskultur nichts? Alle Aufklärungsinitiativen, alle Gedenkkulturarbeit, die Fahren in die Konzentrations- und Vernichtungslager, die Zeitzeugenbesuche an Schulen, die auch Bejarano noch regelmäßig macht?

      Doch, sagt Bejarano, aber wir dürfen niemals nachgeben, müssen stets wachbleiben. „Ich mache diese Arbeit, damit die Jugend erfährt, was damals geschah. Ich sage immer: Ihr habt keine Schuld. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts wissen wollt über die Geschichte.“

      Trotz antisemitischen Zwischenfällen an Schulen, in Fußballstadien, vor israelischen Restaurants wie zuletzt im Dezember 2017 in Berlin, sind die Gäste von Anne Will allesamt gegen verpflichtende Besuche von Schulklassen in Konzentrationslagern – ein Vorschlag, der zuletzt in den verschiedenen Bundesländern diskutiert wurde. Gedenken aus Zwang bewirke eher das Gegenteil, so die einhellige Meinung.

      Esther Bejarano wiederum ist durch ihre Besuche in den Schulen dennoch positiv gestimmt. Wenn sie erzählt, dass sie eine der letzten Zeugen des Holocausts sei, dann kämen die Kinder oftmals nach ihrem Vortrag zu ihr und sagten: „Frau Bejarano, Sie müssen sich keine Sorgen machen: Wir werden Ihre Geschichte weitererzählen.“