Berlin. Kevin Kühnert ist der Star der GroKo-Debatte. Bei „Maybrit Illner“ hatte der Juso-Chef leichtes Spiel – und fand sogar neue Fans.

Die Republik blickt gespannt auf Bonn, wo am Sonntag rund 600 SPD-Mitglieder darüber entscheiden, ob die Parteispitze mit der Union über eine Neuauflage der großen Koalition verhandeln darf oder nicht.

Auch interessant

Bei „Bild“ wurde der 28-Jährige bereits vom „GroKo-Rebell“ zum „GroKo-Killer“ hochgestuft. Doch ob die GroKo wirklich schon erledigt ist, wagt keiner so recht vorauszusagen.

Auch interessant

Andrea Nahles / SPD Fraktionsvorsitzende in ihrem Büro
Von Tim Braune, Jochen Gaugele und Jörg Quoos

Wie auch immer – Kühnert ist der Mann der Stunde, medial omnipräsent und somit auch am Donnerstagabend in der ZDF-Runde bei Maybrit Illner mit dabei. Dass die Gastgeberin den Juso-Chef gleich zweimal „Kevin Kleinert“ nannte – an mangelnder TV-Präsenz Kühnerts kann es nicht gelegen haben.

Kühnert will SPD nicht als „Mehrheitsbeschafferin der Union“ sehen

Es ging bei Illner um das Thema „Machtkampf um die GroKo – Schulz und Merkel zittern“. Kühnert hat seinen Text dazu inzwischen locker parat. „Wir dürfen nicht immer wieder den gleichen Fehler machen“, mahnte er bei Illner. „Die SPD wird gebraucht, aber nicht als Mehrheitsbeschafferin der Union. Wir müssen raus aus diesem Strudel.“

Und er bekam Applaus sogar von unerwarteter Seite. „Er hat einen Punkt in der Debatte gesetzt“, kam es anerkennend vom eher als neoliberal bekannten „Handelsblatt“-Chef Gabor Steingart. Aufgeschreckt durch Kühnerts No-GroKo-Kampagne habe die SPD-Spitze „das Selbstgespräch mit sich selbst beendet“.

Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert.
Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert. © dpa | Michael Kappeler

Einer aus dieser Top-Riege der Partei ist Stephan Weil, dem drei Wochen nach der Bundestagswahl in Niedersachsen das gelang, woran SPD-Chef Martin Schulz zuvor krachend scheiterte: Er gewann die Wahl. Auch Weil betonte, „es muss sich etwas ändern“, die SPD brauche „Erneuerung“. Das gehe aber nicht nur in der Opposition, sondern auch in der großen Koalition: „Die SPD hat noch nie gekniffen.“ Und Kühnert? „Der redet gern abstrakt“, so Weil, „ich bin konkret.“

Politologe nennt Kühnert „Boris Johnson der deutschen Politik“

Doch auch der Politologe Albrecht von Lucke zollte nicht dem drögen Weil, sondern dem eloquenten Kühnert Respekt: „Er hat die Parteispitze an die Wand gespielt.“ Aber sollte sich der Parteitag am Sonntag tatsächlich gegen Koalitionsverhandlungen aussprechen – Kühnert wäre für Lucke „der Boris Johnson der deutschen Politik“.

Hatte der britische Brexit-Frontmann Johnson mit dem Anti-EU-Referendum die Top-Leute der Konservativen gekippt, so hätte Kühnert bei einem Nein des Parteitags „die ganze Führungsspitze der SPD erledigt“. In diesem Fall würde Kevin Kühnert vom „GroKo-Killer“ zum, nun ja, „SPD-Killer“.

Die komplette Sendung in der ZDF-Mediathek.