Berlin. Der neue ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm fordert drei Milliarden Euro mehr Gebühren. Gleichzeitig kritisiert er die „Krimiflut“ im TV.

Es war ein nicht ganz reibungsloser Frühstart. Als der Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm am 1. Januar ARD-Vorsitzender wurde, hatte er in dieser neuen Funktion bereits ein Hintergrundgespräch mit mehreren Journalisten sowie zwei Interviews geführt. Nicht jeder in der ARD fand das gut.

Schließlich war noch bis zum 31. Dezember seine Vorgängerin, die MDR-Intendantin Karola Wille, in Amt und Würden. Doch falsche Zurückhaltung ist nicht die Sache des studierten Juristen und gelernten Journalisten, der auch schon Edmund Stoiber und Angela Merkel als Sprecher diente.

ARD-Vorsitzender will Rundfunkgebühren erhöhen

Ungewöhnlich für den Kommunikationsstil des 56-Jährigen war allerdings, dass er ohne Not in einem dieser Interviews eine Zahl nannte, die man zuvor von anderen ARD-Granden nicht gehört hatte.

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benötige man ab 2021, ließ er wissen, um tiefe Einschnitte im Programm zu vermeiden.

Wie er denn auf diese Zahl komme, wurde Wilhelm bei seinem ersten offiziellen Pressetermin im neuen Amt am Donnerstag in einem Konferenzraum im Erdgeschoss des ARD-Hauptstadtstudios gefragt. „Über diese Summe wurde im Kreis der Bundesländer diskutiert“, antwortete der ARD-Vorsitzende.

Warum zahlen wir den Rundfunkbeitrag?

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    Gemeinsame Plattform für unterschiedlichste Qualitätsmedien

    Doch gleich darauf fügte er hinzu: Wie hoch dieser Betrag genau ausfallen werde, hänge „von den unterschiedlichsten Faktoren ab“. In der Tat: Erst kürzlich hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) festgestellt, dass der von den Sendern angemeldete benötigte Etat gekürzt werden müsse – und zwar um 753,4 Millionen Euro. ARD-intern dürfte aber der Erfolg von Wilhelms Amtszeit daran gemessen werden, ob es dem Bayern gelingt, den gewünschten Inflationsausgleich durchzusetzen.

    Richtig interessant wurde es allerdings, als der ARD-Vorsitzende, befragt nach seinem Verhältnis zu Zeitungen- und Zeitschriftenverlagen, die Schaffung einer „gemeinsamen Plattform für die unterschiedlichsten Qualitätsmedien“ anregte. Ob damit eine gemeinsame Mediathek von Verlagen und Sendern gemeint sei, wurde er gefragt. Das wäre angesichts des Streits um presseähnliche Texte zwischen Anstalten und Verlagshäusern eine kleine Sensation. Doch konkreter wollte Wilhelm nicht werden.

    Wilhelm will im Programm Innovationen anstoßen

    Man darf allerdings auch nicht zu viel von einem ARD-Vorsitzenden verlangen. Er ist, das machte Wilhelm in Berlin immer wieder deutlich, im Kreis der ARD-Intendanten nur der Erste unter Gleichen. Seine Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr beschränkt. Insofern war es schon fast ein wenig überraschend, dass Wilhelm auch im Programm Innovationen anstoßen will. Er beklagte „die Dominanz der Talkshows“ und „die Krimiflut“ im deutschen Fernsehen. Das tat er allerdings auch schon in der Vergangenheit.

    Für seine Kritiker betreibt er damit in allererster Linie Hauspolitik: Die Sache mit der „Krimiflut“ richte sich vor allem gegen das ZDF. Und seine Abneigungen gegen Talkshows rühre daher, dass dieses Genre im Ersten von NDR und WDR, nicht aber vom Bayerischen Rundfunk bedient werde, heißt es. Allerdings beließ es Wilhelm nicht bei diesen bereits bekannten Forderungen. Er sprach sich dafür aus, TV-Serien zu stärken. Und plädierte auch dafür, auf aktuelle Ereignisse schneller mit Dokumentationen zu reagieren.