Berlin. Alexander Dobrindt fordert eine konservative Revolution. Im ZDF knöpfte sich Moderatorin Marietta Slomka den CSU-Mann vor. Sehenswert!

Knapp sieben Minuten lang stand der aus Bayern zugeschaltete Alexander Dobrindt der „heute Journal“-Moderatorin Marietta Slomka am Donnerstagabend Rede und Antwort. Sieben Minuten, in denen der CSU-Mann und Ex-Verkehrsminister immer blasser und einsilbiger wurde. Als Slomka sich am Ende für das Interview bedankt, klingt Dobrindts „Ja gern“ wie das exakte Gegenteil.

Selten wurde ein Politiker vor laufender Kamera so ausgekontert wie Dobrindt von Slomka. Was war da passiert?

„Eine konservative Revolution der Bürger“

Der Reihe nach: Dobrindt, der bislang in Berlin vor allem durch seine Pkw-Maut und durch verbale Attacken gegen die Grünen aufgefallen war, hat sich ein neues Feindbild gesucht: die Achtundsechziger. 50 Jahre nach Studentenrevolte und sexueller Befreiung will Dobrindt eine „konservative Revolution“ anzetteln.

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Viele Bürger hätten das Gefühl, „dass sie in den Debatten mit ihren Positionen, ihren Meinungen und ihrem Alltag nicht mehr stattfinden. Dass der politische Kampf um Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und Toleranz allen gilt, nur nicht ihnen“, schreibt Dobrindt in einem Beitrag für die „Welt“ (Bezahlinhalt). Die Mehrheit der Menschen im Land lebe und denke aber bürgerlich. Es formiere sich eine neue Bürgerlichkeit. „Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger.“

Dobrindt und der Prenzlauer Berg

Als Symbol für eine seiner Meinung nach linke Meinungsführerschaft in Deutschland nennt Dobrindt in dem Bericht den Berliner Szene-Bezirk Prenzlauer Berg. Das wollte ZDF-Journalistin Marietta Slomka genauer wissen.

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    „Ich weiß nicht, welche Vorstellungen Sie vom Prenzlauer Berg haben“, hält sie dem schon sichtlich irritierten Bayern entgegen, „aber da wohnen vor allem deutsche Familien mit kleinen Kindern, dass sogar ein Eiscafé Ärger wegen Ruhestörung bekommt. Gegen wen wollen Sie da eine Revolution anzetteln?“ Und überhaupt: „Sind Sie sicher, dass das deutsche Bürgertum eine Revolution will?“ Dobrindt wird immer schmallippiger und meint, er könne dieser „Überinterpretation“ nicht folgen.

    „Richtet sich Ihr Aufruf auch gegen Merkel?“

    Slomka lässt nicht locker. Immerhin regiere ja in Deutschland seit zwölf Jahren eine CDU-Kanzlerin: „Richtet sich Ihr Aufruf zur Revolution auch gegen Frau Merkel?“ Dobrindt , schon leicht angeknockt, versucht sich zu retten, in dem er darauf verweist, ihm gehe es darum, dass „in der Meinungsdiskussion“ alle vertreten seien: „Wir müssen Achtundsechzig hinter uns lassen.“

    Dann setzt Slomka ihren Wirkungstreffer. Es sei in Deutschland heute problemlos möglich, dass Homosexuelle Minister werden, ein Theo Waigel bekäme nie mehr Probleme wegen einer außerehelichen Beziehung und „man kann sogar ein außereheliches Kind haben und als CSU-Politiker weiter Karriere machen“. Eine Anspielung auf CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer. „Wollen Sie das zurückdrehen?“

    Viel Beifall für Slomka im Internet

    Dobrindt ist inzwischen auf dem Rückzug. Er beschwört noch kurz die „christlich-jüdische Wertegemeinschaft“ in Deutschland, teilt noch einmal kurz gegen die Achtundsechziger aus – das war’s.

    Im Internet wird Marietta Slomka, die sich auch schon mal vor laufender Kamera mit dem damaligen SPD-Chef Sigmar Gabriel angelegt hatte, für ihr ebenso entlarvendes wie amüsantes Interview inzwischen gefeiert – und für Dobrindt gibt es reichlich Häme. Das klingt bei Twitter dann etwa so:

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    Auch Slomkas Moderatoren-Kollege Jan Böhmermann meldete sich zu Wort:

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