Weimar.

  • Im neuen „Tatort“ aus Weimar türmt Jürgen Vogel als mutmaßlicher Frauenwürger mit fast unaussprechlichem Namen aus dem Maßregelvollzug
  • Dabei wollten Nora Tschirner und Christian Ulmen doch ihre Zweisamkeit genießen
  • Der Weihnachts-„Tatort“ ist wieder richtig schön schräg

Wenn in einem Krimi gleich zu Beginn eine Figur fragt „Was sollte schon passieren?“, ist klar, dass nichts Gutes folgen kann. So auch im neuesten „Tatort“ aus Weimar. Dort läuft eine Krankenschwester im Maßregelvollzug gleich nach dieser Frage in ihr Verderben.

Der Fall der erwürgten Schwester und der daraufhin geflohene psychisch kranke Häftling rufen das Ermittlerpaar Dorn und Lessing

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auf den Plan. Doch natürlich ist längst nicht alles so, wie es zu Beginn scheint und schon gar nicht so, wie es der Zuschauer am Anfang durch die Augen des mit Medikamenten vollgepumpten Häftling „Gobi“

zu sehen glaubt.

Wie üblich braucht es einige unerwartete Wendungen, ungewöhnliche Hintergrundgeschichten und aberwitzige Dialoge, bis ein für seine skurrilen Einfälle bekannter Weimar-„Tatort“ fertig ist.

„Das Leben ist wie eine Bratwurst“

Das Erste zeigt „Der wüste Gobi“ an diesem Dienstag um 20.15 Uhr. Der neue Fall steht den vorigen in nichts nach: von seinen überzeichneten Charakteren wie dem vom wunderbaren Ernst Stötzner („Charité“, „Babylon Berlin“) gespielten Psychiatrie-Chefarzt Eisler, bis zu Sprüchen wie „Das Leben ist wie eine Bratwurst: Man weiß nie, was drin steckt.“

Zu den wiederkehrenden Gags gehören auch der fast unaussprechliche Name des Tatverdächtigen. Und die kaputte Heizung in der Wohnung des Ermittlerpaars, das seit 2013 zusammenarbeitet und eigentlich zu Hause lieber keine abtörnenden kühlen Temperaturen haben möchte.

„Tatort Weimar“: Jagd nach dem Würger

Fünf Jahre nach seiner Verurteilung bricht der dreifache Frauenmörder Gobi (Jürgen Vogel) aus der Psychiatrie aus. Er hinterlässt dort eine erwürgte Krankenschwester.
Fünf Jahre nach seiner Verurteilung bricht der dreifache Frauenmörder Gobi (Jürgen Vogel) aus der Psychiatrie aus. Er hinterlässt dort eine erwürgte Krankenschwester. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Gobi hat eine Vorliebe für Frauen und selbstgestrickte Unterwäsche. Die Kommissare Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) begutachten Gobis Handarbeiten.
Gobi hat eine Vorliebe für Frauen und selbstgestrickte Unterwäsche. Die Kommissare Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) begutachten Gobis Handarbeiten. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Mimi Kalkbrenner (Jeanette Hain) ist Gobis Verlobte. Hat sie etwas mit seinem Ausbruch zu tun?
Mimi Kalkbrenner (Jeanette Hain) ist Gobis Verlobte. Hat sie etwas mit seinem Ausbruch zu tun? © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Mimi ist jedenfalls die erste Person, die Gobi nach seiner Flucht aufsucht. Er fragt sich: Können diese Hände töten? Oder doch nur stricken?
Mimi ist jedenfalls die erste Person, die Gobi nach seiner Flucht aufsucht. Er fragt sich: Können diese Hände töten? Oder doch nur stricken? © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Professor Eisler (Ernst Stötzner) ist der Leiter der forensischen Psychiatrie. Er ruft die Kommissare zu sich, weil seine Frau erwürgt im Bett liegt.
Professor Eisler (Ernst Stötzner) ist der Leiter der forensischen Psychiatrie. Er ruft die Kommissare zu sich, weil seine Frau erwürgt im Bett liegt. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Die Leiche ist völlig verkohlt. Eisler hatte seine Frau mit einer Heizdecke warm gehalten. Doch es gab einen Kurzschluss.
Die Leiche ist völlig verkohlt. Eisler hatte seine Frau mit einer Heizdecke warm gehalten. Doch es gab einen Kurzschluss. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Hat Gobi wieder zugeschlagen?
Hat Gobi wieder zugeschlagen? © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Dorn und Lessing suchen nach dem getürmten Patienten.
Dorn und Lessing suchen nach dem getürmten Patienten. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Gobi und Mimi werden von jemandem überrascht.
Gobi und Mimi werden von jemandem überrascht. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Lessing ist bei einem actionreichen Sprung von der Terrasse in eine Waschbärfalle geraten.
Lessing ist bei einem actionreichen Sprung von der Terrasse in eine Waschbärfalle geraten. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Gobi flüchtet durch die Kanalisation.
Gobi flüchtet durch die Kanalisation. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Professor Eisler ist ihm auf der Spur.
Professor Eisler ist ihm auf der Spur. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Lessing und Dorn haben inzwischen durchschaut, wer für die Morde verantwortlich ist.
Lessing und Dorn haben inzwischen durchschaut, wer für die Morde verantwortlich ist. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Sie finden Professor Eisler verwundet in der Kanalisation.
Sie finden Professor Eisler verwundet in der Kanalisation. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
Polizeichef Kurt Stich (Thorsten Merten) ist stolz auf sein Team – und erzielt einen Erfolg gegen einen langjährigen Erzfeind.
Polizeichef Kurt Stich (Thorsten Merten) ist stolz auf sein Team – und erzielt einen Erfolg gegen einen langjährigen Erzfeind. © MDR/Wiedemann&Berg | Anke Neugebauer
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Fetisch für selbst gestrickte Dessous

An Sex mangelt es trotzdem nicht. Das liegt vor allem an dem recht einfach gestrickten „Gobi“ mit seinem entlarvenden Fetisch für selbst gestrickte Unterwäsche. „Ich fand die Idee mit den Dessous einfach sehr lustig. Spezielle Vorlieben muss es ja in jedem Leben geben“, sagt Darsteller Jürgen Vogel dazu, der nun wieder einmal in einem „Tatort“ eine entscheidende Rolle spielt und sichtlich Spaß an „Gobi“ hatte.

Das alles überrascht nicht. Immerhin kam das Drehbuch einmal mehr vom Duo Murmel Clausen und Andreas Pflüger. Wobei Ersterer schon für die Bücher zu Michael Herbigs „Schuh des Manitu“ mit verantwortlich zeichnete und Letzterer nicht die ersten „Tatort“-Kommissare auf Spurensuche schickt.

Der MDR scheint jedenfalls mehr als zufrieden mit der Schreibe zu sein. Auch beim zur Ausstrahlung für das kommende Jahr geplanten sechsten Fall von Dorn und Lessing durfte Clausen wieder ran.

Ein „Tatort“ im Stil von Tarantino

„Man muss aufpassen, dass es noch glaubwürdig bleibt und nicht zu überzogen spielen. Es darf makaber und lustig sein, aber der Krimi darf nicht fehlen – das Gleichgewicht ist wichtig“, fasst Vogel das Rezept eines Weimar-„Tatorts“ zusammen. „Tarantino mischt ja auch Humor mit Brutalität, Ernsthaftigkeit und sehr interessanten Charakteren.“

Und tatsächlich setzt „Der wüste Gobi“ mit Krankenschwestern in offenherziger Arbeitskleidung und einem blutig-absurden Finale auf Elemente, wie man sie vom „Inglourious Basterds“- und „Pulp Fiction“-Regisseur Quentin Tarantino gewohnt ist.

Das sagt Nora Tschirner zu Body Shaming und GNTM

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    Natürlich fehlt es aber auch nicht an Lokalkolorit. Vor allem Zuschauer westlich der Thüringer Landesgrenze werden neue Erkenntnisse über die geografische Lage Kanadas und ostdeutsche Begrifflichkeiten aus dem kurzweiligen „Tatort“ mitnehmen. (dpa)

    ARD, Dienstag, 26. Dezember, 20.15 Uhr