Berlin. Solide Qualität, aber ein Image wie Zahnschmerzen. Doch mit der Modefirma C&A muss man kein Mitleid haben: Mittelmaß macht Milliarden.

Die Idee ist witzig: Man bietet Passanten in der Innenstadt von Köln einen Tauschhandel: Ihr getragenes Marken-T-Shirt gegen ein neues Shirt mit dem C&A-Logo auf der Brust plus zehn Euro in bar. Trotzdem schlägt keiner ein. Allenfalls ein mitleidiges Lächeln ernten die Anbieter. Und warum will keiner? „Ist nicht so cool“, urteilt eine junge Frau knapp.

Der „ARD-Markencheck“ hatte sich am Montagabend das Unternehmen C&A vorgenommen. Dabei ging es nicht nur um „cool“ oder „stylisch“, sondern auch um Qualität, Umweltbewusstsein, Lohndumping. Das Urteil der Markenchecker: nun ja.

Mode für Reihenhausbesitzer mit Kombi

Reporter Herbert Kordes (3. v.l.) mit Experten der Düsseldorfer Akademie Mode & Design.
Reporter Herbert Kordes (3. v.l.) mit Experten der Düsseldorfer Akademie Mode & Design. © WDR/Klaus Görgen | Klaus Görgen

Das Unternehmen C&A ist ein Phänomen. Dem Image des langweiligen Billigheimers zum Trotz setzt der Konzern jährlich Milliarden um. Das Imperium verfügt über mehr als 2000 Filialen in 21 Ländern und beschäftigt mehr als 900.000 Beschäftigte. Kernmarkt von C&A ist Deutschland mit rund 500 Filialen. Der weit verzweigte Brenninkmeijer-Clan, dem das Unternehmen gehört, zählt mit einem Vermögen von geschätzten 25 Milliarden Euro zu den reichsten Familien der Welt. Der Stammsitz ist bis heute im westfälischen Mettingen angesiedelt.

So provinziell wie die Stadt im Tecklenburger Land, das zeigte die ARD-Doku, ist auch das Image von C&A. Mode für Reihenhausbesitzer mit Familie und Kombi, so das Urteil von Passanten in einer Fußgängerzone. Auch zwei „Design-Experten“ fanden im C&A-Sortiment eher wenig Hippes, eher „ein mittelmodisches Angebot“, eben etwas „für Leute, die sich einfach nur anziehen wollen“.

C&A-Kleidung im Blind-Test vor H&M und Hugo Boss

Doch auch dies machte der Markencheck deutlich: C&A leidet unter seinem Billig-Image. Die Doku-Macher ließen jeweils drei Abendkleider und drei Anzüge von C&A, H&M und Hugo Boss von Ballbesuchern begutachten – ohne Etikett, ohne Hinweis auf den Anbieter. Das Teil von C&A war dabei jeweils das weitaus günstigste.

Das Ergebnis: In beiden Kategorien lag das Produkt von C&A vor den teureren Produkten. „Es ist ganz schwer, aus einem Vorurteil wieder herauszukommen“, kommentierte ein „Markensoziologe“ für die ARD. Den Unternehmenssprecher schien das wenig zu stören, er verwies auf die „zwei Millionen Kunden täglich in Europa“.

Bio-Shirts fallen positiv auf

Guter Preis, „ordentliche“ Qualität, im Stil bisweilen hausbacken – das Ergebnis des Checks überraschte nicht so besonders. Dass die vom Modehaus angebotenen T-Shirts aus „Bio-Baumwolle“ ihre Bezeichnung verdient haben, weil sie nach ein paar Wochen auf dem Komposthaufen rückstandslos verfallen, fällt positiv auf. Dass das Unternehmen bei den gerechten Löhnen in seinen Fabriken in Entwicklungsländern noch „ausbaufähig“ ist, war angesichts von T-Shirts zum Preis von drei Euro erwartbar.

Fazit: An C&A werden sich auch künftig die Geister scheiden. Der Preis ist heiß, aber der Style-Faktor hält sich in engen Grenzen. Wer auf die Marke pfeift, ist hier nicht schlechter bedient als bei so manchem hippen Marken-Hersteller. Und wenn’s mal nicht gefällt, lässt sich das Hemd schließlich beim Kompost entsorgen ...