Miami. Dürfen Fernsehsender ihre Reporter mitten ins Gefahrengebiet schicken? Die ARD hat das bei Hurrikan Irma jetzt getan. Es hagelt Kritik.

Am Sonntagabend berichtet Jan Philipp Burgard live für die ARD-„Tagesschau“ aus Miami in Florida. Genau dort, wo wegen

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gerade Millionen von Menschen evakuiert wurden, steht der Reporter durchgenässt auf dem Balkon eines Hochhauses und wird vom Wirbelsturm so sehr durchgeschüttelt, dass er sich nur mit Mühe am Geländer und Mikro festhalten kann.

Während das Auge von Hurrikan Irma südlich von Miami die Florida Keys erreicht hat, berichtet Burgard davon, dass sich Schilder auf den Straßen der Metropole zu gefährlichen Geschossen entwickelt hätten, dass der Strom vielerorts ausgefallen sei. Regen peitscht ihm ins Gesicht. „Wer jetzt nicht in Sicherheit ist, für den ist es eigentlich zu spät“, sagt Burgard weiter. Für ihn selbst gilt das offenbar nicht.

Es hagelt Kritik für die ARD

Es sind gewiss spektakuläre Bilder, die die ARD mitten aus dem Gefahrengebiet sendet. Genau dafür muss der Sender Kritik auf Facebook einstecken. Etliche Nutzer werfen der ARD vor, Quote machen zu wollen und dafür das Leben ihres Mitarbeiters zu riskieren. „Hat der irgendwas erzählt, was er in einem geschlossenen Raum nicht erzählen kann?“ fragte eine Nutzerin.

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„Ich denke mal, die Zuschauer hätten auch ohne Livebilder geglaubt wie stark der Sturm gerade ist“, schreibt ein anderer.

Neben vielen weiteren kritischen Stimmen gibt es auch Lob für den Einsatz von Burgard, der sich nicht einmal von der Wucht des Hurrikans unterkriegen ließ. Routiniert und abgeklärt antwortet er – selbst als er von Nachrichtensprecher Gerrit Derkowski ernsthaft gefragt wird, was er eigentlich vom Hurrikan spüre.

Es geht noch schlimmer

„Ich hoffe, er kriegt dafür wenigstens ne fette Gehaltserhöhung!“, lautet eine tausendfach gelikte Forderung auf Facebook. „Ich finde es einfach nur krass, dass da ein Mensch mitten in den Sturm gestellt wird, um live zu berichten!“, schreibt eine Nutzerin.

Die Arbeit der Reporter offenbart an dieser Stelle eine Paradoxum: Auf der einen Seite rufen sie zu Evakuierungen auf, warnen tagelang vor den Gefahren, um sich dann auf spektakuläre Weise diesen zu stellen und in Angesicht der herandrohenden Katastrophe darüber zu berichten. „Denken Reporter, dass wir ihnen nicht glauben, wenn sie nicht in der Mitte eines Hurrikan stehen?“, fragt eine Nutzerin.

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Dass es noch eine Nummer härter als bei der ARD zugehen kann, beweisen derzeit zahlreiche Sender in den USA. Dort werden Reporter gerne mal direkt in Wasserfluten gestellt oder, wie es der US-Sender MSNBC gemacht hat, angeleint – damit sie bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern pro Stunde nicht wegfliegen.