Berlin. Disney steigt bei Netflix aus und will einen eigenen Streamingdienst. Das neue Angebot soll vor allem eine junge Zielgruppe ansprechen.

Als Netflix 2014 auch nach Deutschland kam, war die Freude unter den hiesigen Film- und Fernsehproduzenten groß. Schließlich galt der finanziell potente Streaming-Dienst aus dem Silicon Valley als potenzieller Abnehmer ihrer Filme und Serien.

Mittlerweile ist aus der Freude Ernüchterung geworden. Zwar sind inzwischen nicht wenige deutsche Produzenten mit den Amerikanern ins Geschäft gekommen. Doch mit den Konditionen der Online-Plattform hat so manche Produktionsgesellschaft Probleme. Netflix verlangt absolute Exklusivität. Das gehört zum Konzept des Dienstes. Eben gerade weil er Inhalte anbieten kann, die auf keiner anderen Plattform zu sehen sind, gelang es ihm, innerhalb kürzester Zeit weltweit mehr als 100 Millionen Abonnenten zu gewinnen.

Anfangs wurde die Strategie von Netflix auch von den großen Hollywood-Studios unterstützt. Doch damit scheint es nun vorbei zu sein: Der Medienkonzern Disney, der bisher viele seiner Produktionen exklusiv bei Netflix zeigt, kündigte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch an,

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. 2019 soll es losgehen. Disneys Vorstandsvorsitzender Robert Iger begründete den Schritt auch mit „einem dramatischen Anstieg der Nutzung App-basierter Mediendienste.“

Junge Zielgruppe nutzt zunehmend Streaming-Angebote

Tatsächlich bedienen Online-Plattformen wie die von Netflix und Amazon längst keine Nischenmärkte mehr. Insbesondere junge Zielgruppen wenden sich zunehmend vom traditionellen Fernsehen ab, das über Kabel, Satellit sowie Antenne verbreitet wird. Sie nutzen stattdessen Streaming-Dienste. Das kann einen Konzern wie Disney, dem mit ABC auch eines der größten amerikanischen TV-Networks gehört, nicht kalt lassen.

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    Dem Aufbau einer eigenen Plattform kommt zudem entgegen, dass viele der Disney-Inhalte sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten. Sie werden das Kernangebot des neuen Dienstes bilden. Produktionen der Disney-Töchter Marvel und Lucasfilm („Star Wars“) sollen zumindest vorläufig bei Netflix bleiben, weil sie laut Iger nicht zu der geplanten Plattform passen.

    Auf deutschem Markt ändert sich zunächst nichts

    Dennoch gab die Netflix-Aktie nachbörslich um fast fünf Prozent nach. „Die Ankündigung von Disney hat gezeigt, wie abhängig Netflix von den Inhalten Dritter ist, sagte der Analyst Michael Pachter vom amerikanischen Finanzdienstleister Wedbush der „Los Angeles Times“.

    Auf das deutsche Geschäft der Plattform dürften sich die Disney-Pläne hingegen zunächst kaum auswirken. Für Deutschland gibt Netflix keine Zahlen bekannt. Laut Branchenschätzungen soll das Unternehmen mit ein paar hunderttausend Abonnenten im deutschen Markt der Streaming-Dienste die Nummer zwei hinter Amazon sein. Netflix wird hierzulande aber weniger wegen Disney-Inhalten, sondern vielmehr wegen Serien wie „House of Cards“, „Orange Is The New Black“ oder „Narcos“ abonniert.