Berlin. SWR-Reporter haben die Herkunft von Hühnereiern in Supermärkten verfolgt. Ihr Fazit: Wo Bio draufsteht, ist nicht immer Bio drin.

Gerade beim Kauf von Eiern fühlen sich viele Verbraucher relativ sicher: Der Code auf jedem Ei verrät die Haltungsart des Tiers sowie die Herkunft, bis hin zum einzelnen Betrieb. Wenn dann noch auf der Verpackung von Freilandhaltung die Rede ist – was kann man das als kritischer und auf Tierschutz bedachter Kunde noch falsch machen?

Eine ganze Menge, sagt Edgar Verheyen. Der Reporter von „Report Mainz“ hat mit seiner Kollegin Monika Anthes monatelang in der Eier-Branche recherchiert, seine Dokumentation „Die Eierlüge“ läuft an diesem Montagabend um 21.45 Uhr in der ARD. Darin erheben die Autoren schwere Vorwürfe gegen die Branche.

„Wir haben uns konzentriert auf Eier, die in Supermärkten unter dem Stichwort Bio angeboten“, so Verheyen. Dabei seien die Reporter immer wieder auf „fragwürdige Methoden“ gestoßen. Vor allem drei Kritikpunkte nennt Verheyen im Gespräch mit unserer Redaktion:

Die drei Kritikpunkte an der Eier-Branche:

• Bio: Mit dem Begriff „Bio“ werde dem Verbraucher signalisiert, das Produkt stamme aus kleinen, überschaubaren Bio-Betrieben. „Tatsächlich aber“, so Verheyen, „stammen diese Eier fast ausschließlich aus Großbetrieben mit rund 30.000 Tieren.“ Diese Legebetriebe hätten „Ausmaße von industrieller Massenproduktion“.

Nicht selten werde ein Groß-Stall durch simple Stellwände in mehrere „Klein-Ställe“ umgewandelt – obwohl er de facto eine große Halle bleibt. „So umgeht man die Öko-Verordnung der EU, wonach nicht mehr als 3000 Tiere in einem Stall gehalten werden dürfen“, weiß Reporter Verheyen.

Luftverpackung: Große Tüte, wenig Inhalt

„Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf.
„Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt.
Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Montage: fmg
Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen.
Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest.
49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto.
Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf.
Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind.
Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft.
Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben.
Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig.
140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme.
Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein.
Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest.
39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen.
Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt.
44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich.
Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft.
Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein.
Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent.
Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
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• Freiland: Wenn in Supermärkten Eier aus „Freilandhaltung“ angeboten würden, sei dies in vielen Fällen zumindest irreführend. Verheyen: „In vielen Betrieben fehlt es an geeigneten Flächen für die Freilandhaltung. Deshalb verlassen die Tiere den Stall oft gar nicht. So wird aus Freilandhaltung in der Realität Bodenhaltung.“

• Tierschutz: In vielen Betrieben hätten die Unternehmen gar kein Interesse daran, dass die Tiere den Stall verließen, so das SWR-Team. Sie hätten Ställe beobachtet, in denen die Legehennen an den Auslaufklappen „mit Metallkrallen und Stromschlägen“ daran gehindert würden, ins Freie zu gelangen. „Auch dies“, so Verheyen, „ist ein klarer Verstoß gegen die Öko-Verordnung und damit rechtswidrig.“ (W.B.)

Die Eierlüge, ARD, Montag, 31. Juli, 21.45 Uhr

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